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Bericht

7. ElsterRocknacht

Shocked! & Magenschnaps

Samstag, 09. November 2002,
Kulturbundhaus, Leipzig

Mit den Elsterrocknächten, am 09.11.02 nun schon zum 7. Mal veranstaltet, besitzt Leipzig eine wichtige Plattform für qualifizierte Lokalmatadore wie auch für hoffnungsvolle Nachwuchsbands. Zu danken ist das der engagierten Kulturbundhaus-Crew, die mit viel Einfühlungsvermögen immer wieder gelungene Rockabende organisiert. Im November waren ‚Shocked!’ und ‚Magenschnaps’ eingeladen.

Sie machen Musik zur Freude und mit viel Spaß, aber das nehmen sie ernst. Ihr Rock ist gerade, klar strukturiert und ehrlich. Auch, weil sie nicht die ganz großen Ambitionen damit verbinden, haben sie es nicht nötig, sich schlecht erzogenem Geschmack anzupassen, sich der Mode zu unterwerfen. Der Bandname ‚Magenschnaps’ ist zwar sehr zufällig entstanden, mittlerweile könnte man aber behaupten, er sei Programm für reinen, ehrlichen, ursprünglichen Rock.

Die Musik ist daher auch eher simple, die Texte sind geradeheraus. Anspruch auf Perfektion erheben sie nicht und ihre Fans rekrutieren sich vorwiegend aus dem Bekannten- und Freundeskreis. Genau diese Punkte aber sind, was die Band und ihre Musik sympathisch macht. Mit ihrem ehrlichen alltäglichen Gebrauchsrock setzen Sebastian (Drums), Elke (Bass), Mathias (Gitarre) sowie Sänger und Gitarrist Holger einen Kontrapunkt zu sterilem Radiogedudel und Mtv-Retortenpop.  

‚Shocked!’ präsentierten ihre Rockshow ‚Faces Of Live’. Die Band um den harten Kern Matti Rabold (Bandleader und Bassist), Alexandra Georgia (Gesang) und Rainer Schöne (Keyboard) wird seit wenigen Monaten durch Tilo Dreist (Gesang) und Dan Kraut (Schlagzeug) komplettiert.

Wir erlebten eine spannende Handlung um Orest, Sayzew und die schöne fremde Alexa, die in hitverdächtige, rockige Titel gepackt von der ersten bis zur letzten Minute fesselte.

Der Druck kam besonders vom Bass, der bei vollem, runden Sound für den Schub sorgte. Seine Gesangsausbildung erhielt Matti Rabold eigentlich im klassischen Fach. Glücklicherweise besann er sich aber und wechselte die Seite. Nun schafft er sehr erfolgreich tiefgründige und mitreißende Kompositionen, hält am Bass immer wieder die Musik zusammen und übernimmt in Zeiten schmaler Bandbesetzung auch schon mal drei Stimmen in Personalunion. Gesanglich ist es für den ehemaligen Tenor mittlerweile kein Problem mehr, hohe und tiefe Parts rockig und mit der nötigen Lässigkeit zu interpretieren. Für die Überwindung klassischer Attitüden hat er schließlich auch hart gearbeitet.  

Ebenfalls eine essentielle Rolle in der Band spielt Rainer Schöne. Auch für ihn bedeutet seine klassische Ausbildung am Piano eine wichtige Grundlage für seine Improvisationen, bei denen ihn spieltechnische Schwierigkeiten nicht behindern können. Mit dem Keyboard musste er sich anfangs erst anfreunden. Jetzt scheint es seine Leidenschaft geworden zu sein. Großartige Harmonien in Verbindung mit passenden Keyboardsounds klingen zuweilend ergreifend traurig oder beflügeln durch ihre Fröhlichkeit. In „Living Like A Train“ baute er ganz nebenbei ein Zitat von Deep Purpel als Referenz an seine Lehrmeister ein.

Tilo Dreist und Alexandra Georgia harmonierten stimmlich gut und boten unter anderem in dem voller Wehmut und Nachdenklichkeit steckenden „Faces“ einige sehr schöne Satzgesänge. Leider überzeugte die Darstellungskraft der Akteure noch nicht so ganz. Während Alexandra in den letzten Jahren sehr intensiv nicht nur ihre stimmliche Ausbildung vorangetrieben hat, sondern auch am Entstehen der Titel ihren Anteil hat, mit dem Ergebnis, dass ihr ihre Rolle auf den Leib geschrieben scheint, muss sich Tilo seine Gesangsparts inhaltlich und stilistisch noch zu eigen machen.

Richtig heiß wurde die Luft dann, als zum Ende des Konzertes Christian Haase und Thorsten Spengler, Ex-Sänger bei „Shocked!“, zur Jamsession auf die Bühne kamen und es hatte den Anschein, als ob noch mal ein ganz besonderer Motivationsschub die Band erfasste. Eine schöne Überraschung!

PePe

 

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