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Bericht

8. ElsterRockNacht

Samstag, 08. Februar 2003,
Kulturbundhaus, Leipzig

Deutschrock zur 8. ElsterRocknacht‚ Christian Haase und Band und ‚Der 8. Tag’ sorgen für rockige Beats, Nachdenklichkeit und Poesie

Es scheint nicht plausibel, dass die örtliche Presse nicht mit besonderem Interesse die lokale Musikszene und deren Nachwuchsbands verfolgen sollte. Dennoch, die Medienpräsenz der „Elsterrocknächte“ im Kulturbundhaus war bisher trotz großem Engagements der Veranstalter nicht hoch. Eine Veranstaltungsreihe, die sich gerade um weniger kommerzielle Acts, um Lokalstars und den musikalischen Nachwuchs bemüht, führte daher bislang eher ein Insider-Dasein, obwohl es in den nun schon 8 Rocknächten immer wieder gelang, auch überregional bedeutende Bands zu verpflichten und das Programm auch dadurch stets abwechslungsreich und spannend zu gestalten. Zu den Gästen zählten somit unter anderem schon die Berliner New Metal Band ‚Harvest’, die Dresdner „Hip-Gun-Rocker“ ‚Chicago Jazzz’ wie auch die konzeptionell arbeitende Rockband ‚Shocked!’, die in Leipzig ihren Stammsitz hält, aber gerade auch in Sachsen-Anhalt und bis in den Raum Mecklenburg hinein begeisterten Zuspruch findet.

Ein Novum nun am 08.02.2003, dankenswerter Weise hatte diesmal die LVZ ihr Interesse gezeigt und war mit Redakteur und Bildreporter vertreten. Offensichtlich hatte Christian Haase, der als neuer Gundermann gefeierte Songwriter geschafft, was etlichen Bands vor ihm zu Unrecht nicht gelungen war, das Interesse der Lokalpresse zu wecken.  

Supported wurde seine Band zuvor von ‚Der 8. Tag’. Die vier Leipziger im selben Genre wie Haase zu finden, thematisieren in ihren engagierten Texten auch Politik und Umwelt. Klare Gitarrensounds, abwechselnde Soloparts, ein straightes Bassspiel und differenzierte Schlagzeugarbeit geben den Songs einen guten Drive. Leider war der Gesang das schwächste Glied – schade, denn die Qualität der Texte hätte mehr verdient.

Als Finish gelang ihnen mit dem Neill Young Titel „Cortez The Killer“ ein besonderer Höhepunkt und eine Überraschung. Dieser Song, von Young in den Siebzigern zum Gedenken an die amerikanischem Größenwahn zum Opfer gefallenen Indianer geschrieben und heute nicht ohne erschütternde Parallelen, ging nicht nur wegen des Satzgesanges und des wunderbaren Flötenspiels auf einer traditionellen Indio-Flöte unter die Haut.

„Wer ließt denn so was?“ Die Frage war schon alleine angesichts der in ihr steckenden Suggestion peinsam und ließ nur ein Dementi zu. Haase hielt eine bunte Bilderzeitung nach oben und fragte, wer denn wohl für seine eigene Verdummung bezahlen würde. Unwillkürlich verspürte man das Bedürfnis, eindeutig Stellung zu beziehen. Schneller noch hatte er aber das Objekt verachtend nach unten geworfen. Man war sich einig, dass man von diesem Abend und den Beteiligten mehr Niveau erwarten durfte.

‚Christian Haase und Band’ haben wieder im Handumdrehen ihre Fans zu begeistern verstanden. Mit seinen deutschsprachigen Songs wird Frontmann Christian Haase (ac-git/voc) schnell in der Liedermacherecke gerückt. Das ist weder unerklärlich, noch ganz unberechtigt. Seine Songs sind Lieder, scheinbar „nur“ Alltagsgeschichten über Zwischenmenschliches. Transparente Sounds, klarer Rock’ n Roll lassen sie nicht nur gut verstehen, sondern machen sie einprägsam. Die engagierte, emotional aufwiegelnde Interpretation seiner Texte über diese wichtigen Dinge im Leben, Liebe und Respekt, ist spannend und glaubwürdig. Zum „Gundermann“ fehlt ihm dann aber doch noch ein Stück Reife. Nicht, dass er nichts zu sagen hätte, es ist eher seine verwegene Selbstsicherheit. Die schnoddrige Art eines jungen Schnösels kann interessant und sympathisch wirken, bei ihm verrät sie aber schon Selbstgefälligkeit. Er ist gut, aber für sein Ego noch nicht gut genug. Jung genug ist er, aus dem vorhandenen Entwicklungspotential etwas zu machen. Wünschen wir ihm, dass er als erstes lernt, sich selbstkritischer in Frage zu stellen.

Wilma

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