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Bericht

Vorausscheid

"Junge Musiker gegen Gewalt und Rassismus"

Brain [FAQ], LE'ger, Propaganja,

Die Strickjacken, Rampous, Slaves Of Music

Freitag, 04. April 2003, Anker

LEger

Aus einem äußerst inhomogenen Pool junger Bands aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen etablierten sich am zweiten Courage Wochenende gleich zwei Ska/Reggae-Formationen für den Endausscheid am 26.04.2003 im Leipziger Anker.

Mit sehr unterschiedlichen Beiträgen vom Rock über Death Metal, Punkrock, Ska und Reggae bis hin zum Pop und mit erheblichen Differenzen in Bezug auf die musikalische Reife präsentierten sich am Freitag Abend wieder sechs Bands im Anker.

LEger

Als Publikumsband konnte sich dabei ‚LE’ Ger’ aus dieser Menge hervorheben. Und man muss gerechterweise zugeben, die fünfköpfige Leipziger Formation mit der definitiv schönsten Schlagzeugerin seit Sheila E. hatte nicht nur die Unterstützung der größten Fangemeinschaft, sondern überzeugte auch mit Können. Ihre deutschen Pop/Rock Titel hatten intelligente, humorvolle aber teilweise noch etwas sperrige Texte. Schwungvolle, fröhliche Musik sorgte für viel Stimmung. Sie machte Spaß und wirkte sofort ansteckend. Die stimmlichen Qualitäten der Sänger verrieten sofort eine gute Ausbildung. Kein Wunder bei ehemaligen Thomanern. Überbreite Schlipse tragend bedienten sie beide auch die Keyboards. Bemerkenswert wäre auch noch der Einsatz des guten alten Wa-Wa-Pedals durch den Gitarristen.  

Propaganja

Für den Entausscheid qualifizierten sich allerdings, und nicht zu unrecht, ‚Propaganja’ aus Bad Salzungen mit Ska/Reggae, in den sie auch HipHop Elemente und Rap einfließen ließen. Ein großes Aufgebot an Instrumenten, zwei Keyboards, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Saxophon sowie zwei Sänger, die im Satzgesang ausgezeichnet harmonierten, garantierten für Abwechslung, regten zum Tanzen an und sorgten für Freude und Partystimmung. ‚Propaganja’ haben den Reggae im Blut. Daher war ihre Show auch nicht künstlich sondern vermittelten die Musik und die deutschen und englischen Texte genau die Lebensfreude und Energie, aber auch die kritischen Aspekte, die mit dem Reggae verbunden sind.  

Brain FAQ

Ganz sicher hätten auch die Metaller ‚Brain FAQ’ aus Stollberg für ihren Vortrag, der sich durch eine geschlossene Konzeption auszeichnete, eine Würdigung verdient. Mit ihrer bis in’s letzte Detail durchdachten Show, Virtuosität an den Instrumenten und der Einheit von Komposition und Text war es wohl der perfekteste Beitrag an diesem Abend. Schlagzeug und Bass gaben einen maschinenartigen Rhythmus vor. Durch konsequente Synchronität aller Musiker setzte dieser sich auch während der häufigen rhythmischen Wechsel und Breaks bedingungslos fort und erzeugte einen hammerharten Groove. Mehr noch anklagend und verzweifelnd als brutal setzte der Gesang die Texte um, eine logische und angemessene Form, sich mit heutigen Gesellschaftsproblematiken kritisch auseinander zu setzen um auf Ignoranz und Intoleranz zu reagieren. Doch gewinnen konnte leider nur einer und das Metal-Genre spricht nun mal weniger die Allgemeinheit statt spezielle Liebhaber an.  

Die Strickjacken

Nach soviel guter Musik war zum Schluß der Veranstaltung beinahe schon in Vergessenheit geraten, dass ‚Die Strickjacken’ als Starterband bereits einen sehr guten Beitrag aus der Rock’ n Roll Ecke geleistet hatten. Obwohl die Eilenburger in dieser Besetzung erst seit einem halben Jahr Proben, machten ihre Titel wie auch ihre Show bereits einen ausgereiften Eindruck. Mit viel Bewegung rockten sie energiegeladen über die Bühne. Einen besonderen Applaus verdient hier noch einmal der sportliche Einsatz des Leadgitarristen, der nicht nur sein Instrument hervorragend beherrschte, sondern spielend gleich noch eine Rollerückwerts hinlegte.  

Die Strickjacken

Schön, dass das Festival auch für junge Nachwuchsbands, die noch ganz am Anfang ihrer musikalischen Entwicklung stehen, eine Möglichkeit gibt, vor garantiertem Publikum und ohne größeres Risiko, Bühnenerfahrung zu sammeln. Die im Sommer 2002 gegründete Schülerband ‚Rampous’ aus Leipzig nutzte diese Chance schon recht selbstbewusst. Fünf junge Leute auf der Suche nach ihrer musikalischen Identität versuchten sich in Punkrock. In welche Richtung es jeden einzelnen von ihnen in der Zukunft treiben wird, wird sich erweisen.  

Ein ganzes Stück zu groß war die Bühne allerdings für die ‚Slaves Of Music’. Die vier, zeitweise fünf Musiker zwischen Kindheit und Jugend verloren sich darauf und hatten deutlich Mühe, ihre Unbeholfenheit und Aufregung im Griff zu halten. Jeder, der jemals sich traute, auf eine Bühne zu treten, weiss, dass anfangs Unsicherheiten und auch Pleiten absolut normal und notwendig sind. Gerade deswegen hätte ihnen ein Erfahrenerer den guten Rat geben können, sich vorerst in kleinerem Rahmen zu probieren.

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