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John Mayall supp. Wolfe Mittwoch, 02. April 2003, | ||||||
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Ein
Mann, ein Mixer und eine geschmissene Veranstaltung – oder: Was sonst
noch nicht geht. Das war neu! John
Mayall war wieder in der Stadt, der Ziehvater solcher bedeutender
Musiker wie Eric Clapton, Jack Bruce, Peter Green, John McVie, Mick
Fleetwood, Andy Fracer, Mick Taylor. Eric Clapton nannte es „eine
unwahrscheinlich wertvolle Schule für Musiker“ An seiner Seite sind sie
groß geworden, um dann im Musicbusiness zu Weltruhm zu gelangen. Mayall
selbst ist eher der bescheidene, weniger schillernde Mentor geblieben, ein
ausgezeichneter Musiker mit feinem Gespür für große Talente. Und so
setzt sich auch seine aktuelle Band aus bemerkenswerten Virtuosen
zusammen. Gitarrist Buddy Whittington fiel bereits im vergangenen
Jahr auf der Parkbühne durch sein kraftvolles wie ebenso leichtfüßiges
Gitarrenspiel und einen durchdringenden, warmen, blueslastigen Gesang auf.
Auch Keyboarder Tom Canning beeindruckte damals schon mit seinem
akzentuierten Spiel. Weiterhin gehören zum Line up Bassist Hank van
Sickle sowie Schlagzeuger Joe Yuele. |
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Mayall und seine Band erfinden den Blues oder Bluesrock nicht neu. Auch dass sie weitere Stilelemente wie den Jazz oder Country streckenweise mit einfließen lassen, ist keine Revolution, nicht sensationell. Aber in technischer Brillanz und mit ideenreichen Improvisationen verteidigen die Band und der Blues-Pionier die Traditionen des Bluesrock in hoher Qualität und retten die Freude am Genre in das elektroniklastige dritte Jahrtausend. Straighte Gitarren-, Elektropiano- und Keyboardsounds, die sich ineinander vermischen, ein warmer, prägnanter Bass, der gewissermaßen die klangliche Basis dafür schafft und ein groovender Rhythmus von einem abwechslungsreich und dezent geschlagenen, voll klingenden Drumset. Um
diese klangliche Vielfalt erleben und genießen zu können, hätte es an
diesem Abend allerdings eines Technikers bedurft. Aber wen auch immer man
für den Ton geschickt hatte, jeder motivierte Taubstumme hätte es
besser gemacht! |
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Das Dilemma begann bereits beim Soundcheck, der viel zu lange dauerte und die Nerven der Musiker strapazierte. Während des Konzertes musste mehrfach wegen technischer Probleme abgebrochen werden. Der Sound war durchweg absolut schlecht, obwohl der von Natur aus eher ruhig und zurückhaltend wirkende John Mayall regelmäßig und mit Nachdruck und auch längst nicht mehr freundlich Anweisungen an die Technik gab. Vom herrlichen Gitarrenspiel Whittingtons waren oft nur laute, stechender Töne wahrzunehmen. Dafür war John Mayalls Gesang beständig viel zu leise. Die Orgel plautzte ihren vollen Sound viel zu laut in den Saal, so dass häufig Mayall’s E-Piano gar nicht zu hören war. Angenehm war dann endlich ein Boogie Woogie. Klar, den spielte Mayall, alleine auf der Bühne, solo. Hier war viel Zeit für den Techniker, der aktuellen Aufforderung John Mayall’s nachzukommen und die Orgel herunterzuregeln. Aber da hätte man sich ja bewegen müssen, und das schaffte der bereits in Apathie gefallene und auf dem Reglerpult hängende Typ nicht mehr. |
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Zum
Thema Lichttechnik lässt sich nur so viel sagen: es gab auch Scheinwerfer. Zu
deren miserablem Einsatz muss man hier nicht unbedingt Ausführungen
treffen. Rückblickend kann man aber noch den Pressefotografen dankbar
sein, die innerhalb der ersten Titel mit ihrem Blitzlichtgewitter solange
schamlos die Musiker „abfeuerten“, bis sie von John Mayall
genervt zum gehen aufgefordert wurden. Das war sicher ein Fehler. Sie
brachten wenigstens ein paar Lichteffekte auf die Bühne. Alles das zermürbte die Musiker merklich. Von Spielfreude kann man überhaupt nicht reden. Vielleicht ging da gerade ein Musiker-Alptraum über die Bühne und man hoffte nur noch auf ein schnelles Ende. Die armen Jungs aus Amerika konnten ja nicht einfach nach Hause gehen, so wie ich es dann gemacht habe. pepe
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