Startseite aktuelle Termine, Berichte, Infos Spezial - Interview - Stories - Hintergründe Berichte-Archiv Bands - Clubs - Veranstalter - Nützliches Impressum - E-Mail - Copyrightinfo

LE-Nightflight

Bericht

Cyndi Blackman Group

Dienstag, 08. Juli 2003, Moritzbastei Leipzig

Cyndi Blackman

Wenn sie zuhaut, hebt es sie aus den Angeln. Und wo sie zuhaut, wächst kein Gras mehr, muss auch nicht. Da wird gerockt, gejazzt, da gibt es Funk and Soul, auf alle Fälle aber erstklassige Musik mit erstklassigen Musikern. Die kleine Frau mit dem ungeheuren und ausdauernden Bums steht mit solchen Größen auf der Bühne wie Lenny Kravitz, Jacky Terrasson, Pharoah Sanders, Joe Henderson.

Im Juni/Juli war sie mit ihrer eigenen, mit der ‚Cindy Blackman Group’ auf Europa Tournee und unter anderem in der Leipziger Moritzbastei zu Gast. Zur Group gehören außer ihr keine geringeren als David Gilmore und Matt Garrison.

Den Bassisten durfte das jazzinteressierte Leipziger Publikum bereits im Herbst des vergangenen Jahres im Spizz erleben. Da gehörte „the great Matt Garrison“ zur ‚Pharoah Sanders Group’ und beeindruckte auf seinem voluminösen Fünf-Saiten-Bass mit diszipliniert straightem Spiel und einer außerordentlich vielseitigen und präzisen Technik.

David Gilmore, Gitarrist und Komponist, steht ebenfalls für hervorragenden Jazz und ist für Innovation ebenso bekannt wie für seine stilistische Vielseitigkeit zwischen populärem Jazz Fusion, Pop, Funk. Mit seinem Bruder Marque, Matt Garrison und Aref Durvesh veröffentlichte er 2001 das sehr beachtete „Ritualism“, ein Album, das traditionelle Kultur aus Afrika, Indien und Brasilien vereint.

Cyndi Blackman

Eine orchestrale Einleitung begleitete den Aufmarsch der Drummer Lady. Doch zielgerichtet nahm sie am Drumset platz. Ohne Showgehabe und lange Verbeugungen begann Cindy Blackman hochkonzentriert. Ein kräftiger Trommelwirbel verebbte und schwoll wieder an. Dazu klang das Hihat, im fliegenden Wechsel traktierte sie mal die kleinen Trommeln, mal die Toms, wodurch der Rhythmus ungeheuer lebendig wurde. Minutenlang ereiferte sie sich und zelebrierte dabei jede einzelne Note. Wenn sie ausuferte, verfolgte der Bass in der Rolle der Rhythmusgitarre die Grundlinie, spielten Gilmore und Garrison in Zweistimmigkeit, bereiteten sie ihr den Soundteppich auf dem sie ihr Set tanzen ließ. Ein Dauergrollen zog an- und abschwellend über Toms und Trommeln. Triolen liefen über das Set wie tausend Triller, bis sie sich in ein langes Solo verstieg, dass wie ein warmes Sommergewitter anmutete. Keine Note wurde dem Zufall überlassen. Jeder einzelne Schlag schien im dynamischen Verlauf seine unumstößliche Bedeutung zu haben.

Matt Garrison

Dann wieder blieb genügend Raum für ihre Musiker, sich im Free Jazz und Funk auszubreiten. Nun hielt das Schlagzeug zusammen und trat hinter die Soli von Gitarre oder Bassgitarre zurück, wenn zum Beispiel der Präzisionstechniker Garrison einen Dauerlauf quer durch die Tonleitern unternahm und sich scheinbar bedrohlich von der Gruppe entfernte bevor Gilmore den Faden solistisch weiterspann. Schließlich steigerte das Trio gemeinsam kontinuierlich die Intensität und Spannung, um nach einem energischen Wirbelsturm plötzlich in angenehmen Dur Harmonien zu landen in denen die drei langsam Beruhigung fanden. Leise verhallte das Stück durch die zart gezupften und geschlagenen Saiten von Gitarre und Bass.

David Gilmore
Doch derartig friedliche Momente waren eher die Ausnahme. Die Dame ließ es krachen, rockte hart. Selbst in den leisen Parts trommelte sie ungeheuer intensiv und energisch. Da gab es kein Flirren, kein feines Zisilieren, kein geheimnisvolles Rascheln und schon gar keinen Moment zum innehalten, zum erholen, zum staunen.

David Gilmore verwöhnte uns hin und wieder mit sphärischen Sounds, wenn er zum Beispiel sehr sparsam und experimentell den Wimmerhaken einsetzte und der Sound fast schon an Orgelklänge erinnerte. Auch Matt Garrison entlockte seinem E-Bass sehr experimentelle Töne und Sounds durch sein technisch innovatives Spiel. Misses Blackman wiederum beeindruckte am stärksten durch ihre Intensität und Kraft, ihre Präzision und Geschwindigkeit sowie ihren scheinbar grenzenlosen Ideenreichtum in Rhythmik und Metrik. Ihr Geheimnis wird bleiben, wie die kleine Person, die es bei jedem heftigen Trommelschlag vor Druck aus dem Sattel wirft, den Konflikt zwischen statischen Anforderungen und physischen Voraussetzungen löst.

pepe

 

 

« oben

Copyright © le-nightflight.de

[Home] [Aktuell] [Feature] [Archiv] [Links] [Kontakt]