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LE-Nightflight

Bericht

Scrooge

Donnerstag, 15. Januar 2004,
Moritzbastei, Leipzig 

Andreas Grosskopf und ‚Scrooge’ - Guerilla Jazz

In der NaTo das Thread Quintett und der Jazzclub lud in den Hopfenspeicher ein – bereits zwei Veranstaltungen, die in dieser Donnerstag Nacht Jazzfreunde vor eine schwierige Wahl stellten. Dass Andreas Grosskopf zu seinem Projekt ‚Scrooge’ in die Moritzbastei geladen hatte, ging in diesem Kontext leider zu unrecht etwas unter. Schlechtes Timing. Dennoch füllte sich die Veranstaltungstonne zu später Stunde noch beachtlich. Die Neugierigen, die hierher fanden, sollten ein innovatives und anregendes Programm erleben, durch das Schlagzeuger Alexander Beyer humorvoll und sympathisch führte.

„Würmer die auf Hindernisse prallen“ –das kann schon recht diffus sein, auch witzig. Auf alle Fälle war es kein typischer Starter, der sich gleich mal beim Publikum einzukratzen versuchte. ‚Scrooge’ mussten sich ihrer Sache wohl ziemlich sicher gewesen sein, als sie dieses Stück an den Anfang des Sets stellten und sollten Recht erhalten. Ihre Würmchen krabbelten leise, verträumt und fast unbemerkt in verschiedene Richtungen, bis sie aufgeregt und quirlig und mit sich zuspitzender Intensität neue Wege suchten. In einer kraftvollen Hook fanden sich die drei Musiker dann wieder zusammen. Das Stück zwischen verträumten, gefälligen Passagen, freien Jazz-Improvisationen und rockig jazzigen Linien verlangte den Zuhörern Aufmerksamkeit ab und belohnte sie dafür mit einer Vielseitigkeit an Klangerlebnissen und musikalischen Bildern.

Gefälliger, melodiöser und durchgängiger ließ der nächste Titel erst mal Raum zur Besinnung. Andreas Grosskopf wechselte dafür vom Sopran- zum Tenorsaxophon. So vielseitig und dennoch ausgewogen gestalteten ‚Scrooge’ die folgende anderthalb Stunde. So bauten sie Geschichten und griffen dafür auf einen innovativen wie unorthodoxen Mix der Stilmittel zu. So unterschiedlich die Charaktere der einzelnen Stücke auch waren, insgesamt ergab sich ein interessanter Spannungsbogen wie gleichsam eine harmonische Einheit. Stücke, in denen sie die Polyrhythmik zelebrierten und mit rhythmischen Breaks spielten, wechselten mit verhaltenen, verträumten Erzählungen oder mit kraftvollen, rockigen Titeln. Ohne Peinlichkeit bewegten sie sich auch zwischen Poplinien und gefälligen, jazzigen Interpretationen, als sie über ein Thema solierten, dass sie sich untereinander weiterreichten und welches jeder der drei auf seine Weise weiterentwickelte. Beruhigung und Entspannung fanden hier ausreichend Raum. Auch für Soundspielereien des Gitarristen ergaben sich Gelegenheiten. Allgemein setzte er häufiger Halleffekte ein und erinnerte sein Gitarrensound an eine angenehme Mischung aus Andy Summers und Nguyen Le.
„5:99 AM“ war dann wieder so ein Titel zum Eintauchen. Was auch immer sich der Komponist und Namensgeber vorgestellt haben mag, Hier war etwas ganz langsam am erwachen, und entwickelte sich sanft, verklang wieder und führte die Gedanken in einen Tagtraum. Begonnen hatte das Stück mit einem leisen, verhaltenen Schlagzeugspiel. Die Jazzbesen sirrten über Trommeln und Becken. Die Gitarre mischte sich mit Zurückhaltung ein und das Altsaxophon nahm eine schöne, getragene Melodie auf. Gebannt flogen die Gedanken weiter. Irgendwann war Applaus wahrzunehmen. Langsam kapierte man – das war’s.

Noch einige groovige, kraftvolle, nachdenkliche oder auch Freejazz beeinflusste Titel schlossen sich an, bis ‚Scrooge’ meinten, das Programm sei beendet. Das Publikum war allerdings anderer Meinung und blieb einfach sitzen. Einfach abbauen und verschwinden? Da musste schon noch eine kleine Zugabe folgen. Der Schlagzeuger, der eigentlich auf die Bühne zurückkam um die Technik einzusammeln, musste nun erst mal den Rest der Truppe reaktivieren. Zu der ‚gehörten an diesem Abend der Leipziger Andreas Grosskopf (Saxophon), Alexander Beyer (Schlagzeug), Friedrich Kienle (Bass) und der Gitarrist Oliver Schmidt.

 

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