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LE-Nightflight

Feature

Boing. (Agrupapulci)

Martin & Sebastian im Interview mit LE-Nightflight 

Das Agrupapulci lebt!

- Es war nie wirklich weg. Denen zu liebe, die sich mit dem außergewöhnlichen Namen schwer taten, reduzierten ‚Boing Agrupapulci’ ihren „Rufnamen“ auf ‚Boing.’. Getrost kann man aber schon mal wieder mit üben anfangen. Von Martin Endt war zu erfahren, es gibt eine Internetseite, auf der die Leute für das ‚Agrupapulci’ voten können. Ernsthafte Pläne bestehen, den zweiten Namensbestandteil wiederzubeleben. Vor viereinhalb Jahren hat die Ska-Rock-Punk-Crossover-Band ihre Karriere in Weißenfels in kleinen Schritten begonnen. Doch schon bald räumten sie wichtige Preise nahezu im Vorbeimarsch ab. 2001 waren das jeweils Platz Eins beim „Kickstart-Festival“ in Halle und beim „Rock Open L.E.“ in Leipzig. Am 30.04.2002 standen die Sieger des 4. Jugendfestivals dann schon auf der „Courage“-Bühne vor dem Völkerschlachtdenkmal. Der Publikumspreis und der ‚Große Preis’ gingen im Januar 2003 an sie, als sie im Haus Leipzig ‚Band des Jahres 2002’ wurden. Im Sommer 2003 veröffentlichten sie ihr 2. Album „All That Counts Somehow“, dass bisher im Eigenvertrieb mehr als 500 mal verkauft wurde. Zur Zeit touren sie zusammen mit ‚Born Cool’ und ‚Fifty50’. Ein Gig führt sie dabei sogar in die Schweiz. Über ihre erste große Niederlage können ‚Boing Agrupapulci’ mittlerweile herzlich lachen.

Martin: Wir haben in Weißenfels angefangen, hatten da sehr wenig Auftritte. Wir haben auch auf irgendwelchen Hochzeiten gespielt.

Sebastian: Von einer Taubstummen! Das war unser erster Auftritt - auf einer Hochzeit von einer Taubstummen!

Martin: Genau. Und ihr hat’s nicht gefallen.

Sebastian: Obwohl sie nichts gehört hat!

Martin: Sie saß ganz vorn und hat sich die ganze Zeit nur aufgeregt, was das für eine schlechte Band wäre.

Sebastian: Und dann sind wir in Halle ziemlich gut angekommen und haben mittlerweile fast dreißig mal in Halle gespielt. Bis wir gesagt haben, o.k. jetzt machen wir hier mal einen Cut. Denn man kann sich auch tot spielen. Wir haben eigentlich aus Spaß gesagt ‚So jetzt probieren wir das Selbe mal in Leipzig.’ In Leipzig sind wir nun auch schon bei zwanzig Auftritten. Jetzt machen wir’s so, wir spielen in Halle zwei, drei mal im Jahr und in Leipzig zwei, drei mal und darüber hinaus versuchen wir, deutschlandweit zu spielen.

LE-N: Wo steht ihr augenblicklich im Bezug zur Regionalmusikszene? Also, wo siehst du euch? Seid ihr schon so bekannt, dass euch ein gewisser Ruf bereits vorauseilt?

Martin: Es kommen auch viele, die sagen „Also ich habe den und den getroffen, der kommt aus Leipzig, der hört die und die Musik. Und da habe ich ihn gefragt ‚kennst du Boing’ und er hat gesagt nein.' So was gibt es auch oft. Ich kann das nicht beurteilen.

LE-N: Wie ist eure Beziehung zur Szene überhaupt? Es gibt ja unheimlich viele Bands in Leipzig, Wettbewerbe sowieso. Wie ist dein Eindruck. Gibt es so etwas wie eine Community? Aus unserer Sicht kocht jeder so ein bisschen sein Süppchen und ein Großes und Ganzes gibt es eigentlich nicht.

Martin: Da gibt es ja die neue Seite ‚bandcommunity’ in Leipzig, die jetzt versucht...

LE-N: ... ein bisschen die Fäden zu ziehen.

Martin: Also bei uns ist es so, wir haben befreundete Bands, auf jeden Fall. Es läuft eben immer darauf hinaus „Könnt ihr uns dort supporten, dürfen wir euch dort supporten, können wir dort mitspielen?“. Das ist ja überhaupt nicht einfach. Es gibt bestimmt schon 10 Bands, die uns etwas vermittelt haben. Aber was sollen wir machen, wir sind ja froh, wenn wir selber Auftritte kriegen. Wir hatten das mit ‚Carbonix Acid’ zum Beispiel gemacht oder mit ‚Zombie Joe’. ‚Infrarotschrei’ war noch eine Band aus Weißenfels, die es nicht mehr gibt. Mit der hatten wir so ein Tandem. Was wir jetzt machen, ist eine Tour mit ‚Born Cool’ und ‚Fifty50’ aus Leipzig. Wir bieten den Veranstaltern das Dreier-Paket an, die anderen haben keine Sorgen mehr. Es hat den Vorteil, dass ‚Born Cool’ Mitglieder aus früheren, bekannteren Bands hat wie ‚Think About Mutation’ oder ‚Jumblers’. Und so ist es dann auch einfacher, die zu buchen. Sie freuen sich, dass das jemand übernimmt. Wir freuen uns, dass wir Auftritte haben.

LE-N: Also, in dem Beziehungsgeflecht hat man oft mit den selben Leuten zu tun - aber eine übergreifendere Community zwischen den Bands?

Sebastian: Ich weiß was du meinst. Es gibt da keine großen Verbindungen, erstens vom Musikstil nicht, persönlich eigentlich auch nicht. Aber hier treffen einfach ein paar gute Komponenten zusammen. Die erste Komponente wäre, dass Joe, der Ex-Gitarrist von ‚TAM’ und jetzt Gitarrist bei ‚Born Cool’, uns live ziemlich gut findet. Und ich denke mir, sich auch bewusst ist, was unsere Live-Show seiner Band bringen würde als Paket. Dann ist es für uns natürlich gut, dass Joe zu den ganzen Clubs noch Beziehungen aus früheren Tagen hat. Es ist halt immer sehr schwierig zum Beispiel in Jena ins Kassablanca reinzukommen, wenn du keine Booking-Agentur hast oder kein Label. Das ist so ein Handshake. Es ist eigentlich o.k.

Martin: Na, es geht eigentlich mehr um die ganzen vielen Newcomerbands hier in der Region. Ich wüsste auch nicht, wie so eine Zusammenarbeit in der Tat funktionieren könnte. Wir haben uns auch eingetragen in der ‚bandcommunity’. Da kamen zum Beispiel Leute auf uns zu und haben gefragt, was wir uns wohl dort einschreiben würden, wir hätten doch genug Auftritte. Man merkt schon, dass Konkurrenzdenken da ist. Ich habe uns dort nur eingetragen, damit - wenn jemand eine Frage hat, zum Beispiel „Könnt ihr da eine Band mit reinnehmen?“ - er dort die Adresse findet. Es ist ja auch so, wenn man eine Band aus der Region gut findet, und sie finden uns gut, da kommt man auf jeden Fall ins Gespräch, macht was zusammen. Wir haben jetzt zum Beispiel auch mit ‚The Marvin Effect’ etwas gemacht oder wir haben ziemlich viel mit ‚Fat Acts’ zusammengespielt, die es auch nicht mehr gibt, aus Halle beide, ‚Carbonix Acid’ habe ich schon erwähnt. Aber zum Beispiel die 79 Bewerberbands bei ‚Band des Jahres’, da haben maximal 20 Potential. Der Rest ist einfach nicht gut genug.

Sebastian: Das ist aber o.k. Die Spreu wird sich immer vom Weizen trennen. Wenn es nicht so viele geben würde, dann würde sich auch nicht die musikalische Landschaft entwickeln. Bands, die nie eine Chance haben werden - es ist schon o.k., dass es die gibt, definitiv.

LE-N: Irgendwer fängt immer an und wenn eine Band nicht läuft, dann bildet sich eine neue. Irgendwann setzt sich auch eine Qualität durch, wenn sich die richtige Konstellation zusammenfindet.

Sebastian: Das glaube ich heute nicht mehr. Qualität setzt sich heute nicht unbedingt durch.

LE-N: Na, so wie ihr es macht, in einem bestimmten Fankreis, in einem bestimmten regionalen Bezug kann man was bewegen. Der große Wurf ist natürlich eine andere Sache.

Sebastian: Das hältst du wirklich nur durch, so einen Low-Level, wenn du einen Haufen Idealismus rein steckst. Letztendlich ist es ein finanzielles, ein emotionales und auch ein kräftezehrendes Verlustgeschäft. Wenn du nicht die Musik hättest, nicht zu deiner Musik stehen würdest, so dass du sagen kannst, die Musik baut mich immer noch so auf, die brauche ich, wenn das nicht mehr wäre, würde es schwierig. Weil es stresst. Das sind Details, weißt du. Das ist schon anstrengend - am Wochenende zum Proberaum fahren, sich einen Bus mieten, das Zeug vom Proberaum in den Bus packen, dann mit dem Bus 200 km nach dort fahren, dann dort als erster da sein, spielen, früh um eins oder um vier abbauen, dann wieder zurückfahren, das Zeug wieder in den Proberaum schleppen, und am nächsten Tag vielleicht das Selbe noch mal. Wir werden ja auch alle nicht jünger.

- Allgemeines Lachen -

Sebastian: Aber Idealismus schreiben wir ganz groß.

Martin: Der Traum vom großen Knall, den gibt es auch nicht mehr. Also, es gibt keinen großen Knall. Wenn es so was gäbe wie weiter hoch zu kommen, nur dann, wenn wir weiterhin alles selber machen, vielleicht sogar ein eigenes Label irgendwann, was sich theoretisch jetzt schon lohnen würde, bei den Verkaufszahlen, die wir mit der CD schon haben.

Martin: Das Wichtigste ist einfach nur, dass man soviel wie möglich spielt. Und dann natürlich – dort stehen und merken, dass es gefällt.

flo/pepe

 

Das vollständige Interview wird demnächst an dieser Stelle veröffentlicht.

 

weiterlesen Bericht Recordrelease-Party:

> Boing. 19.07.03, Tangofabrik - LE

 

 

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