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Manfred Maurenbrecher 21.04.2004, Alte Schlosserei, Leipzig | ||||||
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„Man kommt nicht durch als Zaungast.“ Und
wenn man Manfred Maurenbrecher über den Weg läuft, kann man auch
ganz schnell zum Hauptakteur seiner Geschichte geraten, wie die alte
Dame im Bus, das freundliche junge Mädchen, die plötzlich
unfreiwillige Mitspielerin im Gegenteilrede-Spiel wurde. Am 21. April
war Manfred Maurenbrecher zu Gast zum 4. Küchenkonzert. Der
Lieder-Tour e.V. hatte in die Alte Schlosserei eingeladen. Der
LE-Nightflight nutzte die Gelegenheit zu einem Gespräch über neue
Projekte im Allgemeinen und über den für den 04. Juni geplanten
Abend im Dreierpack mit Johannes Kirchberg und Sebastian Birr im
Speziellen. LE-N: Johannes Kirchberg und Sebastian Birr, ihr kennt Euch schon etwas länger. Hängt das auch mit der „Liedertour“ zusammen, die es ja schon ein paar Jahre gibt? MM: Ja, was Johannes angeht, stimmt das. Ihn habe ich durch Frank Oberhof und die „Liedertour“ kennen gelernt. Aber den Sebastian kenne ich schon länger. Schon seit bestimmt acht Jahren kenne ich Michael Günter, der aus Brandenburg ist. Er und Sebastian hatten mal ein Duo zusammen. LE-N: Aha. Weil ich schon einige Parallelen in den Tourstationen entdecken konnte, hatte ich vermutet, dass ihr euch auf diese Art und Weise kennen gelernt hattet. MM: Sebastian war öfter mal zu Gast beim Mittwochsfazit. Mit seinem Pianisten Jan Mareck hatte er ein Tucholsky-Programm. Da waren sie ein paar mal zu Gast. LE-N: Ihr macht im Juni – wieder für die „Liedertour“ - ein Programm zu dritt. Habt ihr spezielle Vorstellungen. Bereitet ihr euch ein bestimmtes Repertoire vor? Also nicht vorbereiten im Sinne von proben, sondern dass man sich darüber Gedanken macht, was man miteinander machen könnte? MM: Ich gehe mal davon aus, dass wir nicht so viel miteinander machen. Wir werden uns vielleicht vorher Kassetten schicken. Aber es wird zuerst ein mal so sein, dass jeder sein Programm macht und es vielleicht drei, vier Nummern gemeinsam geben wird. Drei Leute an einem Abend – die Zeit geht auch schnell vorbei! LE-N: Ja. Meine Frage daher, weil du dafür bekannt bist, dass du viel improvisierst bzw. dass Programm relativ offen lässt und dich eher davon inspirieren lässt, wie das Publikum reagiert. Bei Johannes Kirchberg ist das Programm normalerweise schon mehr strukturiert. MM: Stimmt. LE-N: Wie das zueinander finden wird bin ich schon gespannt. MM: Na ja, das wird schon ganz gut gehen. Also Johannes und ich hatten in Frankfurt schon einmal einen Abend, den wir uns mit ein paar anderen geteilt haben. Das passt schon gut zusammen. LE-N: Und welche neuen Projekte hast du für dieses Jahr noch geplant? MM: Also, dass ich mein Buch, an dem ich schon ziemlich lange schreibe, zu ende bringe und dass ich dann auch einen Verlag dafür finde. Das müsste jetzt den Sommer über endlich mal gelingen. Es zieht sich schon lange hin. Und dann sitze ich auch an einer neuen CD, die im Herbst raus kommt. Das ist ganz sicher. LE-N: „Gegengift“, angekündigt als neues Programm ist ja nun doch nicht mehr ganz so treffend. [Anmerkung: Die Veranstaltung mit Manfred Maurenbrecher am 22.04.2004 im Spizz, Leipzig] MM: Nee, hat das jemand als neu angekündigt? LE-N: Ja so steht es jetzt in den Zeitungen. MM: Echt? Nee. Obwohl, du musst ja dazu auch bedenken, das wird überhaupt nicht so sein, wie vor anderthalb Jahren. Der Titel ist zwar alt, aber eigentlich ändere ich das ständig. Insofern ist das immer ein bisschen blöd. Es gibt ja auch Orte, wo ich unter einem Titel zweimal hinfahre und wo dann die Leute das zweite mal sagen: „Also ich bin eigentlich gekommen, weil ich dachte, du machst das selbe.“ Das ist eben nicht so. |
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LE-N: Darf ich noch mal zu der CD zurückkommen. Wer wird da involviert sein, oder wird das eine Solo-Sache? MM: Nein. Das wird keine Solo-Sache sein. Derjenige, der die vorherige CD produziert hatte, Andreas Albrecht, der macht auch die Produktion. Er wird aber selber mitspielen, Schlagzeug und Keyboard. Und dann gibt es noch den Gitarristen Marco Ponce Kärgel. Wir werden diesmal ein bisschen basteln. Es entsteht im Wohnzimmer mit Elektronic, mit modernen Mitteln. Manches auch am Flügel, aber schon so, dass es diesmal etwas soundlastiger ist. LE-N: Es wird also diesmal nicht so lofi, wie Du es schon mal propagiert hattest, dass man praktisch mit Taperecorder nur das auffängt, was man gerade bringt. MM: Na ja, lofi ist es in sofern schon, weil man zu all diesen Sachen gar keine Studios mehr braucht. Man hat einen Computer und ein gutes Programm und kann damit eigentlich alles machen, wofür man noch vor zehn Jahren teure Studios bezahlen musste. LE-N: Das Erscheinungsdatum steht aber noch nicht fest? MM: Insofern, dass ich mich drei Tage Ende Oktober im BKA in Berlin eingemietet habe, oder die mich engagiert haben. Da soll die Premiere sein. Bis dahin muss die Platte fertig sein. Also ich schätze mal Ende September wird sie fertig sein. LE-N: Dein Fokus auf die Welt und Deine Mitbürger immer im Blick, gibt es da auch Sachen, die du beobachtest, die neu sind in dem Sinne, dass die Leute sich so verändern, dass es für dich immer spannend bleibt, die Leute zu beobachten? MM: Ja das bleibt. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, die und die Themen sind dazugekommen. So ist es ja eigentlich auch nicht. Ich finde es nach wie vor spannend, Leute zu beobachten. LE-N: Also es ist immer noch anregend und substantiell für neue Texte? MM: Ja, also ich muss sagen, dass ich im Moment weniger Lieder schreibe, weil ich mit dem Buch beschäftigt bin. Und da ist es ja anders. Da habe ich einen Plan, den ich zwar leider dauernd umwerfe, aber irgend wie ist es doch so, dass er da ist. Also, ich neige dazu, ich beobachte oder ich erlebe etwas und will das dann gleich einbauen. Das geht natürlich auf Dauer nicht. Umgekehrt kann man sagen, bin ich wohl nicht der optimale Romanschreiber. Das ist nicht meine Art, glaube ich. Insofern bin ich wirklich froh, wenn der fertig ist. Die Lieder leiden natürlich ein bisschen darunter. Ich habe weniger geschrieben. Aber die, die ich geschrieben habe, sind glaube ich wieder besser, als einiges davor. |
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LE-N: Die Band Puls, mit der du schon gearbeitet hast, hat ja auch eine neue Platte veröffentlicht. Habt ihr noch Kontakt miteinander? MM: Klar. Also Andreas und Marco sind ja von Puls. Die Band hat aber im Moment eine Krise als Band. Die wird es so wohl auch gar nicht mehr geben. Deren Platte - sie haben da unheimlich viel Energie rein gesteckt - ist nicht so auf ein Echo gestoßen. Jetzt sind zwei Leute nicht mehr dabei. Da wird sich zwangsläufig etwas neues entwickeln. LE-N: Wird mit deiner neuen Platte auch eine Tour folgen? MM: Eine richtige Tour mache ich ja eigentlich nie. Nur mal so ein Wochenende, zwei, drei Auftritte und dann wieder zurück. Das ist mir lieber. Na ja, mal eine Woche, aber länger finde ich’s auch nicht schön. Als wir mit dem Mittwochsfazit da waren, hatten wir sieben Tage hinter uns. Da war Leipzig der letzte und danach kam noch eine Woche Berlin. Das war mir schon fast zu viel so am Stück. LE-N: Erschöpft es sich dann auch für einen selber, wenn man das immer wieder vorträgt? MM: Ich finde es auch zu anstrengend. Ich habe es schon gerne, wenn mal wieder ein paar Tage zu hause dazwischen sind. Ich meine, mit der Bahn ist man so schnell. Also Deutschland ist ja nun nicht so groß. Da ist man schnell überall. So dass ich dann lieber mal zurückfahre und nach zwei Tagen wieder los. LE-N: Ich denke, auf der Bahn hast du auch so eine Beobachterposition. Da kann man sicher gut seine Studien treiben? MM: Ja. Natürlich. LE-N: Die Zusammenarbeit mit Kirchberg, kann die sich vielleicht noch vertiefen über diese einmalige Geschichte hinaus? MM: Wird man sehen. Wir kennen uns ja auch schon eine Weile. Was ich mir gut vorstellen könnte wäre, dass wir mal etwas zusammen schreiben. Die Bühnenauftritte sind schon sehr unterschiedlich. Da glaube ich, wird sich nicht so eine längerfristige Zusammenarbeit ergeben. Ich kenne das ja auch von anderen Leuten. Es gibt eine Sängerin und Kabarettistin aus dem Ruhrpott, die ich sehr schätze, Andrea Bader, sie war auch schon öfter hier in Leipzig. Mit ihr habe ich auch Sachen zusammen geschrieben. Ich weiß aber genau, dass wenn wir auftreten, sie sehr genau wissen muss, wann was ist - „dann gehst Du von links nach rechts...“ – das ist alles nicht mein Ding. Das passt dann nicht so richtig. Aber ansonsten machen wir viel zusammen. |
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LE-N: Du hast in den letzten Jahren sehr viel mit jüngeren Kollegen zu tun. MM: Ich glaube das war ein glücklicher Zufall, genau zehn Jahre her. Da war ich in einer Phase, in der ich wenig aufgetreten bin, aus familiären Gründen und auch weil ich genug beim Rundfunk zu tun hatte. Es stagnierte auch irgendwie und ich hatte das Gefühl, es gibt immer weniger Publikum, dass sich dafür interessiert. In Berlin schon gar. Da wurde schon langsam angefangen, ein bisschen hämisch zu schreiben. In der Situation habe ich durch Zufälle Leute kennen gelernt, die zwanzig Jahre jünger waren und die aus dieser Leseszene kamen, die sich gerade etablierte. Die hatten gefragt: „Hättest du nicht Lust, so eine Lesebühnen-Veranstaltung neu zu gründen?“ Die fanden was ich mache irgendwie toll. Da habe ich mich ziemlich rein gestürzt, ohne danach zu fragen, ob man damit was verdient. Ich weiß noch genau, dass ich nach hause kam nach einer Besprechung und zu Christiane gesagt habe: „Ich habe tolle Leute kennen gelernt und alle wollen, dass ich da mitmache. Aber trotzdem werde ich nie mehr als fünfzig Mark mit nach hause bringen.“ Das war so. Aber es war richtig. Es hat sich dann auch finanziell so entwickelt, dass jetzt das Mittwochsfazit mit die beständigste Einnahmequelle ist. Immer wenn wir in Berlin spielen, ist es richtig voll. Diesen Jahresrückblick, da haben wir drei Wochen gespielt und es war neunzehn mal ausverkauft. Es waren ca. viertausend Leute da. Das konnte man vor zehn Jahren natürlich nicht ahnen. LE-N: Du hattest aber auch schon mal geäußert, dass das Mittwochsfazit vielleicht schon ein bisschen müde wird, über die lange Zeit. MM: Ja, wir haben ja die Kurve gekriegt. Wir machen es jetzt gar nicht mehr so oft. Im fünften oder sechsten Jahr haben wir es wirklich noch regelmäßig jeden Mittwoch gemacht. Das ist dann einfach zu viel. LE-N: Ist es noch so, wie du es mal beschrieben hattest, dass du auf dem Weg dorthin die Stücke erarbeitest. MM: Ja ja, das war jetzt wieder genau so. LE-N: Und damit bleibt die Sache auch immer noch frisch. Insofern war ja die Aussage wieder mal typisch „Ich bin selber gespannt, was nun hier [Anmerkung: hier in der Alten Schlosserei] passieren wird?! flo + pepe weiterlesen: Feature LE-Nightflight: Manfred Maurenbrecher Interview Archiv LE-Nightflight: Manfred Maurenbrecher 30.11.02 Archiv LE-Nightflight: Mittwochsfazit - Maurenbrecher, Bjerg, Evers 28.09.03
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