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LE-Nightflight

Bericht

Migala

Dienstag, 07. Dezember 2004

naTo, Leipzig

Die pure Neugierde trieb mich in die naTo. Mit Migala war eine Band angekündigt, welche in ihrer spanischen Heimat schon als Headliner bei großen Festivals gefeiert wird. Die Vorschußlorbeeren der beigefügten Presseerklärung im vorab taten ihr übriges.
Ich begab mich mit angenehmen Gedanken an die inzwischen hierzulande häufigeren Auftritte der Vertreter von der iberischen Halbinsel und daher zugleich in großer Erwartung zum Ort des Geschehens. In der naTo, immer eine sichere Bank für interessante Neuentdeckungen und Bewusstseinserweiterungen, sollte nun der letzte Auftritt der 7 köpfigen Formation aus Madrid sein, die ihr neuestes Album "la increible aventura" auf ihrer ersten Deutschlandtournee vorstellten. Also auf zur Leipzigpremiere.

Nomen est omen. Ein unglaubliches Abenteuer erwartete die ca. 150 Leute, welche das Wagnis eingingen und sich auf eine seltene Mischung von musikalischen Stilen einließen. Kurz gesagt ist die Musik von Migala wohl als epischer Postrock mit ausgesprochener atmosphärischer Dichte zu bezeichnen. Man meint Vorbilder wie Calexico, Red House Painters, Mazzy Star, Willard Grant Conspiracy oder Tindersticks auszumachen. Manchmal fühlt man sich auch an Filmmusiken von Giardini Di Miro oder Ennio Morricone erinnert.
Schon der Opener "Tucson, Game Over" verdeutlichte, dass diese Musik mit dem Adjektiv cineastisch versehen werden muss. Passend zu jeden Titel flimmerten daher surrealistische, romantisch verklärte und zuweilen wilde Bilder über die Leinwand.

Nachdem der erste visuelle Beitrag, eine Autofahrt, im getragenen Americana-Sound begleitet, beinhaltete, folgte zugleich mit "El Caballo del Malo" ("Das Pferd des Bösen" vom Album "Arde" 2000) ein waschechter Westernsoundtrack. Übrigens halte ich die Bezeichnung des Liedes angesichts der sinnlos um sich knallenden Reiter mit Hut sehr angebracht. Ich bin nun mal kein Freund solcher Cowboy- Streifen. Nachdem mit "WWW" die Gegenwart wieder erreicht war, wurde es nun mit "El Imperio del Mal" (endlich!) etwas heftiger. In dieser dramaturgischen Reihenfolge könnte man den Abend beschreiben.  
Durch gelungene Tempi Wechsel zog sich eine gewisse Spannung durchs Konzert. Instrumentalmusik vom feinsten dominierte den aufwühlenden Abend, wozu die glorreichen sieben Madrillenen nicht allein die üblichen Rockerwerkzeuge bedienten, sondern auch auf Streicher, Banjos, Mandolinen und eine herrliche Pedal Steel-Gitarre zurückgriffen. So beruhigten auch zum einen Klänge des Akkordeons, der Mundharmonika das Gemüt und ließen es zum anderen durch die sich zu wahren Klanggebäuden aufrichtenden tres Gitarreros a la derecho wieder so richtig in Wallung kommen. Da folgte zum Beispiel auf die zwei traurigen, desillusionierten und klassisch angehauchten Nummern, "Dear Fear" und Your Star, strangled", die ganze Lebensfreude und Intensivität der spanischen Folklore. Interessanterweise hatte dieses für mich schönste Stück mit "Sonnenwende" einen deutschen Namen.
Doch der Eingang unserer Landessprache in das Werk von spanischen Bands ist inzwischen zwar noch selten, aber schon nichts Neues mehr. Man denke da zum Beispiel an das geniale Album "Fölktergeist" von Mägo de Oz. Doch darauf wurde trotz des Fremdganges beim Namen dann aber doch nur Spanisch gesungen. Gesang war heute kaum das Thema. Die wenigen Ausnahmen gab es dann in Englisch und die rauchige Stimme dazu erinnerte mich da ständig an Tom Waits.
Als zum Schluss dann noch Flugunterricht mit Herrn Rust gegeben wurde ("Lecciones de Vuelo") war das Konzert, sowie die neueste Produktion mi Track Nummer 10 zu Ende, bzw. runtergespielt. Natürlich wurde vehement eine Zugabe erstritten, welche folgerichtig mit "El Tigre que hay en ti". War es doch der einzige Titel von "den unglaublichen Abenteuern" der noch fehlte und da das Publikum so gut drauf war gab es noch den "Gurb Song" (von "Asi duele un verano" 1998) und "A fistful" (von der ersten CD "Diciembre 3a.m." 1997) zu Gehör. Aber dann war wirklich nur noch der Heimweg angesagt. Ohne Leinwand vor den Augen, aber mit vielen Bildern und Klängen im Kopf! Das Abenteuer hat sich gelohnt!

 
Heon

 

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