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LIVE ON STAGE Wintercamp 2005 mit 22TiMeS, Hotelzimmer Inferno, Gamblers’s mind, Blossom, Shaype, Gomd, Mensa Samstag, 15. Januar 2005, Vereinshaus Großpösna bei Leipzig | |||||||
Im „verflixten siebenten Jahr“ seines
Bestehens startete das LIVE ON STAGE Wintercamp 2005 am Samstag
hoffnungsvoll die neue LOS-Saison mit sechs starken Nachwuchsbands.
Das Können der Preisträger war wieder beachtlich und lag nah
beieinander. Der Kommentar des Bandleaders der Siegerband ‚Blossom’
zum eigenen Erfolg daher: „Ich kann das alles gar nicht verstehen.
Und überhaupt sind ‚Shaype’ viel geiler. Die Jury muss besoffen
sein.“ Die CD-Produktion haben ‚Shaype’ zwar nun nicht gewonnen,
aber mit dem Booking von 6 Konzertterminen können sie als
Zweitplatzierte wohl auch sehr zufrieden sein. Der Publikumspreis ging
an ‚Gambler’s mind’ und ist, verbunden mit einem
Einkaufsgutschein im Wert von 500,- Euro, auch kein Trostpreis.
‚22TiMeS’, ‚Hotelzimmer Inferno’ und ‚Gomd’ konnten
zumindest ihre Chance, sich als überzeugende Live-Band mit guter Bühnenpräsenz
und ordentlichen Songs zu präsentieren, auf’s Beste nutzen. Das LIVE ON STAGE im Winter, veranstaltet vom KuHstall e.V. und unter anderem unterstützt vom Kulturraum 05, ging am Samstag bereits in die siebente Runde. Zum „Selbstläufer“ ist das Wintercamp mittlerweile geworden sagt die Organisatorin Anja Fröhlich. Von 56 Bewerbungen aus dem gesamten mitteldeutschen Raum konnten sich sechs Finalisten qualifizieren, die nach den traditionellen Workshops am Tage ab 20 Uhr in der gut besuchten Halle des Bürger- & Vereinshauses Großpösna um die Preise spielten. |
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Das Projekt LOS etablierte sich mittlerweile zu einer wichtigen und anerkannten Plattform für talentierte Newcomer. Die werden hier am Anfang ihrer Bandkarriere professionell unterstützt, erhalten Beratung in Fragen wie zur eigenen Präsentation oder zu den Arrangements, zu den Spielregeln im Business usw. Und sie bekommen die Möglichkeit, unter professionellen Bedingungen auf einer großen, technisch bestens ausgestatteten Bühne aufzutreten. Ihre Leistungen werden von einem kompetenten Jurorenteam beurteilt. Und die ausgelobten Preise (z.B. Tourbusgestellung, professionelles Fotoshooting, Plattenproduktionen, Tour Booking, Band-Couching) können immer auch den individuellen Bedürfnissen der Band angepasst werden. Kein Wunder also, dass das Interesse der Bands, hier dabei sein zu können, ebenso wächst, wie die Resonanz im Publikum. Etwa 400 zahlende Gäste konnten diesmal gezählt werden. Und die haben für ihre 4,- Euro Eintritt vom ersten bis zum letzten Beitrag vier Stunden lang richtig gefeiert. |
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Und das gehört zur Tradition – der Abend startet mit einem Interview mit den Gewinnern des Vorjahres-Sommercamps. 2004 ging die CD-Produktion bei HEARTDISCOrecords/studios Magdeburg an ‚Mensa’ (damals noch ‚Stearic’). Seither werden sie von den ‚Scycs’-Mitgliedern und Produzenten Dirk Alstein und Tom Michme betreut. Darauf legte der Frontmann aber wert: sie seien „nur“ die Drittplatzierten gewesen! Die erste Preis ging damals an ‚Auf Jeden’ die waren mit einer 12-Konzerte-Tour bestens bedient. Und die CD’s passten wie maßgeschneidert auf ‚Stearic’. Das Fazit, das sich aus dem Interview mit ‚Mensa’ und ihren Heartdisco-Betreuern Dirk und Tom ziehen ließ: Der Erfahrungsaustausch zwischen einer jungen Band und alten Haasen wie den ‚Scycs’, Kontakte, die sich im Studio ergeben, seien der größte Profit, den Newcomer durch einen solchen Preis ziehen könnten. Aber auch für die eigene Motivation sei der Erfolg beim LOS im Sommer 2004 und die Arbeit mit Heartdisco wichtig gewesen. |
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Der erste Act des Abends zu sein, ist nicht, was man sich bei einem Bandcontest wünscht. Scheinbar kein Problem damit hatten ‚22TiMeS’. Die Punkrockband aus Löbau spielte locker und schwungvoll vom ersten Moment an. Angenehm selbstbewusst und ungezwungen, schnörkellos ohne lange Ansagen und ohne unbeholfene Pausen war ihr Auftreten. Flott verlief das Programm. „Schnell, wir haben keine Zeit!“ Ermahnte der Frontmann. Aber das war Scherz und keine Hatz.“ Einen schon ziemlich bühnensicheren Eindruck hinterließen sie. Die Band spielte gut zusammen, Schlagzeug, Gitarre und Bass produzierten einen starken Groove. Bei Breaks fanden sie gemeinsam sicher den Punkt. Dynamische Schlagzeugarbeit die der Songentwicklung entsprach, variable Gitarrensounds und insgesamt gute, differenzierte Songs, die sicher und schon „abgehangen“ wirkten, zeichneten den ersten Beitrag des Abends aus. | |||||||
Aus Leipzig kamen ‚Hotelzimmer Inferno’. Punk-Rock’n’Roll einmal bockig bitte. Auch die Leipziger traten sicher auf und ihr Programm war flüssig. Das Prädikat „bockig“ stammt von ihnen selbst und bezieht sich wohl im Besonderen auf die provozierende und aufmüpfige Attitüde der Sängerin, die im schicken kleinen Schwarzen die Bühne abschritt. Provokant und durchdacht sind aber auch die deutschen Texte, in denen von kaputten Beziehungen und zerrissenen Gefühlen die Rede ist oder die mit Wut und Trauer die selbstzerstörende Gedanken- und Morallosigkeit anprangern. Mit Worten wie „...perverser Gestank, perverses Verfaulen“ wird von den Jungen abgeurteilt. Die spitzen Vocals, die die Frontfrau überzeugend platzierte, unterstützten die Aussagekraft der Interpretationen. Rhythmisch abwechslungsreich und dynamisch differenziert wurde sie von der Band begleitet, die so auch den Mangel an Stimmkraft etwas ausbügelte. | |||||||
Für die nächste Band, ‚Gamblers’s mind’, wurde jetzt noch eine Menge Gerätschaft aufgefahren, Percussion-Set, Keyboard, Doppelhalsgitarre, Posaune – das sah ja schon mal vielversprechend aus. Und dann kam die gutgelaunte Mannschaft aus Beierfeld auf die Bühne. Ihre Fans hatten den weiten Weg aus dem Erzgebirge ebenfalls nicht gescheut. Englische Texte, vielseitige, schöne und teilweise sehr hitverdächtige rockende Pop Songs aus dem Genre Rock/Classic Rock, umfangreiche Instrumentalparts, qualifizierte Soli des Leadgitaristen, abwechslungsreiche Sounds, romantische Intros vom Keyboard und schöne Arrangements ließen die Musik unter die Haut gehen. Und bei den Textzeilen „…this magic moment should be never forgot...“, gingen tatsächlich die Feuerzeuge hoch. Nach einem überzeugenden Auftritt war die Traube vor der Bühne zufrieden mit ihrer Lieblingsband und rief unablässig nach Zugabe. Zugabe konnte es natürlich nicht geben, aber den Publikumspreis und damit verbunden einen Warengutschein beim Musikhaus Thomann in Höhe von 500,- Euro. | |||||||
Zur Abwechslung war nun mal wieder eine Leipziger Band an der Reihe, die erste Ska/Reggae-Band des Abends – ‚Blossom’. Ihr christlicher Hintergrund sei für sie sehr wichtig und für ihre Texte, ihre Musik unbedingte Einflussgröße. Sie gewannen den Contest und damit die Produktion von 300 Maxi-CDs im Wert von 500,- Euro. Aber nicht nur göttliche Fügung verhalf zum Erfolg, sondern in erster Linie wohl ihre ziemlich professionelle, humorvolle und spritzige Show wie auch die sehr hohe musikalische Qualität ihres Beitrages. „Guten Abend. Ich habe gehört, dies ist eine Tanzveranstaltung. Außerdem wurde heute früh in den Workshops gesagt, man soll laut reden, deutlich sprechen und gut singen. Ich hoffe, wir erfüllen alle diese Punkte.“ Hoffte ihr witziger Gitarrist und Frontmann. Sie erfüllten sie. Zudem warteten sie mit stimmungsvollen Bläsersätzen, funky Gitarrensounds, rockigen Riffs, Rap-Einlagen und beeindruckenden Soli auf. | |||||||
Das war eine ziemlich starke Vorlage für die befreundete Band ‚Shaype’ aus Mölkau. Mit hartem Rock und starker, souliger Röhre der Frontfrau Jasmin, die sich die Erkältung kaum anmerken ließ, viel Groove und Drive und einigem Funk erspielten sie sich den 2. Preis, das professionelle Booking für sechs Konzerte. Und dabei hatten sie gleich am Anfang Pech, verloren viel Zeit wegen einer gerissenen Bass-Saite. Die Lücke versuchte Jasmin mit Humor zu füllen, mit ein bisschen „Drum’n’Bass ohne Bass“. „Na Georg, zeig doch mal, wie gut du das kannst.“ Zum Schlagzeug improvisierte sie gelungen ein paar Vocals und rettete so einige Minuten. Roland an den Keys warf schnell noch ein Stückchen von Bach’s Toccata ein. Als es der Basser endlich geschafft, konnte man feststellen, er spielte sehr viel professioneller, als er neue Saiten aufzieht, da kam lockeres Tapping mit rundem, vollem Ton und funky Sound und versöhnte wieder. Und nun konnten „Shaype“ endlich doch noch zeigen, dass sie mit einiger Bühnenerfahrung und großer Präsenz richtig geile Stimmung zu machen wissen. | |||||||
Den kurzweilig verlaufenen Abend rundeten ‚Gomd’ aus Dresden mit gefälligem Indie-Rock/Pop ab. Vom Schlagzeug kamen auch härtere Beats. Die Stimme der Sängerin, mit der sie teilweise Effekte erreichte, die sich anhörten wie eine Mischung aus ‚Cranberrys’ und Björk, war angenehm warm und kraftvoll. Nicht immer ganz durchgearbeitet schienen hingegen die Gesangslinien. Die waren häufig atmosphärische angelegt, aber nicht immer prägnant genug ausgesungen. Grungige und funkige Gitarrensoundelemente und ein schöner, durchgängiger Groove sowie der Einsatz der Akustikgitarre machten die Musik aber auf jedem Fall zum schönen Erlebnis. | |||||||
Die spannende Zeit des Wartens auf die Jury-Entscheidung überbrückten die Sommercamp-Sieger ‚Mensa’ (früher Stearic) aus Jena mit Deutschrock, durchdachten Texten und gutem Drive. Sie beeindruckten damals schon mit erstaunlich viel Bühnenerfahrung und Bühnenpräsenz. Schön zu sehen, dass sie sich auch im Punkt Performance seither noch ein ganzes Stück weiterentwickeln konnten und das professionelle Coaching im Scycs-Studio mehr Sicherheit auf der Bühne bringt. Ein Effekt den man auch im Wintercamp 2004 bei 'Mohnblau' beobachten konnte. Mohnblau gewannen in der Folge wie zur Bestätigung den f6 Music Award im Januar 2004 in der Columbia-Halle Berlin. pepe |
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