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Hotel Europa Sonntag, 13.02.2005 Moritzbastei, Leipzig |
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Bei ’Hotel Europa’ quälen der Gitarrist und der Bassist vor allem für den Spaß die Saiten. In dem Projekt können sie ganz ungezwungen abrocken, was ganz anderes probieren als bei ihrer Stammband Boing, sich auf neue Weise verwirklichen. Es ist wie Urlaub, wichtig als Ausgleich und als Motivationsschub. Mit ihrem Hauptprojekt hat es nichts zu tun. Und diese Verbindung wollen sie auch gar nicht dargestellt sehen. Und doch, spätestens wenn es um den guten Zweck des heutigen Konzertes geht, kommt man nicht ganz umhin, eine bevorstehende Asien-Tour anzusprechen. Doch zunächst stehen da vier Musiker auf der Bühne, die es krachen lassen, denen man die Freude anmerkt und die scheinen, genau in diese Band zu gehören. Für das Publikum haben die neuesten Entwicklungen in der Leipziger Rock-Szene mindestens zwei gute Seiten, nämlich zwei neue Bands, die mit frischer Spiellaune und alter Erfahrung sauber Musik machen und dabei jeweils einen eigenen Stil verfolgen. Neben der Band des heutigen Abends wäre das noch ‚Gran Erupto’. Darüber ist an anderer Stelle zu lesen. |
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Die heutige Vorband war schon nicht von schlechten Eltern. ‚Return to Peace’ kommen aus Halle, sind dort ganz gut bekannt beim Publikum. Ihren Stil nennen sie hochtrabend „Action Infected Titty Rock“. Also - könnte man sagen - es ist nie verkehrt, wenn eine Rock-Band auch auskömmlich Action auf die Bühne bringt, ob man das gesondert betonen muss sei dahin gestellt. Aber man darf bescheinigen, die Herren traten in der Tat einen Orkan aus Gitarrengewitter und Bewegung los. Diese Mugge fesselte mal wieder von Beginn bis Ende mit starkem Drive und fettem Gitarrensound, machte einfach Spaß, rockte, aber ließ zwischendurch auch mal wieder locker. „The Joker“ war so ein Song, der mit schönen Bluesskalen begann. Die Gesangsstimme ließ ein bisschen von Bob Dylan grüßen. Doch beendet wurde der Titel mit einem hardrockenden metalmäßigen Schluss. Diese Band kann man sich durchaus merken, wenn man Abends gerne mal eine richtig geile Rockmugge hören will. | ||||||
Und dann kam, worauf nun alle besonders gespannt waren – ‚Hotel Europa’. Clemens am Schlagzeug, Caspar an der Gitarre, Bassist Bifi und Sven, Gesang. Neun Wochen gibt’s die Band gerade erst. Eigentlich kann keiner in so kurzer Zeit ein Bühnenreifes Programm auf die Beine stellen. Aber den Termin brauchten sie, um sich selbst unter Druck zu setzen. Außerdem bestand noch eine ganz andere Notwendigkeit. Da die Saiten-Fraktion Bifi und Caspar schon im März mit ‚Boing Agrupapulci’ auf Asien-Tour gehen und für eine befreundete, mittellose Familie in Indonesien Geld eingespielt werden sollte, zog das ganze Hotel an diesem Strang. Der Verkauf der Button am Merchandising-Stand sollte ebenfalls, und zwar zu 100 %, der indonesischen Großfamilie zu gute kommen. | ||||||
Dass die noch junge Band trotzdem schon ordentliche Rocknummern kompakt zu bieten hatte, ist nun doch nicht verwunderlich. Schließlich sind Bifi (Andreas Bevier, Bass) und Caspar (Sebastian Caspar, Gitarre) langjährige Bandkollegen und Clemens Hoek (Schlagzeug) wie auch Sven Guse (Vocals) bringen ihrerseits einige Erfahrungen aus anderen Projekten mit. | ||||||
Dennoch gaben sie besser gleich mal am Anfang zu, dass ihr Programm noch nicht so lang sei. Auch noch nicht ganz so rund war es. Die Interaktion – verständlicherweise – blieb noch verbesserungswürdig. Die Ansagen wirkten zuweilen noch ein wenig improvisiert, sympathisch schüchtern. Dafür hauten die Songs schon ganz schön auf die Mütze. Musikalisch war alles dran, schöne melodische Gitarrensoli zum Beispiel (ließen ab und an noch so ein bisschen ‚Boing’-Sound durchblicken), gute Schlagzeugarbeit, alles andere als „Haudrauf“, klasse fetter Gitarrensound, schöner Grunge, knackiger Bass. Auch ein Duett mit dem Sänger und dem Gitarristen gab es. Die starke Stimme von Sven Gunse überzeugte übrigens durchweg und hatte Charisma. Aber - eine Bitte an den Techniker – die Stimme ruhig mehr nach vorn holen! Die hat’s nämlich verdient, mehr zur Geltung zu kommen. | ||||||
Alles in Allem hat der Abend dem Publikum soviel Spaß gemacht wie den Musikern. Die Fans nahmen daher auch keine Rücksicht auf das Geständnis, dass es zur Zeit um Zugaben noch schlecht bestellt wäre. So wiederholte die Hotel-Crew zwei ihrer potentiellen Mega-Hits, „Capture me“ und „Shelter“. „Ist das o.k. für euch?“ Natürlich, spielt was ihr wollt, aber spielt! Bei so viel Rock und so viel Spaß ist das immer o.k.! pepe |
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