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14. Bundesweites Jazznachwuchsfestival Sebastian Steffan Trio, Alexandra Lehmler Quartett, Duo Knoche/Brüggemann, Pandero Freitag 01. April 2005, Moritzbastei, Leipzig |
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Ein
langer Abend mit vier sehr unterschiedlichen Beiträgen
sollte es werden. Die Vier Formationen standen für
vier Wege, sich im Jazz auszudrücken –einmal mit
deutlichem Bezug zum klassischen Improvisationsstil,
einmal Tradition mit populären, modernen Einflüssen
verbindend, mit Lust zum riskanten Experiment oder
mit unüberhörbaren Anleihen bei der
lateinamerikanischen Rhythmik und beim Rock. Aus Hamburger und Hannoveraner Musikern rekrutiert sich das ‚Sebastian Steffan Trio’ und ist in diesem Jahr das einzige Klaviertrio am Start, mit Sebastian Steffan am Piano, Michael Schugardt (Kontrabass) und dem Schlagzeuger Martin Stieber. Die Kompositionen aus der Feder des Bandleaders waren eine schöne Mischung ruhigerer und bewegterer Titel, die grundsätzlich einen angenehm harmonischen Eindruck hinterließen und doch extravagante Soli bereithielten. Da gab es beschwingte, lebendige Stücke, bei denen Martin Stieber die Sticks fröhlich über die Trommeln hüpfen ließ oder einen ruhigen Titel, bei denen das romantische Klavierspiel sanft begleitet wurde, die Jazzbesen die Snare streichelten und Michael Schugardt mit sonoren Tönen den Bass brummen ließ und einen ruhigen Grundrhythmus leitete. |
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Ein anderes Mal begannen sie swingend, groovend und landeten schließlich bei einem klassisch angelegten Klaviertrio mit sehr konventionell scheinenden Clustern und Läufen. Oder sie spielten eine tänzerische, sprunghafte Melodie, die von einem ausgedehnten, intensiv ausgearbeiteten Klaviersolo aufgebrochen wurde, das Sebastian Steffan in schon fast anstrengender Weise zelebrierte, welches aber im Verbund mit Michael Schugardt und Martin Stiebert ungeheuer modern groovend und spannend wurde. Trotz der verschiedenen Einflüsse, die in der Musik des Trios hörbar wurden, blieben die Stücke dem klassischen Klaviertrio sehr nahe. Bei den inhaltsreichen und technisch brillant gespielten Improvisationen des Pianisten hatte man manchmal sogar den Eindruck, hier wurde „abgearbeitet“, was in vielen Unterrichtsstunden gelernt wurde. Vielleicht ein Ansatz, weiter daran zu arbeiten, sich vom Konventionellen zu lösen, denn die besten Grundlagen sind bereits vorhanden. | ||||||
Das ‚Alexandra Lehmler Quartett’ kam aus Mannheim und stellte seinen Nonbobjazzpop vor. So nennen sie ihren Stil, so umreißen sie, woran sie sich orientieren, was sie nicht sind und was sie anstreben. Sie beziehen sich also auf Vorbilder des traditionellen, populären Jazz ohne ihn zu kopieren. Transferieren diese Einflüsse in die Gegenwart und verbinden sie mit aktuellen Stilen und Sounds und technischen Möglichkeiten. Dabei wird der weiche, weibliche Stil der Leaderin Alexandra Lehmler, die Saxophone zu spielen, bestimmend für den Auftritt der Band, zu der weiterhin Stephan Kraus (Piano), Matthias Debus (Bass) und Marko Klotz (Schlagzeug) gehören. Abwechslungsreich, voller Harmonie aber auch voller Spannung ist ihre Musik, wohltuend doch nicht gefällig sondern gefühlstief und dynamisch. Mit Charme und Charisma brachte die Saxophonistin ihre Melodien ein, über die der Bassist bzw. der Pianist noch lange - manchmal regelrecht verträumt, versunken - sinnierten und mit Hingabe ihre eigenen Phantasien entfalteten. Das Quartett bestach mit einem intuitiven Zusammenspiel sowie mit ideenreichen Improvisationen und subtiler Spannung. | ||||||
Der nun folgende Beitrag des Duos Matthias Knoche/Richard Brüggemann aus Leipzig stand im Kontrast zu den vorangegangenen Bandprojekten und vermochte es, das Programm des Abend aufzulockern. Sie hatten ein interessantes Konzept für eine originelle und seltene Piano-Gesang-Variante. Durch große Interaktion entwickelten die beiden starke Spannung und Intensität, manchmal mit unbekanntem Ausgang. Das hatte Atmosphäre und Charakter. Mit Dynamik, Expressivität und Spontaneität setzten sie dabei Eigenkompositionen und Standards wie „Love For Sale“ um. Text besitzt dabei weniger inhaltliche Bedeutung, als dass er der Klangformung dient, ebenso wie der Skat-Gesang oder die vielen perkussiven Geräusche. Für die schlug sich Matthias Knoche auch mal mit den Händen auf die Brust. Ihr Heimerfolg - sie wurden vom Publikum sofort geliebt und mit auffällig viel Beifall bedacht - machte eine Zugabe erforderlich. Glücklicherweise, denn ein Verzicht auf ihre letzte expressive Stehgreif-Improvisation, bei der Matthias Knoche staunend das Innenleben des Flügels ergründete, juchzte und vor Begeisterung schrie und sich gleich wieder erschrak, wäre ein tatsächlicher Verlust gewesen. Der Ansatz, die Ideen des Duos waren hervorragend. Die stimmlichen Qualitäten von Matthias Knoche blieben allerdings hinter Brüggemanns Virtuosität zurück. Da schlummert noch viel Potential, um auch die gestalterischen Nuancen tatsächlich zu beherrschen. So lässt sich zusammenfassend auffordern: Unbedingt weitermachen!! Besser werden! Dann wird es ein ganz heißes Ding. | ||||||
Die
Stunde war nun schon fortgeschritten. Das Publikum -
gegen Mitternacht bereits etwas dezimiert - wäre
wohl auch nicht mehr so aufnahmefähig für
anstrengende Freejazz-Kaskaden gewesen. Somit war
die Berliner Formation ‚Pandero’ genau
richtig im Programmablauf platziert. Florian Höfner
am Piano, Malte Dürrschnabel (Altsaxophon),
Bassist Sergio Gomez und Martin Woron
(Schlagzeug, Percussion) schafften es, die Zuhörer
mit heißen Latin-Jazz-Rhythmen mitzureißen. Sie
spielten im Wesentlichen Kompositionen des
dominikanischen Pianisten Michel Camilo. Diese
hatten es in sich. Komplizierte Läufe verlangten
den Musikern Virtuosität ab und die
abwechslungsreiche, vertrackte Rhythmik erforderte
konzentriertes Zusammenspiel. Mit großer Spiellaune
vorgetragen, erschienen die Stücke dennoch eingängig
und flüssig. Mit ‚Pandero’ ging der zweite
Festival-Abend fröhlich und schwungvoll zuende.
pepe |
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