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14. Bundesweites Jazznachwuchsfestival Pete - Art, K.Y.D., Falb Fiction, :Zentralcafé Samstag 02. April 2005, Moritzbastei, Leipzig |
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Elf
Formationen stellten sich zum diesjährigen
Jazznachwuchsfestival dem fachkundigen Publikum vor.
Dominierten im Vorjahr ein bisschen die
Klaviertrios, (es waren damals drei vertreten), so
war das Programm 2005 mit sieben entsprechenden
Beiträgen Saxophone-lastig. Besonders am letzten
Abend hatten die Bläser Hochkonjunktur – drei mal
Saxophone und eine Bassklarinette. Doch von langer
Weile keine Spur! Zu unterschiedlich die vier
Formationen und ihre Konzepte. Das Duo ‚Pete - Art’ aus Köln und London eröffnete den Abend. Der Wahlkölner Peter Ehwald und der in London lebende Arthur Lea kennen sich aus Ehwalds Londoner Studienzeiten an der Royal Academy of Music. Sie begeisterten mit einem spannenden, abgerundeten, harmonischen Programm, dessen Intensität und Geschlossenheit auf ihrem intuitiven Zusammenspiel, ihrem blinden Verstehen beruhte. Zart, gefühlvoll, leise, aber ungeheuer intensiv spielte Peter Ehwald sein Saxophone, kitzelte zarte und gleichsam volle Töne aus seinem Instrument. Der Ton des Pianos verschmolz in Harmonie mit dem des Saxophones. |
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Ob romantisch, melancholisch oder beschwingt, stets war ihr Spiel emotional und intensiv, arbeiteten sie Spannungsbögen heraus, die dann in Leas Improvisationen zum Höhepunkt geführt wurden. Ihr letzter Titel begann flotter und bekam noch richtig Swing. Eigenwillig versonnen ein wenig spleenig hüpften die Finger des Pianisten über die Tasten. Das Stück hatte Witz. Klavier und Saxophone wirkten wie zwei kauzige Typen, von denen jeder seine Entdeckungen machte und doch zusammen mit dem anderen, im innigen Einverständnis. Da war kein Erklärungsbedarf mehr, da spürte man tiefes Verständnis und blindes Vertrauen. | |||||||
Kill your Darling - ‚K.Y.D.’ – diese Aufforderung stammt von vier Jazzstudenten aus Weimar. Das sind Winnie Brückner (Stimme Elektronic), Hannes Daer an der Bassklarinette, der Gitarrist Marco De Vries und Karoline Körbel am Schlagzeug. Zumeist sind es eigene Kompositionen der Bandmitglieder aber auch Standards, die interpretiert werden. Aber keineswegs brutal wird der Darling gekillt sondern mit einer Zauberformel. ‚K.Y.D.’ zieht den Zuhörer mit Klängen, mit Sounds und Harmonien in einen Strudel aus Emotionen, so dass dieser der Musik verfällt und fällt und fällt und fällt... Textzeilen wurden sparsam aber bewusst platziert ansonsten sang die Frontfrau (mit dem A Cappella Projekt ‚Niniwe’ bereits gut bekannt geworden) zumeist mit glasklarer Stimme, Vocals und Silben. Wobei Winnie Brückner den Gesang häufig elektronisch verfremdete oder ihn mehrfach loopte, um ihn als Kanon ablaufen zu lassen, auf den sie noch eine Leadstimme legen konnte. Ihre Komposition „Abend“ war nicht nur ein wunderschönes Abendlied, dass die Stimmung der Zeit, wenn es Abend wird, ganz nachfühlbar wiedergab, es war auch ein sehr schönes, teilweise schwermütiges Liebeslied. Sehr musikalisch, sehr gefühlvoll, ungeheuer weich mit einem feinen Stil bediente die Schlagzeugerin ihr Set. Ein feiner und beständiger Mix aus Trommeln und Perkussionsarbeit erzeugte den wunderbareren Sound ihres Instrumentes. Zudem waren auch optisch die weichen, fließenden Bewegungen sehr schön zu beobachten. Die Gitarrenklänge perlten wie bei einer Harfe und Winnie sang mit der Stimme eines feenhaften Wesens, die sie doppelte, um mit sich selbst im Satz zu singen. „Afro Blue“ war dann ein Titel, den die halbakustische Gitarre und das Schlagzeug richtig grooven ließen. Abschließend brachten sie Irvin Berlins Standard „How Deep Is The Ocean“, ein nachdenkliches Liebeslied. Karoline Körbel spielte wieder mit diesem weichen, sensiblen Feeling, ließ den Ozean rauschen, leise beständig, ruhig brausen, die Jazzbesen kreisten konstant um die Snare. Der melancholische, emotionsstarke Gesang wurde von Gitarre und Bassklarinette reduziert und sensible begleitet. Auf das wunderschöne, nachdenkliche, ruhige Klarinettensolo, dass sonst nur noch durch wenig Percussion begleitet wurde, summte Winnie leise. | |||||||
Etwas Heftiger wurde der Abend nun wieder mit ‚Falb Fiction’, der Berliner Band um die Österreicherin Viola Falb. Philipp Jagschitz (Piano), Jonas Westergaard (Bass) und Tuomas Ojala (Schlagzeug) spielen die Kompositionen der Saxophonistin und Bandleaderin. Zunächst brachten sie eine Bearbeitung eines Volksliedes aus Violas Heimat. Dann ließen sie aber gleich mit einer originellen Eigenkomposition aufhorchen. „Laufende Ampelmännchen“ war den grünen Figuren auf den Ampeln gewidmet, die wirklich viel zu tun haben. Und tatsächlich, da war nun ganz schön was los. Immer wenn die Ampel auf grün schaltete hörte man, wie busy die kleinen Männchen nun waren. Der Titel hatte viel Groove und starken Drive, war witzig und abwechslungsreich wie eben das Treiben an Ampelkreuzungen. Nur eines wäre zu wünschen gewesen, das Schlagzeug hätte ein bisschen weniger derb, etwas weicher und nicht ganz so laut gespielt werden können. | |||||||
Das nächste Stück begann versponnener. Viola Falb griff diesmal nicht zum etwas schrillen Sopransaxophone sondern zum wärmer, runder klingenden Tenorsax. Auch am Schlagzeug wurde nun etwas leiser, angepasster getrommelt, zischelten die Becken. Jonas Westergaard begleitete geschmeidig im Background. Doch leider, kaum wurde das Pianosolo stärker, haute auch der Schlagzeuger wieder tüchtig drauf. Der Schlusstitel „Modern Resolution“ war eine Hommage an John Coltran. Alte Tunes verbanden ‚Falb Fiction’ mit modernen Beats ihrer Generation. Am Ende des Stückes wagten sie es sogar, das plakative Hauptthema aus dem Led-Zeppelin-Stück „Kashmir“ zu zitieren und es Teil Violas Komposition werden zu lassen. | |||||||
Am Ende eines vielseitigen Jazz-Abends lud die Hallenser Familie Lemme in das ‚:Zentralcafé’ ein. Zur Band gehören die Saxophonistin Ulrike Lemme, ihre Brüder Matthias und Holger an Gitarre und Bass sowie der Schlagzeuger Knut Scheller. Hoffentlich hatte die Jazzpolizei gegen Mitternacht schon Feierabend. Sonst hätte das wohl eine Anzeige gegeben. Die Mitstreiter des ‚:Zentralcafé’ spielen nach eigenen Aussagen nämlich ohne Dienstausweis. Sie sind auch „keine Sachverständigen akademischen Schwermuts und amtlicher Spielkultur“ dafür bliesen sie noch mal frische Luft in die Tonne und brachten die Zuschauer zu später Stunde ordentlich zum Zappeln. Gleich der erste Titel groovte, ging so richtig los und hatte Kraft. „Futzi“ hieß der spektakuläre Einstieg. Mit Stücken wie „Planquadrat“, „Kabeljau“, „Sportsoldatinnen“ bewiesen sie Phantasie und Humor nicht nur bezüglich der Namensgebung sondern auch bei den kompositorischen Ideen und der Interpretation. Mit Spielfreude schufen sie anspruchsvolle und ebenso partytaugliche Unterhaltungsmusik. Das Saxophone gab starke Hooks vor. Das hatte Swing und Funk, das groovte und drückte. Zum Schluss wurden sie noch ihre Hommage an einen ganz lieben, coolen Typen los, an die „Fettbacke“, an den neun Monate alten Neffen, an den Sohne des Bruders Holger. Und bei dieser Ansage sah man keine Fettbacke aber mindesten drei mal zwei Grinsbacken. Tolle Familie! pepe |
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