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7.
Jugendfestival "LEIPZIG. COURAGE ZEIGEN." - Junge Musiker gegen Gewalt und Rassismus - In Speculum, Zeitgeisst, Serage, Nitrolyt, Demiurg ,[Re]Solution Samstag 09.04.2005, Anker, Leipzig |
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Der
zweite „Courage“-Abend des Jahres 2005 fand am
Samstag im Anker statt. Unter weit besseren
Bedingungen als der Tag zuvor – große Bühne,
super Sound, funktionierende Technik und
ordentliches Bühnenlicht! (Und wieder mal muss man
bejammern, dass diese hervorragenden Ressourcen aus
baupolizeilichen und stadtpolitischen Gründen nicht
mehr in vollem Umfang genutzt werden können.) Am Samstag aber war Stimmung statt lamentieren angesagt. Die zahlreich erschienenen Freunde der Jugendkultur zogen sich alle sechs Bands mit Aufmerksamkeit rein. Und man muss an dieser Stelle anerkennend sagen, das Courage-Publikum ist regelmäßig ein faires und interessiertes Publikum, dass sich nicht nur von der eigenen Lieblingsband begeistern lässt sondern auch bei anderen Beiträgen abgeht. Beim zweiten Vorausscheid konnte man das mit ‚In Speculum’, ‚Zeitgeisst’, ‚Serage’, ‚Nitrolyt’, ‚Demiurg’ und mit ‚[Re]Solution’. |
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In mittelalterlichem Outfit, mit großen Trommeln, Stimmung und Getöse und mit viel Gerassel wurde die zweite Runde des Wettbewerbs von ‚In Speculum’ aus Leipzig eingeleitet. Sie hatten altes Liedgut aus dem westlichen Europa aufbereitet und spielten auf Dudelsäcken, Schalmei, Flöte, Fiedel, Jagdhorn und schlugen natürlich die immer etwas bedrohlich wirkenden großen Trommeln. Bei diesem bedingungslosen Marschrhythmus hat man ja regelmäßig die Assoziation von mittelalterlichen Vollstreckungsmethoden. Naja, es ging dann doch ausgelassen und fröhlich zu. Die Stücke waren meisten sehr flott. Ein langsameres, getrageneres französisches Lied verschaffte ein wenig Abwechslung in Moll. Ansonsten bietet die mittelalterliche Volksmusik bekannterweise nicht so viel Abwechslung. Eine halbe Stunde ist da gerade das richtige Zeitmass, um sich an der Stimmung und dem voranschreitenden Zweier-Takt zu erfreuen. |
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Aus Altenburg waren ‚Zeitgeisst’ angereist. Die Band, die es in der jetzigen Besetzung erst seit 2004 gibt, spielte ganz klassischen deutschen Rock. Leider fehlte es den Musikern noch an der Sicherheit und Routine, waren sie noch zu stark mit sich und ihren Instrumenten beschäftigt, als dass ein wirklich starkes Zusammenspiel und eine lockere Show hätten passieren können. Daran änderte auch das Bemühen ihres Sängers grundlegend nichts, ihren Song gegen „die braune Flut“ mit darstellenden Bildern einzuleiten. Nach ein paar Schlägen in die Magengrube ging er, gehüllt in weißen Bühnennebel, zu Boden. Die Idee war gut, aber insgesamt konnte es keine Show ersetzen, die sich logisch aus der Musik und dem Zusammenspiel einer eingespielten Crew ergibt. Somit wirkte dieses Stück eher ein bisschen eintrainiert. | |||||||
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Einen musikalisch ausgezeichneten Eindruck hinterließ ‚Serage’ aus Torgau. Viel Bewegung auf der Bühne oder gar Posen und Effekte sind ihr Ding offenbar nicht. Aber die musikalische Entwicklung der Songs war dynamisch und spannend, die Songstrukturen gut ausgearbeitet. Es machte Freude, ihre energiegeladene Musik anzuhören. Mit einem epischen Instrumental-Intro eröffneten sie ihren Beitrag. Dabei kam gleich ein kompakter Sound (zwei Gitarren und Keyboard) und schön Druck von Schlagzeug und Bass zur Geltung. Etwas mehr sichtbare Interaktion, mehr Bewegung auf der Bühne würde ihren Titeln zwar gut tun, aber ihrem guten Zusammenspiel tat der Mangel keinen Abbruch. Ordentliche Gesangslinien, eingängige Melodien, eine kräftige, sichere Stimme und intelligente Texte müssen ebenfalls lobend herausgestellt werden. Das alles überzeugte auch das Publikum. Applaus und Pfiffe und Zugaberufe versicherten, sie waren richtig gut gelandet. | |||||||
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Seit zwei Jahren gibt es in Leipzig die Band ‚Nitrolyt’, die seither nach eigenen Aussagen „wie die angeschossenen Wildschweine“ über die Bühnen dieser Stadt fetzen. Harmlos fing alles mit einer zivilisierten, vom Band eingespielten Musik an. Doch als sich die Jungs in den lila Scheinwerferkegeln abzeichneten und das Zepter selbst übernahmen, war Schluss mit Lustig. Endlich wurde die riesige Bühne genutzt, gab es ordentlich Bewegung, wurden Haare geschüttelt. Vom Schlagzeug kam dazu maschinenartig der Beat. Mit einem Sprung diagonal über die Bühne landete der Sänger auf seiner Position. In „Dagegen“ lieferte er sich einen Fight mit einem ungenannt gebliebenen Gastsänger. Beide taxierten sich, bezogen jeweils Stellung auf den Lautsprecherboxen und attackierten sich von da aus verbal. Bei ihrer bewegten Show hatte nicht nur das Publikum Spaß. Mit Humor und blanker Spielfreude zog ‚Nitrolyt’ vom Leder, droschen sie aus den Instrumenten einen hammermäßigen Metal-Sound und machten dabei nicht nur Krach sondern Musik. Zum Schluss blieb die Erkenntnis „das Böse ist überall und kann nur durch das ‚Kommando Metal Law’ besiegt werden.“ Na wenn wir alle soviel Spaß haben, wollen wir gerne dabei sein! | |||||||
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Für ihre Fans kam nun erst mal der Haupt-Act, alles andere war nur Vorband. Sie freuten sich auf ‚Demiurg’ und machten für ihre Band Stimmung. Diese ließ sich nicht lumpen und schmückte die Bühne reichlich mit Fackeln aus, sparte nicht am Bühnennebel und startete nicht nur optisch effektvoll. Das ging sofort richtig los, haute aufs Auge. Das angekündigte „volle Brett des Metal“ wurde gleich in den ersten Minuten gegeben. Ganz so stark wie der Einheizer blieb die Show nicht bis zum Schluss. Posen und Pathetik gewannen etwas Oberhand und wirkten manchmal eher wie Ulk. Sehr positiv war, dass der Keyboarder häufig im Duett die Stimme des Sängers ergänzte. Das brachte mehr Abwechslung. | |||||||
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Bekannt geworden waren sie bereits als ‚Solution’. Doch als eine Namenskonkurrenz zu einer rechten Band bekannt wurde, nannten sie sich lieber um in ‚[Re]Solution’. Denn ihre Musik speist sich aus den Einflüssen des Gothik-Rock und die Sujets ihre Texte handeln vom Leben in all seinen Facetten zwischen den Polen von Glück und Leid. Musikalisch dargestellt wird das durch die kantige, desillusionierende Stimme des Keyboarders und den elfenhaften Gesang ihrer hübschen Frontfrau. Sie brachten zum Abschluss des Abends wieder etwas Ausgleich mit ruhiger, ansprechender Musik und erhielten viel Applaus. Nach soviel geiler Musik musste nun die Jury arbeiten. Die Auszählung der Publikumsstimmen im Verbund mit der Jury-Entscheidung ergab, dass ‚Serage’ und ‚Demiurg’ das Ziel mit der zweit- und drittbesten Wertung nur knapp verfehlten. Im Endausscheid am 29.04.2005 wird das „Kommando Metal Law“ weiterstreiten. Wir freuen uns für ‚Nitrolyt’ und gratulieren den Finalisten herzlich! |
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