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LE-Nightflight

Bericht

Angelika Express

19.04.2005, Moritzbastei, Leipzig

Angelika Express

Gitarren für die Mädchen! Vor allem die nämlich tanzten, sangen und sprangen mit den drei Herren aus Köln und feierten mit ‚Angelika Express’ Party in der MB. Den Champagner schwenkte Herr Drakogiannakis dem Publikum entgegen, trank ihn dann doch selber.

Nach welchen Prinzip die Bühnenbeleuchtung konzipiert war, blieb gewissermaßen im Dunkeln verborgen. Doch zumindest gab es soviel Licht, dass man die drei Herren im Anzug erkennen konnte. Sowieso unverkennbar war natürlich ihr „Angelika-Sound“, ihre rockende Musik zwischen Pop und Punk, ihr Witz, ihr Blödsinn, der hinter dem Unsinn häufig genug auch ernst gemeinte Statements erkennen lässt.

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Über ‚Angelika Express’ kann man sich freuen, wenn man ihre Platten hört und ihren hintersinnigen Humor teilt, ihre Art, die Dinge überzogen darzustellen, mag. Sie sind Clowns, die nicht nur ihre Gitarren, sondern in ihren Texten auch die Realität verzerren. Ernsthafte Problematiken werden weder in Betroffenheitslyrik formuliert, nicht mit dem „Wir sind die Richtigmacher“-Gestus vorgetragen und auch nicht mit bösen Worten und Trash-Punk in die Welt geschleudert. In Idealer Einheit von Humor, Intelligenz und Können lassen sie tanzbare, fröhliche Rock-Punk-Pop Lieder entstehen, die man ruhig auch ernst nehmen kann - steckt doch hinter jedem Spaß immer auch ein Stückchen Wahrheit.
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Mit ihrer derzeitigen Tour wird das am 4. April erschienene Live-Album „Pornographie“ promotet. Viele bereits bekannte Titel sind darauf wiederzufinden, auch solche Hymnen wie „Das ist Verrat“, „Rock Fucker Rock“ oder „Geh doch nach Berlin“. Live kamen sie natürlich auch nicht ohne diese Knaller aus. Aber auch „Nico Päffgen“, „Wir machen alles richtig“, „Paul muss sterben“, „Hände hoch Hände hoch“ oder „Schnipp Schnapp“ standen auf dem Bastei-Programm. Und so gab es, ob man’s wollte oder nicht, was man von ‚Angelika Express’ gewöhnt sein sollte - Alltag für alle, an ihrer Umwelt zuvor beobachtete, bissig, ironisch vorgeführte Macken oder Schwächen spaßig überzogen. Sie kritisieren, sie provozieren und sie bringen uns dabei auch noch zum lachen. Ob man’s ernst nehmen oder mit Klamauk abtun soll, das schreiben sie niemandem vor. Seine Erkenntnis muss da jeder selbst finden.
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Doch wer genau hinhört, kommt an der harschen Kritik nicht vorbei, die sie zum Beispiel an der Mentalität üben, sich beständig etwas vorzumachen, irgendwohin zu streben, ohne zu begreifen, wie inhaltslos das Ziel ist und dabei Weggenossen schlicht hinter sich zu lassen. „Was sind das für Leute, schlechte Bezahlung, schlechte Musik, ein Klo zum Wohnen, eine Wohnung als Klo, es geht so nicht weiter, ... das ist wie im Fernsehen.“ Das klingt eigentlich bitter und mündet in der desillusionierten Aufforderung „Geh doch nach Berlin, wohin deine Freunde fliehen.“ Dagegen an einen schlechten Scherz denkt man erst mal bei den Worten „Paul muss sterben.“ Doch ganz schön menschlich und ganz schön lebensnah ist dieser Song. Da darf mal jeder in sich gehen. Denn es ist doch ganz logisch, dieser Außenseiter, der so „ganz allein traurig“ ist, so „ganz allein das Arschloch“, hat er uns nicht alle schon lange gestört. Und brauchen wir nicht diesen Typen „damit wir leben können“? Fies und gemein soll das sein? Es ist doch nur „eine Frage der Mehrheit“!
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Mit unmäßig vorwärtsdrängender, sprunglebendiger Musik präsentierten sie ihre Spitzen. Das war Tanzmusik in einer spritzigen Show verpackt, die Mimik, die Gesten witzig. Fette Gitarrensounds, starke Riffs, ausgezeichnete Schlagzeugarbeit – schönes, differenziertes Trommeln, das ließ feiern. Einige nicht zu bremsende Fans taten das unbeirrt direkt auf der Bühne. Von Robert Drakogiannakis immer wieder animiert, sangen und sprangen sie mit.

Kurzweilig, fröhlich verlief der Abend und überraschend schnell war die Party vorbei. Na das ging natürlich nicht. Und eine Zugabe reichte nicht aus, auch wenn es da hieß „Zeit Zu Gehen“. Vehement wurde die „eigene Republik“ eingefordert. Ein bisschen war’s schon wie im Panoptikum. Die eigene Republik gab es dann auch nicht. Mit „Schnipp Schnapp“ machten die drei Herren aus Köln schließlich ernst und Schluss.

pepe

 

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