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LE-Nightflight

Feature

Dirk Zöllner

im Interview, 30. April 2005

 

Dirk Zöllner
 
„... insgesamt kann man nur überleben, wenn man etwas Individuelles macht.“ (Dirk Zöllner) Glänzende Aussichten bestehen damit für die Dirk-Zöllner-Fans. Bis er 70 ist, hat Dirk Zöllner noch etwas Zeit. Solange will er aber noch Musik machen. Und zwar die, die er selbst spannend findet. Bis dahin darf man von ihm also noch viel Individuelles erwarten. „Ich mach ja nicht Musik für die Leute, sondern ich mache ja Musik für mich“ Sagt er. Und tut seinen Fans damit wahrscheinlich den größten Gefallen.


LE-N: Zunächst mal zum 20jährigen Bühnenjubliäum, das du in diesem Jahr feierst, herzlichen Glückwunsch!
In diesem Zusammenhang hattest du im vergangenen Jahr gesagt, du wolltest kein Zöllner-Revival. Du wolltest eine schöne Party feiern und eine Show mit vielen Gästen. Aber jetzt sind 'Die Zöllner' wieder zusammengekommen. War das schon lanciert und nur noch nicht vorzeitig publik gemacht? Oder hat sich das einfach aus der Arbeit heraus so ergeben?


DZ: Es ist so, dass ich es jetzt einfach wieder machen möchte. Mit "nicht Revival" meinte ich, wir wollen keine Oldie-Show abziehen. Wir wollen nicht das wiederholen, was wir vor acht Jahren gemacht haben. Sondern ich möchte, wenn ich die Zöllner jetzt wieder zusammen bringe, dass wir aktiv Musik machen. Das heißt, ich möchte eine neue Platte mit denen machen. Wir haben auch schon neue Songs. Wir versuchen die Sache in die Zeit zu bringen, sie zu verändern, nicht uns aus kommerziellen Gründen zusammenzufinden, und die alten Lieder zu spielen. Ich möchte die Zukunft mit dieser Band betreten.

LE-N: Also nachhaltig 'Die Zöllner' wieder aktivieren.

DZ: Ja. Wir haben die Hauptfiguren mit dabei. Matthias Lauschus war heute nicht mit, wir haben aber die alte Bläserbesetzung. André Gensicke ist dabei. Das ist einer der wesentlichen musikalischen Köpfe dieser Band. Und wir haben eine neue Rhythmusgruppe. Das sind alles Leute, mit denen ich mich in den letzten Jahren zusammengetan hatte.

LE-N: Und die andere, kleinere Band, die du zuvor aufgebaut hattest, steht die so noch.

DZ: Nein. Ich mache momentan nur noch ein Projekt. Das heißt 'Café Größenwahn', eine interaktive Popshow. Das ist so mein Alltag. Das ist eine kleine Band – Keyboarder, Schlagzeuger, Techniker, ich. Und 'Die Zöllner' sind wieder mein Ziel, die will ich auch nicht verbraten. Ich möchte mit der Band nicht in jedem Club spielen, weil das einfach so viele sind. Die brauchen ein bisschen Platz. Die brauchen ein bisschen Szenerie. Und das ist mein Wunschtraum. Aber natürlich kann man, wenn man nicht gerade in den Charts ist oder eine Major Firma hat, mit so einem Riesenprojekt nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten. Aber ich bin Berufsmusiker. Ich möchte nicht irgendwas komisches machen. Sondern mein Ziel ist, 'Die Zöllner' wieder zu etablieren. Das heißt, so wie sie '87 aufgehört hatten, als das mein ausschließliches Projekt war. Da möchte ich wieder ansetzen. Aber das kann man ja nicht so aus der Kalten. Wir waren immer eine Band, die sich das Publikum erspielt hat. Wir waren nie in den Charts, wir haben nie Platten herausgebracht, die vergeudet wurden. Sondern wir hatten uns so einen Freundeskreis zusammengespielt. Und das möchte ich wieder machen. Ich möchte das ganz lässig angehen. Ich möchte, dass wir uns einspielen. Und dann denke ich, dass wir nächstes Jahr wieder soweit sind, dass das mein einziges Projekt ist. Aber ich muss noch andere Sachen machen, ganz einfach weil ich nichts anderes mache, außer Musik. Jetzt werde ich wieder Vater, im September. Ich muss also eine Familie ernähren und werde dass im nächsten Jahr hoffentlich wieder nur durch 'Die Zöllner' tun können.

LE-N: Deine Idee war es, die kleinere Band als offenes Projekt zu gestalten. Hast du vor, dass mit den Zöllnern ähnlich zu handhaben, dass Gäste mit hinzukommen?

DZ: Es wird immer so sein. Weil für mich ist Musik mehr, als davon zu leben. Es ist zwar mein Beruf, aber ich kann es nicht so bezeichnen. Mir geht es schon darum, mir das Privileg aufrecht zu erhalten, dass es wie ein Spiel ist. Ich möchte nicht immer das Selbe Programm abspulen, so dass man selber plötzlich nicht mehr dabei ist und keine Emotionen mehr hat. Sondern ich möchte natürlich andere Musiker wie zum Beispiel Rolf Stahlhofen, Musiker, die mich faszinieren, mit rein holen.

In dieser Musikszene oder in diesem Medium gilt der als populär und berühmt, der in diesem ganzen Medium vertreten ist, der bei MTV ist, bei allen möglichen Radiosendern. Das interessiert mich nicht. Ich möchte ja Musik machen, bis ich 70 bin. Ich möchte ein Fundament schaffen. Nicht dass man mal ein Publikum hat, das es irgendwie gerade schick findet, sondern ein Publikum, das diese Musik als seinen Soundtrack benutzt und das auch dabei bleibt. Das ist ein schwieriger Weg für den Moment. Aber insgesamt kann man nur überleben, wenn man etwas individuelles macht. Weil die Menschen sich nur über einen Kamm scheren lassen für eine bestimmte Zeit. Und dann orientieren sie sich wieder neu. Also ich suche Menschen, die unsere Musik konsumieren und die ich kennen lerne dadurch. Die also Vertraute oder Freunde sind. Ich habe keinen anderen Plan. Ich habe keine Idee, was ich sonst machen könnte außer Musik. Deshalb muss man die Sache ein bisschen sorgfältiger angehen, als nur irgendwelche Gassenhauer zu zelebrieren.

LE-N: Rolf Stahlhofen und du, ihr hattet euch voriges Jahr gerade erst kennen gelernt. Dein Wunsch war, dass die Verbindung bestehen bleibt und dass er auch auf der Platte mit vertreten sein wird. Wie hat sich das entwickelt. Offenbar gibt es diese Verbindung noch.

DZ: Letzte Woche war er als Gast in Dresden mit dabei, als wir im alten Schlachthof gespielt haben. Auf seiner neuen CD wird er, wie es aussieht, den Song 'Viel Zu Weit' covern. Wir stehen im Kontakt. Also wir sind befreundet. Das ist einfach einer, der einen ähnlichen Anspruch an Musik hat, wie wir auch.

LE-N: Ihr habt auch mehrere Festival-Termine zusammen gehabt sowohl im Osten als auch im Westen. Wie waren diese Erfahrungen?

DZ: Es hat funktioniert. Ich habe keine Pläne. Das Leben kommt so wie es ist. Es fließt und dann fließt es eben wieder nicht. Das ist wie in der Liebe. Das funktioniert eine Zeit lang, und dann vielleicht wieder nicht. Man kann sich auch wieder verlieren. Ich würde nie einen Eid schören. Aber ich finde es einfach gut und es ist eine Sache der Gegenseitigkeit. Und bei Rolf Stahlhofen und mir ist es schon eine Freundschaft, die natürlich über die Musik zustande gekommen ist, wo ich etwas von ihm erhalte und er etwas von mir erhält.

LE-N: Und das Publikum? Ist es genauso, wie es eigentlich gedacht war, dass sich das Publikum mit der jeweils anderen Figur auch identifizieren kann?

DZ: Das weiß ich nicht. Wenn ich mit ihm im Westen spiele, wollen sie sicherlich ihn mehr hören. Da bin ich mehr störend. Und wenn ich mit ihm im Osten spiele, dann ist er manchmal ein bisschen mehr störend. Aber das muss man einfach überwinden. Das sind ja so die Leute, die ihre Punkte setzen. Da stehen wir drüber. Uns macht es einfach Spaß.

LE-N: Aber man merkt schon, dass es da Unterschiede zwischen den Konzerten gibt?

DZ: Na das ist das alte Ost/West-Denken. Das kann man eben nie ganz wegdrücken. Die Leute wollen ihre regionalen Helden haben.

LE-N: Wobei es interessant ist, weil ja mancher gar nicht weiß, wo derjenige herkommt, ob du das bist oder Rolf. Das ist ja in dem Moment fast nebensächlich. Aber das ist ja auch die schöne Chance dabei.

Die Platte – da waren wir nur ganz kurz dran vorbeigeschliffen jetzt eben. Vor einem Jahr war sie noch nicht draußen. Es sollte noch ein Song von Rolf Stahlhofen mit drauf. Ist das so gekommen.

DZ: Nein. Das hat irgendwie nicht geklappt, einfach aus Zeitgründen.

LE-N: Und die Tour im Herbst, die war ja unabhängig von den Festivals geplant. War die größer geworden?

DZ: Wir haben mit ihm vereinzelte Sachen gemacht. Die letzte Platte ist ja nicht so gelaufen. Ich hab eine Zeit lang versucht, meine Vorlieben Funk und Soul ein bisschen zu verlassen und habe eine Rockplatte gemacht. Die lief nicht so, wie ich mir das gewünscht habe.

LE-N: Aber du warst mit ihr soweit einverstanden. Es war das, was du in dem Moment machen wolltest?

DZ: Ja. Ich mach ja nicht Musik für die Leute, sondern ich mache ja Musik für mich. Das klingt vielleicht arrogant. Aber es ist so. Ich muss manchmal Themen loswerden in den Texten, die ich mache, Themen, die mich beschäftigen. Wenn ich die losgeworden bin, dann bin ich wieder frei. Dann gibt es wieder neue Wege.


Im Herbst 2005 gibt es eine Tour der Zöllner mit anschließender Live-DVD-Produktion. Hier die bisher geplanten Termine:

18.11.05 Leipzig - Anker

23. + 24.11. Rostock - Katharinensaal

25. + 26.11. Berlin - Tränenpalast (DVD-Produktion)


mehr unter
» www.dirk-zoellner.de /
LE-Nightflight » Festival Courage zeigen

Dirk Zöllner

 

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