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Bertram Engel 07. Mai 2005
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Fortsetzung Interview Bertram Engel Part 2 - Eigene Entwicklung und kommendes SoloAlbum LE-N: Du selbst bist schon ziemlich lange dabei. Dein Weg hat ja so begonnen, dass du direkt von Udo Lindenberg von der Schule geholt worden bist. BE: Ja genau, du kennst das ja auch schon. Braucht man ja gar nichts mehr zu erzählen. LE-N: Und kurz drauf hat dich Peter Maffay angesprochen, auch in seiner Band zu spielen, hast die ganze Zeit in beiden Bands gespielt. BE: Er erzählt mir jetzt meine ganze Lebensgeschichte! LE-N: Was ist das besondere an der Arbeit mit Peter Maffay für dich. Mit ihm bist du ja von Anfang an die ganze Zeit zusammen. BE: Ja, wirklich. Ein Ende ist ja noch nicht abzusehen, also aus meiner Sicht nicht. Ich bin mit Udo Lindenberg natürlich großgeworden. Er ist wie mein Lehrer. Das war meine Schule. Ich meine, mit siebzehn in diese Band rein zu kommen, die damals die Nr. 1 Band war, was heute so Grönemeyer oder solche Leute sind oder Peter Maffay, war natürlich sensationell. Das war natürlich auch Nachwuchsförderung von seiner Seite. Ich war damals bestimmt nicht so gut, wie ich heute bin, glaube ich, weil mir die Erfahrungen, die man kriegt, noch gefehlt haben. Und dass diese Leute mir die Chance gegeben haben, mich weiterzuentwickeln, das macht den Bertram Engel aus, den man jetzt hört oder sieht. Das ist doch ganz klar. Das ist fast 30 Jahre her. Und ich will den einen nicht dem anderen vorziehen. Ich spiele bei Udo jetzt auch noch. Aber ich habe auch zehn Jahre bei Udo nicht gespielt. Da hatte man sich kurzzeitig ein bisschen zerstritten, weil es zwischen Peter und Udo mal so ein paar Kinderrein gab. Und ich stand wie ein Soldat zwischen den Großmächten. Ich sagte, ich bin friedvoll. Ich will bei beiden spielen. Aber die hatten Probleme miteinander, solche Eifersüchteleien. Und die gibt es heute nicht mehr. Die wurden irgendwann aus dem Weg geräumt. Und seit dem spiele ich wieder bei beiden. Es sind sehr unterschiedliche Mentalitäten. Udo ist manchmal ein bisschen lockerer, legerer im Umgang auch mit uns, mit der Band. Und Peter ist manchmal bestimmter und auch wahrscheinlich in seiner Art ein bisschen härter. Aber da hat man die Disziplin auch gelernt. Bei Udo ist alles ziemlich chaotisch, zwar professionell, aber immer so im Chaos-Bereich. Bei Peter ist es nie chaotisch. Es ist immer fast deutsch diszipliniert. Was mir, wenn ich dann mal wieder bei Udo spiele, besser gefällt, da kann man sich auch mal ein bisschen zurücklehnen. Und bei Maffay ist immer alles. Zu jeder Sekunde. Das reizt mich auch. Ich will mich auch von ihm nicht unterbuttern lassen. Das ist wie so ein Kampf, wie so ein Sport. Ich will nicht, dass er stärker ist als ich. Und dann schaukelt sich das wieder hoch. Dann geben wir wirklich alles. Er will es mir dann wieder zeigen. Das ist manchmal so ein Ding zwischen uns. Das hat mit dem Publikum schon gar nichts mehr zu tun. Aber das wird dann wieder übertragen auf das Publikum. Und dann sind die auch begeistert, weil auch eine unheimliche Kraft rüberkommt. LE-N: Du bist mit Peter Maffay und Carl Carlton zusammen im Prinzip das Dreigestirn, was die Maffay Band eigentlich ausmacht. BE: Ja. Den hab ich da rein gebracht ’87. Er kam dazu und dann haben wir viel Einfluss ausgeübt, als wir die Produzenten wurden. Wir waren 14 Jahre Produzenten, das ist eine lange Zeit. Bei dieser neuen Platte wollte Peter auch mal was anderes. Er hat gesagt „Ich möchte es eigentlich mal alleine in die Hand nehmen und mal alleine meinen Weg gehen.“ Er hat auch wieder mehr komponiert als früher. Wir haben früher viel komponiert. Er wollte selber mal wieder seinen Weg finden, so wie auf der ’96er Platte, wo er viel selber gemacht hat. Dadurch hatte ich ein bisschen mehr Zeit. Wenn du Produzent bist, spielst du nicht nur, sondern musst von Anfang bis Ende dabei sein. Das musste ich diesmal nicht bei der Platte. Das ist auch mal ganz interessant, mit Abstand die fertige Platte zu hören. Und ich finde gut, was bei raus gekommen ist. Er ist da seinen Weg gegangen. Das ist legitim. Und ich konnte in der Zeit meine Solo LP vorbereiten, weil ich sonst nie Zeit dafür hatte. Ich bereite jetzt gerade mein Solo Album vor, was dann hoffentlich im Herbst fertig ist. Vielleicht, wenn wir eine Indoor-Tour machen, was noch nicht bestätigt ist, werde ich auch Stücke davon vorstellen. Ich werde jetzt auch einen Song singen auf der Open Air Tournee, aus Tabaluga und Lilli, den ich selber geschrieben habe. Da spiele ich selber am Klavier. Ich glaube, dass die Leute das gut finden werden. Sie finden den Song gut. Ich habe bisher auf den Tourneen auch immer einen Song gesungen, meistens die Covers von anderen Leuten. Und jetzt singe ich halt einen Song von mir selber, aber noch nicht von meinem Solo-Album. Das ist noch nicht fertig. Das möchte ich erst präsentieren, wenn das im Herbst fertig ist. LE-N: Wird es eine deutsche Platte? Tobias Künzel hat die Texte geschrieben. BE: Deutsch. Die Platte wird heißen „Zehn Optionen“. Das sind wie Zehn Gebote. Es sind zehn Songs drauf. Da achte ich drauf, dass diese zehn Songs sehr stark sind. Ich kenne so viele Platten, wo vierzehn, sechzehn Songs drauf sind. Und dann findet man vier, fünf Stücke gut. Und der Rest ist halt so dazu gemacht, weil man sagt „Die Leute bezahlen ihr Geld und wollen die Quantität haben.“ Aber ich sage, ich gehe lieber auf Qualität. Ich fand früher immer die Platten gut, bei denen zehn Stücke drauf waren und die waren alle stark. Dann war ich halt geil darauf, sie von Anfang wieder zu hören. Das hab ich mir vorgenommen. Ich komponiere zwar mehr und mache auch mehr Stücke. Bloß im Endeffekt sollen nur die zehn stärksten drauf kommen. Und da hat man vielleicht noch Platz für Bonustracks später mal auf einer Single. Aber ich will zehn Nummern machen. Acht sind jetzt fertig. Und zwei muss ich noch komponieren. Dann muss es noch gemischt werden. Und vielleicht singe ich noch mal. Man hört sich das wieder an, über die Monate findet man selber Sachen nicht so gut. Ich sag mal, ich habe im Oktober damit angefangen und ich will auch im Oktober damit fertig werden. Das ist mein Ziel. Man muss sich so Ziele setzen, wann man fertig ist. Sonst ist man als Künstler, vor allem wenn man das selber produziert, nie fertig. Man will immer Sachen verbessern. Aber irgendwann muss man dann sagen, jetzt ist es Geschichte. |
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LE-N: Und was ist der tiefere Grund, dir die Freiheit zu nehmen, dein eigenes Ding zu machen? BE: Ich wollte mal meine Sachen ausdrücken. Ich habe lange mit Tobias gesprochen. Geschichten habe ich im Kopf gehabt. Aber ich bin Songwriter von der Musik her. Ich komponiere. Texten ist nicht meine Stärke. Ich habe zwar Ideen. Und die Ideen habe ich ihm vermittelt. Und er hat die Texte so geschrieben, dass das auch in eine Form passt und rhythmisch zu singen ist. Ich bin kein Dichter. Das kann ich nicht. Und daher habe ich Tobias mit einbezogen. Tobias ist ein alter Fan von uns und von mir. Und der hat immer gesagt „Bertram, du musst mal ’ne eigene Platte machen. Ich helfe dir dann dabei.“ Hat der immer schon gesagt. Ich hatte nie Zeit und hab immer gesagt, ja ja. Und dachte, das wären so Floskeln von ihm. Ich habe das auch immer nicht so richtig geglaubt und wusste auch nicht, welche Qualität da kommt. Und dann habe ich ihm, als ich die ersten drei Kompositionen fertig hatte, das geschickt. Nach einer Woche kamen die Texte. Ich habe sie gesungen und gesagt, das könnte von mir selber sein. Und ich finde, es ist wichtig, wenn du was singst, auch wenn es ein anderer geschrieben hat, muss es zumindest auf die Leute den Eindruck machen, es kommt von dir. Da habe ich halt lange im Vorfeld mit ihm darüber geredet. Es sind sehr poetische, bildhafte Sachen. Die Musik ist relativ elektronisch, aber mit viel Rhythmus. Das ergibt sich natürlich aus meinem Beruf als Schlagzeuger. Ich habe aber früher Klavier gelernt und deshalb kann ich auch Songs schreiben, sehe ich das schon im ganzen. Aber es ist sehr rhythmisch. Man hat mir mal gesagt, die Musikrichtung, die ich spiele, ist Gothik-Funk. Was ich noch nie gehört habe - weil es so gotische Melodien sind aber nicht als Metalmusik. Es hat halt viel Soul. Es sind viele Funky-Grooves, so Prince-mäßig. Und das gepaart mit diesen elektronischen Gothik-Anklängen. Gut, das fand ich ja toll, dass ein Freund von mir sagte, ich finde das ist die Musik. Ich hab gesagt, da habe ich ja wenigstens schon mal einen eigenen Stil. Das weiß man ja selber nicht. Man selber macht ja nur Musik. Und diese Stilistiken, also Betitelungen, die kommen ja meistens aus den Medien. Die kommen von außen. Das würde ich selber gar nicht sagen. Ich weiß, wenn ich hart Schlagzeug spiele, das ist irgendwie eine Form von Rockmusik. Aber was das jetzt für eine Form von Rockmusik ist, weiß ich nicht. Ich nenn’ es halt Rock’n’Roll. Aber da gibt es ja diese ganzen Nischen, wo die Medien einen reinstecken. Das lasse ich lieber die anderen Leute beurteilen. Aber an dieser Reaktion habe ich schon mal gemerkt, diese Betitelung habe ich noch nie gehört, dann scheint das ja schon mal was eigenes zu sein, vom Sound her. Das fand ich sehr aufbauend und habe mich gleich wieder an die Arbeit gemacht, weil das motiviert hat. Man weiß ja manchmal gar nicht, man dümpelt so rum mit seinem eigenen Kram. Ich habe das Meiste selber gespielt. Es sind ein paar Freunde dabei. Ken Taylor, unser Bassist spielt eine Nummer. Ansonsten hat Pascal Kravetz viel gespielt. Und ansonsten mache ich alles alleine. Keyboards habe ich fast alle selber gespielt. Die Schlagzeuge auch, bis auf zwei Songs, die ein Freund von mir, Wolfgang Haffner, getrommelt hat. Der war bei mir. Ich hab gesagt, spiel du doch mal auf die beiden Songs. Ich wollte mal hören, wie der das trommelt. Ich hatte die zwar auch schon getrommelt, aber so wie ich trommle, das kenne ich ja. Und ich wollte mal hören, wie trommelt das ein anderer, der auf dem Qualitätslevel ist. Wie sieht er meinen Song. Ich bin ja hauptsächlich auch Sänger. Die Berührungsängste habe ich ja nicht, das ich denke, oh jetzt lass ich eine Konkurrenz spielen. Sondern ich lasse einen Freund spielen. Er interpretiert den Titel auf eine ganz andere Art und Weise, als ich es machen würde. Und das bringt wieder einen neuen Aspekt rein, in die Musik, die ich mache. |
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LE-N: Wenn du das performen wirst, wirst du dann selber tatsächlich singen vom Schlagzeug aus? BE: Nein, nicht vom Schlagzeug aus. Da will ich vorne stehen. Ich habe Wolfgang schon gefragt, ob der trommeln will, und Pascal als Multiinstrumentalist, weil der unheimlich viele Instrumente spielt. Man wird wahrscheinlich bei der Musik ein paar Einspielungen haben, vielleicht ein paar Loops. Ich werde ein bisschen Keyboard spielen, vielleicht. Das geht dann mehr in so eine David Bowie Richtung. Da wird man mal nur Keyboard spielen und mal nur singen. Und dann wird man wahrscheinlich noch einen Bassisten haben wollen. Pascal hat jetzt die meisten Bässe gespielt. Aber er wird auf der Bühne mehr Keyboard und Gitarre spielen. So brauchen wir noch einen Bassisten. Da hätten wir eine ganz kleine Band auf einem hohen Niveau und könnten mit kleinem Aufwand auch gute Qualität abliefern. Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass das gleich ein großer Hit wird und ich in großen Sälen spielen kann. Man muss es ja klein halten, weil es auch viel Geld kostet. Und da gehe ich dann lieber mit den Freunden auf Tour, die dann auch nicht so viel Geld haben wollen. Es ist immer auch eine finanzielle Kiste, on the road zu gehen. Aber ich will auch die Qualität haben. Also ich kann nicht eine billige Band nehmen, meine Sachen präsentieren und dann kommt das nicht rüber. Da werde ich meinem Image nicht gerecht. Ein bisschen Qualität muss ich ja abliefern. Und so werde ich das dann machen. LE-N: Wirst du dann auch kleinere Clubs nehmen, so um die 300 Leute? BE: Ja, so will ich anfangen. Wenn die Platte dann erfolgreich werden sollte, dann ergibt sich das. Bloß ich gehe jetzt erst mal davon aus, dass ich das machen will, was ich mache, ohne an Erfolg zu denken. Ich möchte das einfach für mich. Ich möchte das einfach aus egoistischen Gründen. Ich möchte das einfach präsentieren. Wenn das dann Leute auch noch toll finden, ja wunderbar. Aber das hat wirklich überhaupt keinen kommerziellen Grund, sondern einfach nur einen reinen Verwirklichungsgrund, weil ich das nach 30 Jahren einfach mal machen muss und so viele Leute mich auch gedrängt haben, das mal zu machen. Immer wieder von außen, von Fans auf meiner Website bekam ich eMails, mach doch mal, mach doch mal... Bis ich gesagt habe „o.k., jetzt mache ich’s. Und dann hört euch das mal an, was da kommt.“ LE-N: Wird sich die Tour gleich an die Plattenveröffentlichung anschließen? BE: Das weiß ich noch nicht. Ich muss erst mal eine Firma finden, die es überhaupt kauft. Da muss ich sehen, wo ich das raus bringe. Ich schätze mal nicht, dass das vor dem neuen Jahr passieren wird. Wenn ich im Herbst fertig bin, werde ich vorher mit einer Plattenfirma gedealt haben, weil ich das nicht mit allen zehn Songs tun werde. Du kannst die Leute ja nicht überfordern. Du musst die zehn Songs fertig haben, aber du wirst nur die stärksten vier Songs präsentieren, um einen Vertrag zu bekommen. Das muss ich mir jetzt alles mal ausdenken, wen man da einbezieht, auch marketingtechnisch. Da brauche ich Leute, die mir helfen, da kenne ich mich nicht so aus. Ich bin da zu sehr Künstler und zu wenig Geschäftsmann. LE-N: Das klingt auf jeden Fall spannend. Wir danken für das Gespräch.
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