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Peter Maffay Support: Instructive 11. Juni 2005 Brauereigelände, Wernesgrün |
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Die
Sachsen waren’s. Oder war’s die Lockerheit, die
man nach einer höchst erfolgreichen Tour beim
Abschlusskonzert haben kann, die den Abend zu einer
großen Zugabe machte? Auf jeden Fall war es die
pure Lust am Rock, ein Publikum, dass von Anfang an
mitging, eine Band, bei der man neben Professionalität
und Routine vor allem Spielfreude und Energie
empfand, ein Frontmann, der entspannter wirkte als
noch kurz nach dem Tourstart in Ferropolis. Und
deswegen ging dieses Konzert auch tiefer als das am
27. Mai. Und zwar von Anfang an. Am Samstag Abend ging auf dem Wernesgrüner Brauereigelände die diesjährige Open Air Tour von Peter Maffay zuende. Rund 200.000 Zuschauer sahen die „Laut & Leise“ - Show in 17 Konzerten. Damit wurde diese Tour zur bisher erfolgreichsten des Jahres. Zum Termin im Voigtland hatte Maffay im Vorfeld geäußert: „Ich freue mich sehr auf das Konzert in Wernesgrün. Gerade in Sachsen habe ich viele Fans, die eine tolle Stimmung bei meinen Konzerten verbreiten.“ Er wurde nicht enttäuscht. Supportet wurde Peter Maffay von fünf Abiturienten aus Mülsen bei Zwickau. „Instructive“ hatten sich beim Wernesgrüner Music Vision 2005 gegen 57 Bands durchgesetzt und qualifizierten sich für diesen Konzerttermin als Vorband. Pünktlich 19:00 Uhr starteten sie ihre energiegeladene Show. Die für ihr Alter erstaunliche Professionalität, mit der sie auf der großen Bühne vor etwa 12.000 Zuschauern locker bestehen konnten, hatten sie in den letzten Jahren bereits bei solchen Großveranstaltungen wie Rock am Ring oder Rock im Park erworben. Ungewöhnlich steil verlief bisher die Erfolgskurve von „Instructive“. 2001 gründeten die Schulfreunde ihre Band. 2002 wurden sie „Beste sächsische Schülerband“. 2003 waren sie dann schon „Beste deutsche Schülerband“, denn sie gewannen den „schooljam“ Bandwettbewerb in Frankfurt am Main. Zwischen 2002 und 2003 entstand auch die erste CD „Clowns On Tour“. Die weist in Bezug auf Musik und Produktion eine Qualität auf, wie man sie bei fünfzehnjährigen Newcomern selten treffen dürfte. Auf das in diesem Sommer erscheinende zweite Album muss man daher ganz besonders gespannt sein. |
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An Bühnenerfahrung und natürlichem Selbstbewusstsein fehlt es den sympathischen jungen Männern nicht. Und so verließ sie auch vor den Maffay-Fans auf einer über 500 qm großen Bühne nicht der Mut, wenngleich sie noch kurz vor ihrem Auftritt die langsam wachsende Nervosität zugeben mussten. Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung und so rief Patrick zunächst mal in die Massen „Wir wollen eure Hände sehen!“ Widerspruch zwecklos. Die Hände gingen hoch und das Publikum ließ sich auf die Newcomer bereitwillig ein. Ihr starker Sound, die fetten Gitarren, der Druck, den Schlagzeuger Erik und Bassist Simon machten, der aber auch durch Falk krachende Gitarrenriffs entstand, hatten genügend Kraft, um open air zu bestehen. Die kraftvolle und sichere wie auch charaktervolle Stimme Patricks hielt ebenfalls mühelos stand. Ihre Druckwelle kam mit Power und manchmal metal-hart über das Publikum. Gleichsam rissen die starken, melodiösen Gesangslinien mit. Zur Stilfindung haben bei ihnen vor allem die verschiedenen musikalischen Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder geführt, die sich zwischen ganz hart und britpop-soft bewegen. | |||||||
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Was sie brauchen, um Eindruck zu schinden, wissen die Jungs auch schon längst. Mit ihrem letzten Titel verabschiedeten sie sich, in dem Sänger, Gitarrist und Bassist in Staffel vor an den Bühnenrand traten. Patrick forderte wieder die Hände der Massen und ließ sie klatschen. Nun standen die drei mit geradem Rücken und geschwellter Brust, mit stolzer, ernster Mine und schauten über die vielen Köpfe hinweg geradewegs nach vorn und vielleicht ein Stück in die Zukunft. Noch einmal machten sie mit einem gleichmäßigen, voranschreitenden Rhythmus und intensiven, durchdringenden Metal-Riffs Druck. Dieses Gefühl muss für sie erhebend gewesen sein. Unverwandt sollten die Blicke Kühle und Stärke suggerieren. Doch in ihnen muss es gebrodelt haben. Ein Lächeln flog dem Frontmann kurz über das Gesicht. Sie wussten, sie hatten es heute geschafft. | |||||||
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Umbaupause. Nun musste alles ganz schnell gehen. Zum Schluss wurde wieder die Leinwand vor der Bühne gespannt. Das Set würde sich von den zurückliegenden Terminen nicht unterscheiden. Wer es kannte, erwartete schon die sonore a cappella Stimme Peter Maffays beim ersten Song „Tiefer“. Der Vorhang viel. Und nun war man doch ziemlich überrascht. Zwei Bands standen auf der Bühne. Maffay sang diesen Titel im Duett mit Patrick. Das war recht kurzfristig geplant, ungeprobt und improvisiert. Und diese Spontaneität tat allen gut. Für die Newcomer war es eine gigantische Erfahrung und für den Altmeister eine sichtbare Freude. Für das Publikum startete der Abend energiegeladen, emotional, mitreißend. Nun erhielt die Forderung vom Wernesgrüner Music Vision nach der Interpretation eines Maffay-Titels einen speziellen Sinn. „Instructive“ hatte sich damals für „Tiefer“ entschieden. |
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Das übrige Programm verlief wie in Ferropolis (der LE-N berichtete > Peter Maffay), nur noch viel lockerer und von Anfang bis Ende stimmungsgeladen. Auch die Ansagen, die Statements und Scherze Peter Maffays kamen entspannter und damit auch noch einmal so glaubwürdig. Die alten wie die aktuellen Titel der neuen Platte begeisterten die Fans. Und man darf zurecht behaupten, dass Maffay’s neues Doppelalbum wieder etliche Hits in sich birgt, die es gut zum Klassiker schaffen könnten. „Der Kreis“, „Erkennst Du Dich Wieder“ oder „Halt Dich An Mir Fest“ sind ganz sicher dazu prädestiniert. Die zahlenmäßige Unterfütterung der Behauptung: „Laut & Leise“ ging als Neueinstieg sofort von Null auf Position Eins der deutschen Verkaufscharts und erreichte nach 10 Wochen Platinstatus. Die Auszeichnung hierzu wurde ihm wie auch dem Co-Produzenten Lukas Hilbert in Wernesgrün unmittelbar nach dem Konzert überreicht. | |||||||
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Für Peter Maffay, den kontinuierlichen Arbeiter, gehören Auszeichnungen längst zur Normalität. Zweimal wurde er als Künstler des Jahres ausgezeichnet, erhielt Bambies, ECHOs und etliche weitere Musikawards. 14 mal hatte er Nr.1-Alben im Rennen. Dennoch blieb er trotz des überdimensionalen Erfolges all die Jahre „auf dem Boden“ der Realität. Blieb Überzeugungstäter und setzt seine Prominenz bewusst in den Dienst öffentlicher, gesellschaftlicher Belange. Zum einen engagiert er sich für große Projekte (nur eins davon ist sein neuestes, das Peter Maffay Stiftungshaus in Pollenca/Mallorca), zum anderen wird er nicht müde, in seinen Songs und Statements immer auch seine Sicht auf die Dinge, auf menschliches Miteinander, auf politische und gesellschaftliche Probleme klarzustellen. Und ganz sicher sind es diese Stetigkeit, diese Unverbrauchtheit, seine Unbestechlichkeit und Zuverlässigkeit, die Peter Maffay über die Jahrzehnte zu einem der beliebtesten deutschen Künstler mit der wohl größten Fanbase gemacht haben.
pepe LE-Nightflight Feature > Bertram Engel Interview LE-Nightflight Bericht > Peter Maffay 27.05.05 Ferropolis - Gräfenhainichen LE-Nightflight Bericht > Wernesgrüner Music Vision 2005 07.05.05 Wernesgrün
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