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Dropkick Murphys The Warrior’s Code Hellcat/SPV |
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Wenn eine Band ihr Publikum anbrüllt: „Let’s go Boston!“ und die schreien zurück „Let’s go Dropkicks“, dann zeugt das von einem freundschaftlichen, aber auch fordernden Verhältnis zueinander. Und wenn die Boston Red Sox nach deprimierenden 86 Jahren erstmals die World Series (eine Art Weltmeisterschaft im Baseball) wieder gewinnen, dann liegt das vielleicht auch am lautstarken, schweißtreibenden Support ihrer Hausmusiker, den Dropkick Murphys. Inzwischen elektrisiert die Hooligan-Band mit dem dreckigen Irish-Punk nicht nur die Bostoner Sportfreunde, sondern hat die Reise um die Welt angetreten. Nach dem kongenialen 2002-er Album „Live on St. Patrick’s Day“ und dem 2003 erschienenen „Blackout“ legen die Jungs um Sänger Al Barr jetzt auch in Europa ihren „warrior’s code“ vor. Auf 13 Tracks beweist die Bostoner Oi!-Punkband souverän, dass sie derzeit zur unbestrittenen Führungsriege intelligenter keltischer Punkfolkmusik gehört. In Brendan Behans längst zum Traditional gewordenen „The Auld Triangle“ untermauern sie eindrucksvoll die Aussage ihres Bassisten Ken Casey, der den Unterschied zwischen Dropkicks und Pogues darin sieht, dass die Pogues „eine traditionelle Band mit einer Punkrock Attitüde“ waren, während er in den Murphys immer und zuallererst eine Punkband sieht, die mit wilden E-Gitarren die Ohren ihrer Fans zum Bluten bringen will. Und damit hat er wohl recht, denn so habe ich diesen Song noch nie gehört. „Warrior’s code „ ist aber auch eine Hommage an verstorbene Freunde („The last letter home“ und der Eingangskracher „Your spirit’s alive“) und der Titelsong widmet sich der Bostoner Boxlegende Micky Ward. Was uns das martialische Coverbild erklärt. Die Dropkicks arbeiten ihre Musik und überlassen nichts dem Zufall. Dudelsack Pipes, Geigen und galoppierende Schlagzeugrhythmen beherrschen die Szenerie. Dazu gibt es donnernde Gitarrenriffs sowie Barrs und Caseys aggressiven, whiskyträchtigen Gesang. Bei all dem unglaublich schnell dargebotenem Punk überraschen sie mit einer alten Antikriegsweise, die auch Hannes Wader bei Konzerten vorträgt („The green fields of France“) und einer Woody-Guthrie-Adaption. Dessen Tochter Nora hat die Dropkicks Papas Archive durchwühlen lassen – wohl auch gezwungenermaßen, weil ihr Sohn DKM-Fan ist – und herausgefischt haben sie eine leichte, eher Guthrie-untypisch beschwingte Ballade von einem Seemann, der sein Holzbein eingebüßt hat. Und nun raten Sie mal, wo ihm das wohl passiert ist? Richtig: “I’m shipping up to Boston“ heißt der Song. Und mit Boston, seiner irischstämmigen Community und natürlich den Red Sox sind sie so verbandelt, dass die Dropkicks als Bonustrack noch einen schon fast verschüttet geglaubten Fansong aus den früher 1900er Jahren auf ihr Album hievten („Tessie“). „Mir ist es egal, ob wir vor 10 oder 10.000 Leuten spielen“, sagt Ken Casey. „Die kids, die vorn stehen und unsere Songs mitsingen sind der Grund, warum wir das alles machen.“ Am 19. August beim Highfield Festival und am 22. in Coesfeld werden es eher 10.000e sein. Und die sollten sich zügig „warrior’s code“ zulegen, damit sie für die beiden einzigen Deutschlandgigs textlich gerüstet sind.
(Olaf Schulze) |
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