Startseite aktuelle Termine, Berichte, Infos Spezial - Interview - Stories - Hintergründe Berichte-Archiv Bands - Clubs - Veranstalter Impressum - E-Mail - Copyrightinfo

LE-Nightflight

Review

SAND

Winterlieder

VÖ: 22.08.2005 / QuorenMPG/Broken Silence

 
Sebastian Lohse ist vielen sicher noch als Sänger der Letzten Instanz im Gedächtnis geblieben. Seit er sich Anfang 2004 aus der Gotik Band verabschiedet hatte, um sich in einer anderen musikalischen Richtung zu versuchen, wurde es etwas ruhig um ihn. Jetzt meldet er sich mit seinem Projekt Sand zurück. Mit dem Elektroniktüftler und Filmmusik-Produzenten Frieder Zimmermann ist es ihm gelungen ein sehr filigran gesponnenes Stück Musik zu kreieren, welches konsequent an den Erwartungen der alten Fans und den damit verbundenen Schubladen vorbei laviert. Der musikalische Background wird von Frieder Zimmermann in minimalistisch anmutende Soundlayouts gegossen, welche die poesievollen und gleichzeitig tiefgründigen Texte Sebastians stets ins Zentrum des Klanguniversums stellen und umspielen. Auf dem Album wird das Duo Sand um einige Gäste erweitert, die ebenfalls sehr zum gelingen des Projektes beitragen. Der Albumtitel „Winterlieder“ drückt bereits aus was man erwarten darf. Die Songs wirken eher als Hörstücke denn als Lieder im herkömmlichen Sinne. Sie erfordern Konzentration und passen eher in die ruhige zurück gezogene Zeit des Jahres. Es werden emotionale Atmosphären entworfen, die Freiraum für die vielfältigen Interpretationen Sebastians lassen. Ihren Reiz entfalten die 12 Stücke erst nach mehrmaligem hören. Die CD lässt sich nicht sofort entschlüsseln. Wie Zwiebelhäutchen lassen sich die zarten Klangschichten akustisch entziffern. Der Hörer muss sich darauf einlassen und auch bereit sein den hintersinnigen Texten zu folgen. Es geht dabei sehr um persönliche Sichten auf den Zustand der Welt und das Zusammenleben der Menschen im Heute.

« oben

Beim mit archaischem Gesang startendenden Opener ‚BOB’ wird die experimentelle Zeitreise gestartet. ‚Was uns verbindet’ lässt den Bezug zur politischen Situation und zum Verhalten der Masse herstellen ‚ ... das dümmste Volk ist an der Macht ... was wir in Kauf nehmen um uns in Zahlung zu geben ... ‚. Lohse gelingt es die Fragen, ohne schulmeisterlich zu wirken, in den Raum zu stellen und zeichnet die Situation ,wie in anderen Songs auch, feinsinnig radikal nach. Sehr gelungen wirkt hier im Elektronikkontext das Cellospiel von Sabine Grüner und die diabolisch wirkende Stimme des Texters. ‚Nur Du’ könnte wie ‚You are’ dagegen ein klassischer Rocksong sein, wären nicht die Gitarren weit in den Hintergrund gemixt. Mit ‚Küss mich’ entwickelt sich ein kleines sensibles Highlight, welches sein Reiz durch die spannende gegensätzliche Gesangsinterpretation von Sabine Müller und Sebastian Lohse sowie die verzerrten Drumpattern von Jacob Thein erhält. Hier zeigt sich das Ungewöhnliche am Album. Zu ‚Was uns verbindet’ gibt es eine Video. Einen vordergründigen Hit jedoch nicht. Es gibt keinen Song der sich vom Gesamten ablösen lässt und alleine steht. Alles scheint irgendwie mit einander verwoben und in Beziehung zu stehen. Diese Beziehungen herzustellen wird allerdings dem Hörer überlassen.

Die Winterlieder sind eigentlich vertonte Gedichte deren verschachtelt Verse teilweise sehr zerbrechlich wirken. Der Gesangsstil von Sebastian Lohse ist immer nah, eindringlich und intim um die Inhalte zu transportieren. In die Platte einzutauchen lohnt sich in jedem Falle. Nur zur Party taugt sie nicht, eher zum verkriechen und zuhören. Es gibt viele Kleinigkeiten zu entdecken. Dem bereits 2001 gegründeten Projekt Sand ist ein Produkt abseits des Mainstream gelungen. Auf die Live-Umsetzung darf man bereits sehr gespannt sein. Dann wird das Duo um Mattias Macht am Schlagzeug und Ronny ‚Noxe’ Noack am Bass zum Quartett ergänzt.

flo

Mehr Infos:

> www.was-uns-verbindet.de

> www.winterlieder.de

> www.sebastianlohse.de

 

« oben

Copyright © le-nightflight.de

[Home] [Aktuell] [Feature] [Archiv] [Links] [Kontakt]