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LE-Nightflight

Bericht

Summer Safari

5th Adventure

26.08 bis 28.08.2005, Werk II, Leipzig

Nicht so afrikanisch wie der Name es suggeriert wurde zur 5. Summer Safari im Werk II Party gemacht. Eher zielte die Musik auf westliche Hörgewohnheiten, Reggaemusik oder Dub-Sound in der Jamaican Lounge standen dazu natürlich nicht im Wiederspruch. Zwei Tanzabende und ein ausgiebiger Brunch im Volkshaus, von 11 bis 17 Uhr bei DJ-Mugge und Überraschungsband, luden besonders Weißhäuter zum feiern ein.

Die tanzten auf europäische Weise, bloß nicht zu heiß, nicht zu leidenschaftlich, schön cool durch die Nacht. Und es war schön. Auch schön anzusehen.

Musikalisches Thema der Summer Safari sind bekanntlich die Fiftys und Sixtys. Und auch in diesem Jahr kam auf die Bühne die ganze schöne, urwüchsige Musik der Rock’n’Roll Generation, unverbraucht, noch unkommerzialisiert, unangepasst. Keine nette Oldieparty, keine Nostalgieveranstaltung, die altgewordene Ewigjunge hinterm Ofen vorholen sollte, war das Ziel der Veranstalter. Es ging um die Seele und den Geist einer Musikkultur, die Umbrüche, Zerwürfnisse, Protest, Rebellion aber auch Hoffnungen und Gegenentwürfe widerspiegelt und gerade daher so wunderbar auch für die Jugendlichen 50 Jahre später passt. Die Probleme sind 2005 andersgelagert als die, der Nachkriegsgesellschaft. Aber Kleinbürgertum und Spießigkeit, die den Blick für das wirklich Wichtige versperren, gab’s damals wie heute.

El Ray
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Schön, dass kein Beatnik mehr wegen seines „asozialen Verhaltens“ den staatlichen Organen zugeführt wird, wie in den 60ern der DDR. Zwar fehlt so auch die Reibung und damit die Chance, durch provokante Anstöße irgendeine Bewegung auszulösen, sei es nur in einigen Köpfen. Gleichgültiges Gewehren lassen kann ja viel besser Energien ersticken. Aber zumindest darf sich heutzutage richtig abreagiert werden bei der Musik, die man mag und in den Klamotten, in denen man sich wohlfühlt. Und schön ist es nun wirklich, dass mittlerweile so viele anders bunte Vögel friedlich zusammenfinden und - ob sie sich nun Punks, Soulis, Mods oder gar Skinheads nennen wollen - zur gleichen Musik feiern. Das war auch nicht immer so. Schließlich sind die verschiedenen Szenen originär verfeindet, warum auch immer. Da trafen exakt rasierte Koteletten auf grün gefärbten Punker-Kamm, Hosenträger und Schildmütze auf korrekt sitzenden oder auch schon mal zu klein gewordenen Anzug, Siebenachtelhosen, Petticoat, Ballerinas und Pferdeschwanz auf Matrosenbluse, auf knallrotes Kleid und Handtasche oder auf Jeans und T-Shirt.
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Auf vier Bühnen boten insgesamt 18 Bands und 16 DJ’s zwei Tage und Nächte lang vom ursprünglichen Rock’n’Roll, Garagenbeat, über Rockabilly, Surfsounds, Reggae und Ska, bis hin zum dreckigen, mit Blues durchzogenen Country wirklich jeden Sound und jeden Stil der Rock’n’Roll Generation. Die Nächte wurden in drei verschiedenen Indoor Zonen des Werks durchgefeiert. Wobei die Bereiche nun grundsätzlich getrennt waren in Rockabilly, Hillbilly und Garage (Waikiki Lounge), Soul und Mod Tunes (Hipshakin’ Groove Club in Halle A) sowie Reggae, Rockstaedy und Ska (Rough & Tough in der Jamaican Lounge). Im Eingangsbereich der Halle 5 konnten alle möglichen und unmöglichen Fanartikel erworben werden. Und an der Versorgung mit Essen und Getränken blieb bis weit in die Nacht hinein auch nichts zu kritteln.
Moving Sounds
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Am Freitag Abend galt der amerikanische Sänger Winston Francis als Headliner, der von ‚Soulfood International’ begleitet recht braven Party-Reggae auf die Bühne brachte. Die Band allerdings machte mit großer Bläsersektion nicht nur Eindruck sondern auch Power. In der Waikiki Lounge begann derweil die in Leipzig beheimatete Band ‚Los Twang! Marvels’ mit rockendem Surf. Ihren typischen Twangsound hat die Band um den Argentinier Alex mit der Neubesetzung an den Drums und am Bass eingebüßt. Das Schlagzeug schiebt sich nun mehr in den Vordergrund. Sie klingen lauter, rockender, anders. Nach wie vor darf man ihnen gute Musik und erstklassisches Gitarrenspiel bescheinigen. Auch wenn die Fans den feinen alten Twang vermissen werden, Veränderung muss gestattet sein. Am Samstag war zweifellos das Highlight der Posaunist Emmanuel Rico Rodriguez. Der ehemalige Wegbegleiter unter anderem von Joe Mansano und Laurel Aitken gilt als der bekannteste Posaunist des Reggae und als ‚Pionier der ersten Stunde’. Zusammen mit ‚Soulfood International’ gab er ein energiegeladenes Konzert. Danach übernahm Skandinavien. Auf der Open Air Bühne riefen die Kopenhagener ‚El Ray’ Tanzzwang aus. Kraftvoller, mitreißender Rock’n’Roll im Surfsound. Das machte Laune auf Bewegung. ‚Moving Sounds’ gilt als die Mod Sensation Schwedens und als eine der besten europäischen Bands. Man durfte vom ersten Titel an spüren, warum. Sie kochten mit draufgängerischen Beats und einem sehr vielseitigen Sound die Leute ab. Das war heftige Tanzmusik von bester Güte, die den Soul und Rhythm & Blues in die Glieder fahren ließ.

Los Twang! Marvels
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Und so muss man den Veranstaltern ein großes Kompliment machen, die ein internationales Event (Die Summer Safari hat sich mittlerweile zum größten mitteleuropäischen 60s Festival aufgeschwungen!) top organisiert und liebevoll durchgeführt haben. Das Programm war äußerst vielseitig, spiegelte die wichtigsten Facetten der Zeit wider, ohne oberflächliche Klischees bemühen zu müssen. Eine zweitägige Tanzveranstaltung, die am Sonntag beim großen Brunch gemütlich im Volkshaus zu ende ging, hat weit mehr als 1000 Herzen mit heißer Musik erwärmt und etwa doppelt so viele Tanzbeine mitgerissen. Im fünften Jahr eine Veranstaltung von der Größe durchzuführen, die sich immer noch ganz zurecht ein großes Fest der Subkulturen nennen darf und hoffentlich noch lange nicht in Gefahr steht, kommerzialisiert zu werden, verdient großen Respekt.

Auch dem geneigten Publikum gilt Anerkennung, das sich innerlich gut eingestellt hat und keine Mühen scheute, um im passenden Outfit zu erscheinen. Und mal sehen – so lange wir an unseren Träumen festhalten, solange kann’s sein, dass wir uns hier alle immer wieder treffen.

pepe

Soulfood International

 

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