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Bericht

HÄMATOM

Support: Brumm Brumm Böse (Geilkrank) und Draist Avagnon (FrogMetal)

31. März 2006
Spinne, Markkleeberg Spinnereistr. 32


hämatom

In Leipzig's Süden brodelt es gewaltig, damit sei nicht nur die berüchtigte Südmeile gemeint, nein auch hinterm Conne Islands geht's weiter. Seit gut zwei Jahren sind da Jörg "Niebe" Niebuhr und Marcus "evil" Pappe kräftig dabei, vom südlichen Vorort Markleeberg aus die Leipziger Metalszene von unten her aufzumischen. Die Motivation zur Gründung des Projektes "Markleeberg Metalheads" bestandt hauptsächlich darin, die oft zu wenigen Angebote der Metalszene zu erweitern und dabei auch dem Nachwuchs Auftrittschancen zu bieten und diesen somit zu fördern. Natürlich auch bereits gestandene Bands des In- und Auslandes sollen zum erschwinglichen Preis zu erleben sein. So rockt es seit dem Heavy-Chrismas 2003 immer gewaltiger im Jugendklub "Spinne" zu Markleeberg. Man gibt sich dort mittlererweile die Klinke in die Hand und ist auch auswärts bei Events wie dem "Bessere-Zeiten Festival" auf der Festwiese Leipzig oder beim "Unwanted Youth Festival" mit dabei. Letzteres wird am 21.4. 2006 im Lindensaal in Markleeberg seine Fortsetzung finden. In größerer Location also, da man wieder um die 500 Metaller zum abfeiern erwartet. Für schlappe 3 Euro Eintritt wird auch wieder ne Menge geboten.

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Doch vorerst machte sich das LE-Nightflight-Team auf den Weg in die Spinne, um mit Hämatom eine steil nach oben preschende Newcomerband zu entdecken. Und der Weg hat sich gelohnt. Vor allem zwei Dinge interessierten uns und so waren wir froh mit den anonymen Mitgliedern der Formation, welche sich einfach Nord (Gesang), Ost (Gitarre), West (Bass) und Süd (Schlagzeug) nennen, ins Gespräch zu kommen. So bestand natürlich unsere erste Frage nach den Gründen Ihrer Anonymität, welche mit: "Namen sind Schall und Rauch." ausweichend beantwortet wurde. Die offizielle Hämatom Erklärung sei daher hier zitiert: "Die Bandmitglieder , die sich hinter Hämatom verbergen, bleiben zum Schutz der Öffentlichkeit anonym. Musik und Performance allein stehen im Mittelpunkt." Davon konnten wir uns nach dem Gespräch mit Nord und Ost, den wir unvermummt zu sehen das Privileg hatten, später beim Konzert auch überzeugen. Zum lockeren Auftakt der Unterhaltung eignete sich die Standartfrage nach der musikalischen Schublade mal wieder bestens. Nach erwarteter Standartantwort: "Keine" fügte Osten dann noch sichtlich erheitert hinzu, daß er schon in Erwägung ziehe ein T- Shirt drucken zu lassen mit dem Aufdruck: "Ich lasse mich in keine Schublade stecken" um schließlich zu antworten "Ich sage einfach Metal mit deutschen Texten.".

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Genau diese Texte hatten mein Interesse geweckt und der Sache tiefer auf den Grund zu gehen war unser zweites Anliegen. Die deutschen Texte wurzeln unverkennbar in den alten Kinderliedern und Märchen, sind aber ebenfalls unverkennbar stark geändert. Die ausgewählten Bruchstücke aus dem allgemein bekannten Kulturgut werden als neues Ganzes im Geiste der fränkischen Metallbarden zusammengesetzt und sind oft auf den ersten Blick nicht einfach zu verstehen. Allein durch die Wahl der Vorbilder und die Verzerrung selbiger, wirken sie doch anfangs meist eher lustig, um später doch bösen Ernst zu versprühen. Daraufhin angesprochen wurde ich von Osten schnell mit den Worten "Ja lustig sind sie eigentlich gar nicht, ich weiß nicht warum jeder das lustig findet." aufgeklärt, daß dieses Missverständnis nicht neu ist. So erschien mir das "Häschen in der Grube" oberflächlichen betrachtet erst mal als ein lustiger Einfall und ich konnte mir zugleich auch nicht die Frage verkneifen, "ob die Themenwahl der Märchen und Kinderlieder durch Kindheitstraumata verursacht sei, welche nun in Verkleidung auf der Bühne ausgelebt werden?". Nachdem das Gelächter der Angesprochenen verhallt war, kam Osten wieder zur Sache zurück. "Also zum Beispiel zum Häschen. Wenn man sich den Text mal genauer durchliest. Es geht um einen Typen, der komplett fertig ist mit sich und seiner Welt, seine Drogenprobleme nicht in den Griff kriegt, der eigentlich sein Ende vor den Augen hat. Man muß sich das schon genau durchlesen um es zu verstehen - ist doch klar. Wenn man sich nur am Häschen hochzieht und keine Gedanken zum Text macht ist klar das man es lustig findet. Soll es aber gar nicht sein. Jedenfalls ist es das Gleiche bei Butze. Ein durchgedrehter Familienvater der seine Familie terrorisiert - Tag und Nacht - ist bei uns der Butzemann. Ist auch wieder nicht witzig. Warum es die ganzen Leute behaupten, weiß ich nicht. Wir werden es eindeutiger machen, auf jeden Fall."

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Dies werden wir ja auf der neuen CD nachprüfen können, welche im Herbst 2006 als Album (mit 12- 13 Titeln!) herauskommen soll. Bislang erschienen von Hämatom die Single "Butzemann", welcher nach grandiosen Verkaufserfolgen während einer gemeinsamen Tour mit JBO die zweite Single "Häschen" folgte. Das Debütalbum "Nein" erschien im September 2005. Doch Hämatom ist vor allem das Live- Erlebnis und so trugen der Gig mit Knorkator in Nürnberg ebenso wie der spektakuläre Auftritt beim "Eartshaker Fest 2005" sowie das Gastspiel beim "Buning Fall" mit "Sixt Feet under" und "Ektomorf" erheblich zur Popularisierung bei. Ihre eigene Marke kreierend folgt das Quartett spürbar musikalischen Vorbildern wie Slipknot, System of a Down, Tool und eifert in der Lyrik Rammstein nach.

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Diese Vermutung bestätigte mir Osten: "Lyrisches Vorbild im deutschen Bereich ist Rammstein. Ich glaube bessere Texte kann man nicht schreiben als Rammstein es tut." Dieser Hommage an besagte Gruppe fügte er aber auch einen Unterschied an: "Wer unsere Texte mit Rammsteintexten vergleicht wird merken, daß es komplett was anderes ist. Rammstein arbeitet viel mehr mit Metaphern als wir. Wir versuchen das eindeutiger auf den Punkt zu bringen. Als lyrisches Vorbild würde ich auch Knorkator nennen. Vielmehr gibt's da im Metalbereich, glaub ich nicht. Es gibt natürlich auch in anderen Bereichen Bands mit guten Texten so die Ärzte oder die Hosen." Nachgehakt nach den Vorbildern der Literaturgeschichte im Zusammenhang mit Rammstein neuester Produktion traf ich da genau den wunden Punkt bei Osten: "Was die neue Platte mit den Märchen betrifft stelle ich mal in den Raum ob sie sich das nicht bei uns abgeschaut haben. Wir waren mit unserer Märchengeschichte zuerst da, das muß man mal sagen, und dann kam die Rosenrot von Rammstein." Wo er recht hat, hat er recht. Also müssen wir uns demnächst mal bei den Kollegen erkundigen!

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Apropos Kollegen. Diese begannen nun unten im Saal den flotten Reigen. Zuerst in Gestalt von "Brumm Brumm Böse", die aus Weimar angereist waren. So ließen wir die sympathischen, immer noch hungrig auf Ihre Bockwurst wartenden Musiker erst mal in Ruhe sich auf Ihren Auftritt vorbereiten, der dann gegen 0:15 Uhr nach dem Froschrock von Draist Avagnon begann. Mit "Heißa Kathreinele" wurde die Bühne geentert und für die nächste gute Stunde zum Reich Hämatom erklärt. Das Fanvolk jubelte seinen Herrschern vom ersten Takt an zu und die schon erhitzten Körper der rastlos Bewegungssuchenden, verwandelten den kleinen Raum schnell zur Sauna. Durchgehend harter Sound lies da auch keine Pause zu, und auf beiden Seiten steigerte man sich in einen wahren Rausch hinein. Die Live Performance zeigt, daß hier Profis am Werk sind und Ausstattungsideen sowie Choreografien passten perfekt. Selbst das alberne Häschen war letztendlich nicht Fehl am Platze. Zum Outfit der Akteure sollen die Bilder sprechen, doch den Maskierten ist die Achtung für ihre körperliche Leistung nicht vorzuenthalten. Mit "Hänsel und Gretel", "Wicht" und "Kiste" ging der helle Wahnsinn dann in die Zielgerade. Obwohl inzwischen von Sauerstoffgehalt in der Luft kaum noch die Rede war, schaffte es die Fangemeinde ihre Idole lautstark zur Zugabe zu animieren. Die taten es mit dem treffenden Titel: "Solange ich noch kann". Ein harter aber wunderbarer Abend ging für uns zu Ende. Durchgeschwitzt und bereichert verließen zwei Musikredakteure die Spinne und begannen nun im Auto weiterzuspinnen: "Eene meene Miste es rappelt in der Kiste ..."

Heon

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