Rezension

Alfred Kallfass & Jasmin Graf

VÖ: 04.2006
Eigenvertrieb

Verschmitzt lächelnd überreichte uns Bassist Alfred Kallfass eine nachosterliche Überraschung. Eine CD seines ersten Soloprojektes mit Jasmin Graf. Doch die harte Wahrheit zuerst. Alfred Kallfass spielt auf seiner ersten eigenen CD keine Basssolos. Das Erfreuliche ist das saubere Bassfundament für die Songs einerseits und die gleichzeitig sehr harmonische Begleitung für Sängerin Jasmin Graf andererseits.

Beide Musiker sind in der Leipziger Musikszene schon lange keine Unbekannten mehr. Würde allein die regelmäßige Mitwirkung am Szeneevent Funkcity mit Bands wie Black Coffee schon ausreichen, sind beide in weiteren sehr unterschiedlichen Bands zuhause. So ist Alfred in der Jazzformation ((grosskopf)) mit Saxofonisten Andreas Grosskopf aktiv. Jasmin feierte mit der hart rockenden Soulfunkband Shaype bereits Erfolge bei verschiedenen Wettbewerben.

Bassist Alfred Kallfass präsentiert ein sehr geschmackvolles und farbenprächtiges Bassspiel. Mit sonorem Sound zieht er alle Register einer modernen Spielauffassung. Pull Offs, Hammer Ons und Flageolettes zaubern ein tragfähiges und vielschichtiges Backing für den Gesang. Dabei steht die hervorragende Spieltechnik nie im Vordergrund. Die Songs erhalten Struktur und Charakter. Die Stimme von Jasmin Graf zeigt im Duo-Kontext ihre Vielseitigkeit und mehr Klangfacetten als sie dies im Kontext einer Rockband könnte. Der Rahmen dieses Duos gibt ihr die nötigen Freiheiten auch mit ihrem sehr angenehmen warmen Timbre zu spielen.

Die ausgewählten Songs sind teilweise Standarts aus der Disco-Ära der 80er in bisher ungehörter Interpretation. Als Opener smasht Gimme! Gimme! Gimme! von Abba. Let's Groove Tonight (Earth, Wind & Fire) wird in einem Kreuzüber von Funk und Jazz dargeboten. Flageoletts lassen Died In Your Arms Tonight schweben und Fly Like An Eagle funkt mit Slaps. Ebenso interessant und anders kommt das sehr bekannte Another Day In Paradise von Phil Collins zu Gehör. Alle 12 Tracks wurden als Firsttakes ohne weitere Overdubs eingespielt. Dieses Wissen im Hinterkopf läßt die Einspielungen umso mehr glänzen. Sehr souverän und interaktiv gehen Jasmins Stimme und Alfreds harmonisch groovende Bassbegleitung zusammen.

Herausstechen die Interpretationen von The Moon Is Mine (Fairground Attraktion), das lyrische Stück Gratitude (Ani Di Franco) und A Thousand Miles (Vanessa Carlton). Sie beweisen Klasse, Eigenständigkeit und Potential. Hiervon wünscht man sich automatisch noch mehr. Sie sind vorteilhafter Weise nicht so breit bekannt, dass sie von vornherein geschmacklich polarisieren würden. Die Titelauswahl des Albums insgesamt wirkt etwas zufällig. Hierin liegt der einzige echte Kritikpunkt an der Platte. Das mehr als tragfähige Konzept Bass und Gesang behält so noch den Projektcharakter. Das Duo Alfred Kallfass und Jasmin Graf sollte noch zielgerichteter an die Songauswahl gehen und mutiger Eigenes anbieten. Dennoch geben sie den Popsongs eine völlig neue überraschende Qualität. Sehr hörenswert!

Jasmin Graf (Gesang)
Alfred Kallfass (Bass)

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flo

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