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Bericht |
Die HappySupport: Itchy Poopzkid 15.12.2006, Werk II, Leipzig Augenaufschlag von oben nach unten und von unten nach oben, um dann mit geradem und verbindlichen Blick den männlichen wie weiblichen Fans zu vermitteln, was sie später noch verbal bestätigen wird, dass sie doch deren Mädchen ist - Marta hat's und sichert Die Happy auch damit nicht unwesentlich den Erfolg seit 13 Jahren. Gegen 20:30 Uhr ist es immer noch recht leer im großen Werk II. Itchy Poopzkid, junge Rockband in traditioneller Dreier-Besetzung - Gitarre, Bass, Schlagzeug - werden schon gleich mit nicht zu überbietender Spielfreude die gefühlte Temperatur um mindestens 30 Grad heraufsetzen. Schon ihre Hymne zum Einmarsch wirkt gewaltig - der Startschuss zur Freude beim ziemlich jungen Publikum wäre damit gegeben. Vom guten Einstieg alleine kann man natürlich nicht einen Auftritt lang überstehen. So treiben sie den Beat vorwärts und gehen mit den Gitarren ran an die junge Meute, immer nach vorn. "Euer Problem ist, wir sind ‚ne Band, die gern redet." Warnen sie. Aber noch viel größere Freude entfalten sie beim wilden, noch einigermaßen unkultivierten Hub. Es ist nicht gerade filigrane Arbeit. Dafür haben sie Spaß an der Bewegung, am Punk und kein Problem, diesen auch beim Publikum zu erzeugen. Dass die mitreißenden Songs einen ziemlich simplen Strick haben, stört nicht im Geringsten. Die drei jungen Männer geben, was sie haben. Ihre Fans sind leicht zu motivieren: "Weil ihr grad so schön am klatschen seid" ...und obwohl sie ja das 1. Mal in Leipzig sind... loben sie und fordern dazu auf, einen großen Festkreis zu bilden. Das schlägt dann auch nicht fehl. Man fängt an, mit mittlerer Intensität in diesem Kreis zu hopsen und zu springen. Nun begibt sich auch der Gitarrist zum Headbangen in die Runde. Eine lustige Begebenheit für "Insider" löste später zunächst beim Gitarristen, der gerade an den Bass gewechselt war, dann beim Gitarre spielenden Basser Lachen aus, das erst mal den Spielbetrieb störte. Auch das zeigte ihre natürliche, humorvolle Lockerheit, die sie sympathisch machte. Zum letzten Titel kam die umgehend befolgte Aufforderung "Und jetzt alle springen". 2001 haben Sibbi, Panzer und Saikov ihre Band gegründet. Das sind sechs Jahre Anarchie auf deutschen Bühnen, denn seither sind sie pausenlos unterwegs und zählen bereits 400 Auftritte. "Wir gehören in einen Kleinbus und auf die Bühne, fertig. Auf Tour denkt man sich ja schon ab und zu mal ‚wow, nach der Tour hab ich dann endlich auch mal Zeit für andere Sachen' und dann ist die Tour vorbei und man sitzt halt so da und denkt ‚und jetzt?'. Nicht mit uns." Richtig! Auch die Welt außerhalb von Eislingen freut sich auf euch. Die Umbaupause schien nun viel zu lang! Das ebenfalls junge, aber nun deutlich erwachsenere Publikum musste sich schwer gedulden. Die Bühne blieb Weihnachten 2006 dankenswerterweise aufgeräumter als andere Jahre - nicht nur optisch ein Vorteil, es blieb auch jeder Platz zum Springen für den Gummiball Marta. Die kündigte ihren Auftritt aus dem Off an, nachdem sie ihre Jungs vorgeschickt hatte, damit diese schon mal einige Druckwellen über die PA ins Publikum senden sollten. Aufs herzlichste wurde sie empfangen. Mit dem entzückenden kleinen Akzent der reizenden Tschechin sagte sie, ihre Fans um den Finger wickelnd: "Das ist das schönste Willkommen von allen Städten bisher." Naja - ihren tollen Rock, den sie in Leipzig gekauft hatte und erst mal auf umwerfend charmante Weise vom Schlagzeugpodest aus vorzeigte, hatte sie zuvor auch schon in allen anderen Städten gekauft. Aber wir wollen nicht kleinlich sein! Ist es doch eigentlich egal, was die reizende Frau mit dem liebenswerten Akzent und dem herzerweichenden Blick auf verbindliche, freundschaftliche Art versucht weiß zu machen. Vergessen wollen wir auch nicht, dass sie noch einen wesentlichen Vorteil vor einigen Berufskolleginnen hat: das Energiepaket kann singen und rocken. Darüber hinaus gibt es aber auch bei ihr manchmal ein langsames Lied. Und eines wollte sie jemandem widmen, "einem Menschen, der ganz ganz traurig ist". Ob es da heut Abend jemanden gab? Noch vor Kurzem hatte sie eine Kehlkopfentzündung und konnte die Abende nur mithilfe von Antibiotika überstehen. Ob es daran lag, ihr die Krankheit noch in den Knochen steckte, warum sie zwar ausgesprochen professionell sich nichts anmerken ließ und dennoch offenbar nicht 100 % bei der Sache schien? Der High Energie Level, den man von ihren Shows gewohnt war, wurde jedenfalls nicht ganz erreicht. Vielleicht aber lag es auch daran, dass sie ihre Jungs zu stark in den Griff nahm. Gut, dass die vor ihr Angst hätten, weil sie sich bei falschem Benehmen auf kräftige Maßregelungen hinter der Bühne gefasst machen mussten, mochte man Marta trotz der offensichtlich beachtlichen Schlagkraft ihrer Oberarme nicht ganz glauben. Doch schien es, als hätten alle ihre klare Ansage erhalten, wie weit sie sich auslassen durften und wie viel sie der Frontfrau an Präsentationsfläche zu überlassen hatten. Und dabei waren sie doch mit ihrem neuen Album "No Nuts no Glory" gestartet, um so authentisch und rockend wie noch nie zu sein. Angeblich waren in einem abgelegenen Ferienhaus in Mecklenburg Vorpommern bereits so viel gute Songs entstanden, die ihre neue Scheibe locker gefüllt hätten. Doch plötzlich, am letzten Tag gelang (oder passierte) ihnen mit dem Song "Okay" der schicksalhafte Wurf. Sie entschlossen sich, noch mal von vorn zu beginnen und die neue Eingebung zu verfolgen - puren, schnörkellosen Rock, rauer und direkter als bisher, ohne Computer und Programming, nur satter Gitarrensound, groovender Rhythmus und die frech rockende, kraftvolle wie facettenreiche Stimme der Frontfrau. "Okay" schaffte es bei der Songauswahl letztlich nicht auf das neue Album. Doch entstand dieses in genau dieser Arbeitsweise während einiger Jam-Sessions, wurde live eingespielt und repräsentiert stärker als je die Live-Kompetenz der Band. Von einem "Entwicklungssprung" ist auf ihrer Home Page zu lesen. Naja, live hatten wir bisher eigentlich nie das Geringste vermisst. Sicher war es nur die Kehlkopfentzündung ... pepe
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