Hocico 15.03.2002 Moritzbastei
Der Vorschußlorbeeren waren reichlich verteilt. In der einschlägigen Presse gerade als Act (Orkus) oder Album (Zillo) des Monats Februar bejubelt, konnten die zwei Mexikaner einer perfekt vorbereiteten Europatournee gelassen entgegensehen. Nach legendären Supportgigs für Marilyn Manson oder Rammstein nun selbst als Hauptact unterwegs, hatten wohl selbst Optimisten nicht mit solch gewaltiger Resonanz gerechnet. So schlängelte sich, einen schwarzen Lindwurm gleich, die Menge der Einlassbegehrenden durch die gesamten Gewölbe der Moritzbastei. Nicht jeder fand da in der Tonne Platz und oft blieb nur zum Trost sich wenigstens das neue hochgelobte Album Signos de Aberracion mit auf den trüben Heimweg zu nehmen. Daran hatten Erk Aicrag und Racso Agroyam gute zwei Jahre gebastelt und der Szene einen gewissen technologischen Fortschritt in ihrer Musik demonstriert. Nun wurde die Clubkompatibilität des neuesten Werkes erprobt und man machte seinen Namen Hocico (zu deutsch: Schnauze), in ihrer Heimat ein beleidigendes Schimpfwort, alle Ehre. -----Der Name hat eine enge Verbindung mit dem, was wir tun. Wir wollen unsere Aggression zeigen, sie verbreiten und unser Adrenalin abbauen... so die beiden bösen Buben einst in einem Interview dazu. Erk (Gesang) scheint auch manchmal wirklich zuzuschlagen, wenn man seiner Gestik auf der Bühne folgt. Im Leichtgewicht wäre er sicher ein ernstzunehmender Gegner voller Ausdauer und Schnelligkeit. Aber vorerst bannte das Hintergrundvideo die Aufmerksamkeit aller. Da gabs finstere Szenen quer durch die Geschichte des Horrorfilms zu sehen, vom Stummfilmklassiker über die Vögel bis zum Weißen Hai. Das Ganze pikant gespickt von Hardcoreszenen, wofür die Jungs in den USA wohl schon nach dem ersten Titel verhaftet worden wären. Mit berühmt berüchtigter kompromissloser Härte gab das Duo nun düstere abgefahrene Songs sowie moderne prägnante Beats und auch Melodien zum Besten. So manch Maid versuchte da im dicht gedrängten Publikum gar zu tanzen. Mir persönlich gefielen allein die instrumentalen Nummern, da hier der aufregende Gesang nicht so vordergründig wirkte. Da liegt mir die Art von Racso (Programmierung) schon eher, der eifrig und weniger aufdringlich seine Arbeit verrichtete. Aber vielleicht lag es auch nur am Voract Accessory, der durch ähnlich starke Gesangsinterpretation die Empfänglichkeit für selbige schon etwas abgeschwächt hatte. Wie dem auch sei, im Vorbericht wurden wir ja bereits gewarnt. Es gibt was auf die Ohren hieß es und man muß hinzufügen- nicht nur auf diese! Heon |
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