Hochwasser-Benefiz

Standhaft - Christian Haase - Prumpski Beat

Dienstag, 27. August 2002,
Moritzbastei, Leipzig

Sehr spontan und daher nur mäßig besucht fand am Dienstag Abend eine Benefizveranstaltung in der Moritzbastei statt, zu der sich auf die schnelle drei wichtige Bands der lokalen Musikszene bereit fanden. Die „empfohlene Spende“ in Höhe von 10 Euro war nicht gering jedoch dem Zweck durchaus angemessen. Der Gegenwert bestand einerseits in dem guten Gefühl, sich finanziell für eine wichtige Sache engagiert zu haben. Andererseits boten uns Christian Haase und Band, ‚Prumski Beat’ und die ‚Tino Standhaft Band’ in sehr unterschiedlicher Weise bis gegen 1 Uhr ein musikalisches Erlebnis, für das es sich lohnte, dicke Klüsen am nächsten frühen Morgen zu riskieren.

Den Auftakt bot die ‚Christian Haase Band’ mit deutschsprachigen Songs aus der Liedermacherecke. Wer jetzt aber an eine müde Veranstaltung mit verstaubten Liedern denkt, irrt sich. Frontmann Christian Haase (ac-git/voc) und seine Crew verstehen es, liedhafte Titel mit viel Herzblut und einer Menge Rock’ n Roll absolut glaubwürdig und spannend vorzutragen. 

Der transparente aber dennoch volle Sound wurde den Texten über die wichtigen Dinge im Leben, Liebe, Respekt und wie wir Menschen miteinander umgehen, gerecht und lies sie gut verstehen. Auch optisch erlebten wir eine gute Show, dank der charismatischen Interpretation des Sängers und gelungener Lichteffekte. Ein sparsam aber klug platziertes Saxophon (Denise) lockerte die Titel immer wieder auf und mischte eine sehr angenehme und interessante Klangfarbe bei.

Prumski Beat bewiesen Mut und gingen als Trio mit einem Playback auf die Bühne. Ihre musikalischen Fähigkeiten erlaubten ihnen das Experiment. Zwei Gitarren entwickelten mit wunderbaren Gitarrenläufen und sehr harten, teilweise schon brachial gespielten Riffs einen satten Background für den rezitierenden, deklamierenden Gesang von Makarios (Ex–Die Art-Frontmann). Die Konsequenz in der Dramatik und Kühle des Vortrags, erinnerte unwillkürlich an Rammstein und war den Texten des russischen Dichters Pratajew sehr angemessen. 

Einer Kategorie lässt sich diese Musik nicht zuordnen. Wer aufgeschlossen für den kreativen Umgang mit tiefsinnigen, sich nicht immer beim ersten Hören erschließenden Balladen ist und Spaß an alternativem, kräftigen Gitarrensound hat, dem sei die Record Release am 21. September 2002 in der Moritzbastei schon jetzt empfohlen. Die neue Scheibe heißt „Orchester des Todes“ und wird ab September im Handel zu haben sein.

Zu fortgeschrittener Stunde wurden wir dann mit einer ausführlichen Gitarrenimprovisation (Christian di Santis) umworben. Mehr und mehr entblätterte sich der Kern des Stückes. Jetzt stiegen auch Keyboard (Frank Renner), Bass (Uwe Thomas) und Drums (Henry Dassler) mit ein. Schon waren wir ganz weit fortgetragen worden mit ‚Little Wings’ von Jimmy Hendrix. Nachdem er seine erstklassige Band als Vorhut auf die Bühne geschickt hatte, zeigte sich nun auch the master himself, Tino Standhaft. Ab sofort wurde gefeiert mit alten und neueren Blues-Rock Hits aus einer bald schon zwanzig Jahre währenden Rock-Karriere. Es machte riesigen Spaß, eine ausgelassene Band ihre Musik zelebrieren zu sehen und zu hören. Trotz einer sehr übersichtlichen Zuhörerschar gaben Tino und seine Standhaften alles und begeisterten ihr Publikum. Heißgeliebte, schon tausendfach gehörte, auswendig bekannte, nie alt und langweilig werdende Titel wurden nicht nur routiniert „runtergespielt“ sondern mit Spielfreude und neuer Frische interpretiert. ‚Moonlight Chile’ erlebten wir in einer ungewohnten Longversion, die fast geheimnisvoll begann und mit aller Hingabe ausgebaut wurde. Hier überraschte sogar Prügelknabe Henry Dassler, der in diesem Stück bewies, dass er durchaus auch sehr sensibel und zurückhaltend, dem Stück angemessen Trommeln kann. Natürlich war auch wieder ‚London Rain’ zu hören. Und man hatte den Eindruck, dass nicht nur die Fans an dem nun schon ca. 20 Jahre zählenden Song hängen, sondern er auch seinem Schöpfer einiges bedeutet.

Obwohl sich die Musiker hatten nicht lumpen lassen und bis in die Nacht hinein ein scheinbar unendliches Repertoire boten, forderte das Publikum auch um ein Uhr noch vehement Zugaben, auf die es angesichts der späten Stunde dann aber doch verzichten musste. Also warten wir auf das nächste Konzert der Standhaft-Band in der Moritzbastei, hier in Leipzig, wo Tino Standhaft die Herzen der Fans sicher sind und wo er regelmäßig zu Höchstform aufläuft. Gerne würden wir auch mal wieder Record Release mit ihm feiern. Denn so heiß die Liebe zu den Songs der Platten ‚Why’ und ‚Alcatraz’ auch ist und bleiben wird, ganz unbescheiden erwarten wir neue großartige Hits. So hurry up, Tino! We need it so much!

pepe