ein Bericht über Ute Lemper |
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Mit
Ute Lemper hatte Leipzig einen international anerkannten
Star zu Gast, welcher für hohe Performance-Qualität steht
und wie kaum ein anderer Künstler die deutschen Kritiker
polarisiert. Die
Seelenverwandschaft zu Marlene Dietrich lässt sich nicht
verleugnen, dennoch ist das was Ute Lemper zu bieten hat
mehr als das Nachahmen eines Idols. Sie tritt weit aus dem
Schatten der ebenso von der deutschen Kritik geschmähten
Variete-Ikone. Die Dittrich war ihr Leben lang frustriert über
die Anfeindungen. Anders die Lemper. Sie pfeift auf die
kleinkarierten Klischeedenker und geht den Weg ihrer
Karriere außerhalb Deutschlands durch die Metropolen der
Welt. Von Zeit zu Zeit kehrt sie zurück, um Ihre Fans zu
erfreuen. Gefeiert wird sie von den Kritikern anderswo. Nach
Engagements in New York, Paris und London gab sie eins der
wenigen Deutschland-Konzerte in Leipzig. Da dies bereits zum
zweitenmal geschah, liegt der Schluss nah, dass ihr das
hiesige Publikum wichtig ist. Ute Lemper ist nicht nur Sängerin sondern auch eine Entertainerin und Schauspielerin, die ihre Erfahrungen zum größten Teil in internationalen Musical-Produktionen erworben hat. Ihr gesamtes Auftreten scheint perfekt, fast mühelos und doch zeigt es sich in den Gesangs-Parts, in denen es jazzig eskalieren soll, dass die Spannung dennoch zu kontrolliert bleibt. Schade, weil sie ausbrechen könnte doch vom Gefühl her keine Jazz-Sängerin ist. So wirken manche Nuancen zu einstudiert. Sie kann sich nicht fallen lassen. Dadurch fehlt der emotionale Funke, der zwischen ihr und dem Publikum überspringen sollte. Das Publikum behielt brav Platz, beobachtete, applaudierte wohl wissend, dass hier Weltniveau geboten wurde. Doch die Distanz blieb und wurde auch nicht durch die langen Zwischentexte geringer. In denen gab sie sich weltgewandt und warf immer einmal Wortfetzen in Englisch und Französisch ein, was nicht unbedingt nötig schien |
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Dennoch.
Die musikalische Reise durch die Großstädte dieser Welt
war in jedem Song unterhaltsam und durch die teilweise
ungewohnte Interpretation überraschend neu. Der Song ‚Mahagony’
von Weill startet als geshuffelter Rocksong, nimmt einen
Exkurs über Jazz und endet liedhaft. Die Musiker ihres
Begleit-Trios umschiffen jede Klippe und zeigen Extraklasse.
Sie begleiten songdienlich effektiv und breiten den
musikalischen Teppich aus auf dem sich die Lemper mit
traumwandlerischer Sicherheit bewegt. Neben dem Song ‚streets
of Berlin’ aus dem Film ‚Bent’ war die Darbietung und
Inszenierung des Songs von ‚Mackie Messer’ sehr
aufregend. Ungewöhnlicherweise dominierte die funky
Slap-Spielweise des Bassisten den Song und kurze Drum-Shots
von Todd Turkisher wurden perfekt mit der Lichtszene
synchronisiert auf den Punkt gebracht. Hier passte alles
zusammen. Die Bewegungen der Diva, die Musik, das Licht. Mit
großem Selbstbewusstsein interpretiert Ute Lemper zeitgenössisches
und drückt allen Titeln ihren eigenen Stempel auf. Dies
kann nicht immer voll überzeugen. Zum Beispiel der Song ‚purple
avenue’ von Tom Waits. An den Stellen wo man bei Waits
mitheulen möchte bleibt es kühl und kalkuliert, es fehlt
der Schmerz, die Intensität. Diese Zurückhaltung wird am
Ende auch durch das jazzige Basssolo von Reginald Washington
nicht aufgebrochen. Ute
Lemper wird in Zukunft verstärkt eigene Songs
interpretieren und gab mit ‚privat view’ eine Kostprobe
zu Gehör. Der Song entstand unter dem Eindruck des 11.
September und wurde nicht so glamourös interpretiert,
wirkte wärmer und authentischer. Ebenso wie der einfache
Chanson von Jaques Brell. Davon hätte man sich mehr gewünscht,
denn hier zeigte sich echtes Gefühl. |
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Im
Zugabenteil bekamen dann auch die Musiker noch einmal ihre
Spots und demonstrierten was sich hinter ihrem sonst sehr
disziplinierten Spiel noch erwarten liese. Am Piano lenkte
der Berliner Pianist Andreas Schmidt mit hohem Können durch
alle Genre. Insgesamt
war es ein gelungener Abend und das Publikum war zufrieden.
Was eigentlich fehlte war die Spontaneität und die Arbeit
mit dem Publikum. Immerhin, es war sehr gute Unterhaltung
und immer auch ein Stück neben dem Mainstream. Die
Klischees zu verlassen, dazu gehört hierzulande Mut, und
den hat Ute Lemper mehrfach gezeigt. Man kann nur hoffen,
dass sie nicht aufhört Genregrenzen zu ignorieren, auch
wenn Elvis Costello behauptet die Lemper hätte im Song ‚punishing
kiss’ seine Musik getötet. flo |
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