Billy Cobham |
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Die
klangvollsten Namen der internationalen Jazz-Szene geben sich im SPIZZ die
Klinke in die Hand. Im Jazzkeller am Markt 1, zeugen die Plakate und Fotos
von der Jazztradition in der atmosphärereichen Kneipe. Neuerliches
Highlight war am 19. September
Billy Cobham’s ‘Culture Mix’. Bereits
zum zweiten Mal in diesem Jahr besuchte der unvergleichliche Schlagzeuger
unsere Stadt und wiederum hatte er großartige Musiker angeheuert, um sich
mit einem äußerst lebendigen und abwechslungsreichen Programm auf
Tournee zu begeben. Zur ‚Culture Mix’-Crew gehören der Göteborger
Marcos Ubeda (Orgel), Per Gade (Gitarre) aus Kopenhagen, Stefan Rademacher
(Bass), Krefeld und der in der Schweiz lebende Wilbert Junior Gill (Steel
Pan und Percussion). Die
lebende Jazz-Legende Billy Cobham ist seit nahezu vierzig Jahren wohl
einer der vielseitigsten, produktivsten und innovativsten Musiker. Er
studierte unter anderem bei Thelonius Monk und Stan Getz und bezog nach
eigener Einschätzung seine wichtigsten Einflüsse zum Beispiel von John
Coltran und Miles Davis. Der Schlagzeuger, der seit der Veröffentlichung
seines Debüt-Albums „Spektrum“ 1973 insgesamt 35 eigene Schallplatten
veröffentlichte und bei mehr als 300 Veröffentlichungen als Sideman
mitwirkte, arbeitete unter anderem mit James Brown, Miles Davis, John
McLaughlin und Peter Gabriel. Beständig ruft er neue Projekte und Bands
ins Leben und bewegt sich vorsätzlich in den verschiedensten Stilen.
Bekannt ist Cobham für schnelles, explosives Drumming. Das er ein äußerst
variables und facettenreiches Spiel laut wie leise ebenso beherrscht,
davon konnte man sich im SPIZZ ein weiteres Mal überzeugen. Das
Konzert wurde von der Trommel und den Percussions eröffnet. Nach und nach
gesellten sich Bass, Keyboard und Gitarre hinzu. Wir wurden mit einem
smoothen Intro begrüßt, das in einem ausgiebigen Solo Marcos Ubedas
endete. Der Keyboarder aus Schweden hatte in diesem Jahr auch außerhalb
der Jazzwelt auf sich aufmerksam gemacht, als die Gruppe ‚Afro-dite’
mit seinem Song ‚Never let it go’ beim Eurovision song contest in
Tallin den 8. Platz erreichte. | ||
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Zum
‚Culture Mix’-Programm haben die Musiker gleichberechtigt mit ihren
Kompositionen beigetragen. Insgesamt ergab sich dadurch ein sehr
vielseitiges aber ausgewogenes Konzert. Für jeden Einzelnen war viel
Raum, sich solistisch auszuleben. Aber ob smooth oder beschwingt, verträumt
und glöckchenzart oder wild und tobend, immer war das Schlagzeug „master
of the puppets’. Vom Drumset aus wurde bestimmt, wann und wie sich die
Dinge zu entwickeln hatten. Nach einem solistischen „Freigang“ eines
Mitspielers parierte Cobham mit sanftem aber bestimmten Trommeln durch um
seinerseits wieder langsam eine Steigerung aufzubauen, die dann zu einem
gigantischen Solo führte und in einem Fall mit einem Duell zwischen
Schlagzeug und Steel Pans endete. Für
Percussion und Steel Pans war kein geringerer als Wilbert Junior Gill
verantwortlich. Der Gründer des ‚Schweizer National Steel Orchester’
sowie der ‚Wilbert Gill Steelpan School’, der bereits mit 25 Jahren
zum Musikalischen Direktor des ‚Melodians Steel Orchestra UK’ ernannt
wurde, nahm schon mehrfach am Montreux Jazz Festival teil, wo er unter
anderem mit Dave Sandborn, Manu Dibango oder Quincy Jones zusammen traf
und zusammen mit Phil Collins oder Santana auf der Bühne stand. | ||
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Per
Gade, mit dem Billy Cobham seit einigen Jahren zusammenspielt, wird als
einer der talentiertesten Gitarristen der jüngeren Generation gehandelt,
wie er unter Beweis stellte, zu recht. Ob er sich im ausgelassenen Spiel
mit dem Keyboarder die Bälle zuwirft, ein zartes, verträumtes Solo
improvisiert, es in genialen Gitarrenläufen auf die Spitze treibt oder
zusammen mit dem Bassisten ein sehr rockiges Thema durchführt, er
beherrscht sein Instrument ebenso wie das Feeling für die verschiedensten
Stile. Stefan
Rademacher am Bass reicht hier ebenso das Wasser. Seine Erfahrungen in den
unterschiedlichen Musikrichtungen dürfte er zum großen Teil aus dem von
ihm 1997 in Krefeld gegründeten Projekt ‚Jazzattack’ bezogen haben.
Darüber hinaus wurde der für Live- und Studioproduktionen gefragte
Bassist unter anderem von Musikern wie Chaka Khan, Jennifer
Rush, Gary Husband, Randy Brecker oder Peter Herbolzheimer gebucht. Dieses außergewöhnliche musikalische Erlebnis, dass erst nach einer ausgedehnten Zugabe zu ende ging, wird in ganz besonderer Erinnerung bleiben. pepe | ||
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