26. Leipziger Jazztage |
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Drei Abende in der Oper Leipzig Die 26. Leipziger Jazztage mit
eigenwilligem Konzept. Schon der erste Abend bot
überraschende Kontraste. Eröffnet wurde von der
Saxophonlegende Charlie Mariano im Duett mit dem argentinischen
Gitarristen Quinque Sinesi. Ihr Repertoire führte die Zuhörer über den
südamerikanischen Kontinent; argentinischer Tango, brasilianischer Samba
und indianische Einflüsse wurden gekonnt mit Jazzimprovisation verbunden.
Leider vergaßen die Beiden wohl ein wenig ihr Publikum, Ansagen gab es
keine und die von der Zuhörerschaft geforderte Zugabe blieb auch aus. Im Gegensatz zu diesem
musikalischen Wohlklang bot das Chris Cutler Projekt wohl eher ein
Massaker. Aber bei der Vorgabe seines für diese Jazztage entwickelten
Projekts konnte auch keine musikalische Schönmalerei erwartet werden. | |||
Den Abend beschloßen die
„European-American Jazz Stars“ Bob Malach, Saxophon;
Michal Urbaniak,
Violine; Jasper van´t Hof, Piano/Keyboards und Alphonse
Mouzon,
Schlagzeug. Trotz der überaus überzeugenden Leistung der vier
Ausnahmemusiker blieb doch der Verzicht auf einen Bassisten bei dieser
sehr fusionorientierten Musik unklar. So war für Jasper van`t Hof die
Rolle des Keyboardbassisten
seinem eigenem Solospiel oft hinderlich. Positiv fiel auf, dass die
beiden Europäer van´t Hof und Urbaniak die musikalische Richtung angaben.
So kam es, dass auch mal der
Funk-Fusion Drummer Mouzon eine Komposition Urbaniaks im Walzertakt
begleiten musste. Der zweite Abend begann mit
dem Richie Beirach Quartet. Der New Yorker und Neuleipziger Pianist
Beirach holte zu seinem schon
auf zwei CDs bewährtem Trio mit Gregor Hübner, Violine und George
Mraz, Kontrabaß, den New Yorker Schlagzeuger Adam Nussbaum. Es erklangen
Bearbeitungen Beirachs von Bela Bartok, Frederico Mompou und
J.S. Bach. Diese Klassikbearbeitungen zeigten die Stil- und
Geschmacksicherheit, mit der Beirach mit solchen Vorlagen umzugehen weiß.
Aber auch der reine Jazz wurde zelebriert in Stücken wie Footprints von
Wayne Shorter. Ein Höhepunkt des Konzerts war sicherlich Richie Beirachs
Neukomposition „ Steel Prayer“ , seine Reflektion auf den 11.September
2001. | |||
Der nächste Programmpunkt war
leider eine Enttäuschung. Der angekündigte italienische Trompeter Paolo
Fresu mußte leider krankheitsbedingt kurzfristig absagen, so traten von
seinem Trio nur der Pianist und Akkordeonist Antonnelo Salis und der
Bassist Furio di Castri verstärkt von einem jungen Posaunisten auf. Dieser Konzertblock wurde so eher zu einer schlecht
abgesprochenen Session. Auch der letzte Teil des
zweiten Abends war zwiespältig. Das für die Jazztage zusammengestellte
Trio um den Bulgaren Teodosii Spassov verharrte zu oft in modaler
Improvisation. Der Virtuose
auf der bulgarischen Flöte Kaval traf auf den Oregonbassisten Glen Moore und
Mino Cinelu, Miles Davis erprobter Percussionist. Doch dieses
Weltmusikprojekt wollte nicht richtig funktionieren, da wohl die Welten
dieser Musiker zu wenig Berührungspunkte bieten. Kenner der Folklore
wissen, welche Besonderheiten gerade die bulgarische Volksmusik aufweist.
Trotzdem war es eine Freude, diesen außergewöhnlichen Flötisten kennengelernt zu haben, in der Hoffnung, ihn mal mit eigenem Ensemble zu hören. | |||
Funky begann der dritte
Abend. Shank, eine Berliner Band um den Bassisten Andreas Avocado
beschreibt ihre Musik selbst als DJ-Musik ohne DJ. Was dann klingt ist
nicht unbedingt neu aber originell. Der Mythos Miles Davis hat wohl auch
in der experimentellen Dance-Music schon alles vorgedacht, aber die sechs
Musiker von Shank wissen damit umzugehen. Schwirrende Klangcollagen
entwickeln sich unmerklich zu erdigen Grooves. Songs fließen ineinander,
so entsteht über eine Stunde
ein durchgehendes Shank-Universum. | |||
Als zweites folgt an diesem letzten Abend in der Oper das Duo Wolfgang Muthspiel, Gitarre, und Rebekka Bakken, Gesang. Der Auftritt des Österreichers und der Norwegerin war für mich der Höhepunkt der Jazztage. Mit durchweg eigenen Kompositionen und Bearbeitung eines norwegischen Volkslied gelingt es den beiden die Zuhörerschaft zu fesseln. In ihren Liedern werden europäische Volksmusik, Klassik, amerikanische Folklore und Jazz zu einem eigenen Stil aufbereitet, sogar die Barockoper blitzt mal durch. Muthspiel erweist sich als hochvirtuoser und geschmackvoller Partner Rebekka Bakkens, die technisch locker über drei Oktaven brilliert und in ihrem musikalischen Ausdruck eine ganz eigene Form findet. | |||
Den Schlußpunkt der Jazztage
setzte dann der Saxophoncollosus David Murray mit seinem Quartett. Während
man bei Muthspiel/Bakken eine sehr europäisch weiße Interpretation des
Jazz hörte, dominierte jetzt das Afroamerikanische. Murray machte schon im
ersten Stück klar , wohin die Reise geht. Rhythmik, kraftvoller Ausdruck
vor jedem harmonischem Zwang. Nach unglaublichen Klangkaskaden in höchste
Flageolletregister auf dem Tenorsaxophon zeigtet uns doch Murray seine
lyrische Seite mit seinem warmen Ton auf der Baßklarinette. Resümierend auf diese drei
Tage bleibt der Eindruck, daß drei Programmpunkte pro Abend große
Anforderungen an die Konzentration der Zuhörer stellt. Bei der
Beschränkung auf zwei Konzertblöcke hätte sowohl der Künstler mehr
Spielraum in seiner zeitlichen Gestaltung als würde es auch dem
angespannten Etat eine Entlastung bringen. Matthias Buchholz | |||
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