Benefiz - Schillerhaus
Franns W. Promnitz von Promnitzau

Samstag, 14. September 2002,
Schillerhaus, Leipzig

Auf Grund der Hochwasserkatastrophe fanden in den letzten Wochen viele Hilfsaktionen und Benefizveranstaltungen statt. Auch die engagierten Mitarbeiter vom Schillerhaus überlegten, welchen Beitrag sie leisten könnten. So fand spontan geplant und durchgeführt ein kleines Orgelkonzert statt.

Franns W. Promnitz von Promnitzau, Dresdner Organist, machte im Schillerhaus mit einer seltenen Form der Orgel bekannt, mit einem Portativ.

Aus den Zeiten der Minnesänger herrührend ist das Portativ die für eine Orgel zwar sehr kleine tragbare Variante, aber dennoch nicht gerade leicht. Noch im Spätmittelalter zog man damit von Ort zu Ort und trug singend die Novellen weiter. Die Notation der Lieder begann man erst im 14./15. Jahrhundert. Bei einem Portativ werden die Tasten mit der einen Hand gespielt und damit die Pfeifen geöffnet. Die andere Hand betätigt einen Blasebalg, der die Luft in die Pfeifen drückt. Der Gesang eines Portatifers hat eine sehr merkwürdige Anmutung, da er sich immer ein Stück neben der uns gewohnten Tonhöhe bewegt, und scheinbar überhaupt nicht zum Spiel der Orgel passt. Schließlich wusste man im Mittelalter noch nichts von einer wohltemperierten Stimmung.

Mit seinem Vortrag, den er mit Erklärungen zur Zeit des Mittelalters, zum Portativ sowie zum Gesang begleitete und mit kleinen Novellen auflockerte, entführte er uns in vergangene Jahrhunderte. Der späte Nachmittag im frühen Herbst zauberte dazu das passende Licht in den stimmungsvollen bäuerlichen Raum des Schillerhauses.

Nicht etwa einmalig war dieses Konzert. Franns W. Promnitz von Promnitzau weilte schon öfter in unserer Stadt, unter anderem war er im Gohliser Schlösschen und im Barthelshof zu Gast. Doch einen solchen Vortrag in dieser Atmosphäre zu erleben, war wohl etwas besonders Schönes.

Wilma