Phillip Boa & The Voodooclub

20.10. Werk II


Etwas suspekt erschien mir der Herr Boa und sein Voodooclub ja schon immer und nun wollte ich diesen Anflug von Nichtsympathie live überprüfen. Im Besonderen seine gewollte oder hochstilisierte Guruhaftigkeit, was auch immer dies sein mag, aber mir fällt gerade kein anderer Begriff ein, störte mich bisher. Reinen Herzens suchte ich die Lokalität des Gastspiels auf und siehe da einen kurzen Moment während des Konzertes hatte ich das Gefühl, daß all seine Exaltiertheit nur irgendetwas übertünchen soll – vielleicht Verletzbarkeit – aber wie gesagt nur einen winzigen Augenblick lang. Zu hören gab es bekannten Boa – Sound, wobei die Gitarren etwas härter als auf Konserve klangen, aber dies ist ja bei Liveauftritten ohnehin üblich. In gewohnter Manier animierte der Künstler das Publikum, um es im nächsten Moment auf Distanz zu halten. Manchmal wirkte er so, als ob er einen imaginären Taktstock schwingen würde. Über die Bedeutung seiner uniformähnlichen Oberbekleidung machte ich mir so meine Gedanken, wobei mich die Zeichnung seines Hemdes an einen jüdischen Kerzenleuchter ( den mit sieben Armen ) erinnerte. Aber vielleicht gab es ja auch keine Bedeutung, auch dies würde ich akzeptieren. Der Voodooclub tat sein Bestes für das Gelingen der Veranstaltung, nur die Sängerin schien mir etwas unterzugehen. Ob es an der Akustik oder anderen Mißlichkeiten lag bleibt letztenendes Spekulation. Das Publikum sprang jedenfalls mit dem ersten Ton aus dem Häuschen und feierte seinen Star frenetisch bis zum Ende der Performance. Die Songs wurden jeweils nach den ersten Takten erkannt und meist heftig umjubelt. Aufgefallen ist mir eine Sache die ich recht witzig fand. Viele Konzertbesucher trugen T – Shirts mit mannigfaltigen Aufdrucken den Künstler und seine Band betreffend, gerade so als müßten sie sich gegenseitig erinnern, welchem Konzertereignis sie momentan beiwohnen. Aber lachen hält gesund und vor allen Dingen sich und andere uns alles nicht so ernst nehmen.

p.s. Der Special Guest Paul James Berry war zwar einerseits irgendwie anwesend, aber andererseits auch wieder nicht.

c priwjetom

anatol