Jazzkantine |
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Man weiß ja nie so ganz genau,
wer denn gerade zur ‚Jazzkantine’ gehört, möglich ist fast alles.
Das Projekt lebt von der Veränderung und ist gerade daher seit fast zehn
Jahren immer noch jung. Als fünf Musiker die Bühne betraten und unter
großem Jubel begannen, Musik zu machen, war es auch nicht verwunderlich,
dass eine Soulnummer nach der anderen folgte, nicht wenigstens Ansatzweise
der Hip-Hop anklang. Die rappelvolle Tonne pfiff und tobte und dankte der
Sängerin, die sich mit Leib und Seele zu verausgaben schien, ihren
Einsatz mit tosendem Applaus. Charlemaine war deutlich
überrascht, glücklich und aufgekratzt wie ein Kind und wirkte beinahe
etwas verwundert über die Ehre, die ihr durch das begeisterte Publikum
zuteil wurde. Angestachelt von so großem Beifall legte sie sich immer
mehr in’s Zeug. In ihre starke und flexible Stimme packte sie ihre ganze
Seele, ging scheinbar an die Grenzen ihrer Kräfte, bog und wand sich zu
den Soul-Titeln, die zumeist in Zusammenarbeit mit ihrem Lebenspartner
Peter Ries entstanden sind, umarmte mit ihrem Strahlen ihr Publikum und
hatte bei all dem noch Zeit, sehr medienfreundlich den anwesenden
Fotografen schöne Gelegenheiten zu bieten. Sichtlich Spaß hatte sie bei
dem nicht enden wollenden „Stay a little bit longer“, wobei sie fast
ein bisschen rumalberte und noch mal alle Register ihrer stimmlichen
Qualitäten zog. Tina Turner hätte hier nicht brillanter glänzen können.
Gesanglich stand ihr Charlemaine ohnehin nicht nach. | ||
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Rainer Scheithauer an den
Keys, Mick Woll an der Gitarre, Drummer Flo Dauner und
Bassist Wolfgang Harling machten in größter Bescheidenheit und höchster
Professionalität ihren Job. Ohne sich je in den Vordergrund zu spielen,
sahen sie ihre Aufgabe in der Begleitung und Unterstützung der Lady.
Alleine ihr überließen sie die Show. Gerade das machte ihre Klasse
deutlich. Die hervorragenden Musiker zeigten selbst hohes Können, jazzten
und brillierten in Solis. Und schon ewig muss es hersein, dass in der ‚mb’
ein solcher Funky Sound zu hören war. | ||
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... und es ging! Es ging noch großartiger. Es ging noch stimmungsvoller, noch tobender! „Futter für die Seele“, das neue Album wurde auf dieser Tournee supported. Es ist in Zusammenarbeit mit der Bigband des Hessischen Rundfunkes entstanden, wobei erstmalig konsequent auf den Einsatz von Rap und Hip Hop verzichtet wurde. Man setzte diesmal auf Soul und Jazz, engagierte Soul- und Jazzinterpreten aus der deutschen Szene. Zum Lineup der Platte gehören neben den bekannten Jazzkantine-Stimmen Cappuccino und Tachiles diesmal Charlemaine, Edo Zanki, Gim, Laith Al Deen, Sam Leigh Brown, Volcan Baydar, Rolf Stahlhofen und Ole Soul. Auf ihren Tour-Dates sind Jazzkantine allerdings sehr variabel. Kein Konzert ist gleich dem anderen. Die Besetzung ist so flexibel wie die Titelliste. Auf Cappuccino und Tachiles mussten wir in Leipzig zum Glück aber nicht verzichten, genauso wenig wie auf die geliebten alten Nummern wie „Das Jazzhaus“, „55555“ oder „Ich mach dich Krankenhaus“. | ||
Jazzkantine waren an
diesem Abend Tom Bennecke (Gitarre), Dirk Erchinger (Drums),
Jan-Heie Erchinger (Key), Christian Eitner (Bass), York
(Sax/Querflöte) Air Knee (DJ), Cappuccino (Voc), Tachiles
(Voc), Sam Leigh Brown (Voc) und Charlemaine (Voc). Eine
Fusion hervorragender Künstler, die sich in bester Weise ergänzten und
gegenseitig zu großartigen Leistungen anstachelten. Sie boten eine
regelrechte Jam-Session, schwenkten vom Soul zum Hip Hop, jazzten und ließen
vor allem jede Menge Funky Sound hören. | ||
Für die Soul und Jazz Vocals war
im Besonderen die äußerst vielseitige Sam Leigh Brown
verantwortlich. Die Jazz-Sängerin, die bereits mehrfach mit der
Jazzkantine zusammengearbeitet hat und immer wieder als Studiosängerin für
Jazz-, Reggae- oder HipHop-Produktionen gefragt ist, zeigte ihre ganze
Klasse. Ihr Instrument Stimme beherrscht sie in jeder Weise. Modulationsfähig
und facettenreich ordnet sie es dem jeweiligen Titel unter und ist damit
sehr wandlungsfähig. Das ist, was sie anderen guten Sängerinnen voraus
hat. In einem munteren Duett mit dem Saxophon brillierte sie ebenfalls. | ||
Cappu, Geschichtenerzähler
mit permanent strahlende Augen und verschmitztem Gesicht, so ein ganz
Lieber, dem man aber sicher auch nie wirklich böse sein könnte, fragte
zu Beginn des Konzertes nach der Condition des Publikums und ob es in
Ordnung ginge, wenn es unter den Achseln nach Schweiß riecht. Schon mal
auf eine lange Nacht eingestellt waren wir insofern etwas enttäuscht,
dass schon gegen eins alles zu Ende war. Aber schweißtreibend verausgabt
hatte sich die ganze Truppe auf jeden Fall. „I feel so good, I got you“
nahm man ihnen allen absolut ab, Freude und Spaß war bei den Musikern
sichtbar ebenso groß gewesen, wie beim Publikum. | ||
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