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Mitch Ryder
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Ganz oben war der „Godfather of Motor City Rock’n Roll“ mit seinen ‚Detroit Wheels’ in den 60igern, ganz unten in den 70igern. So verlief sein Leben zwischen den größten Erfolgen und Misserfolgen, doch er kämpft beständig gegen Halbherzigkeiten und Oberflächlichkeit. Hundertfünfzig Prozent von sich und seiner Seele zu geben ist kaum genug. Eine explosive und mitreißende Liveperformance ist das Ergebnis dieser seelenvollen, knallharten Rockschlacht, die Elemente des Gospel, Blues wie im Funk, Reggae und Jazz verbindet. In den 90er Jahren traf er per Zufall auf ‚Engerling’. Zum 5. Mal tourten die vier examinierten Vollblutmusiker der vielseitigen Ostberliner Bluesband mit der amerikanischen Legende durch Deutschland, Belgien, die Schweiz und Österreich. Und wer sie gemeinsam erlebt hat, konnte sich der Kraft und Tiefe ihrer Musik kaum mehr entziehen. Ihre aktuelle Live-Scheibe „The Old Man Springs A Boner“ ist nach „Rite Of Passage“ das zweite Album des Power-Teams und ein echtes Highlight. In unglaublicher Weise wurde hier die Energie und Klasse der Konzerte eingefangen und auf CD gebrannt. LE-Nightflight sprach mit Mitch Ryder LE-N: Du startest jetzt für 4 Wochen eine Non-Stop-Tour mit Engerling. Ihr werdet 27 Shows spielen. Bleibt danach ein wenig Zeit zum entspannen in Deutschland? MR: Zwei Tage nach der Tour muss ich in Amerika schon wieder arbeiten. Wir sind dabei, verschiedene Projekte zu entwickeln. LE-N: Wie lange dauert die Vorbereitung vor der Tour? Wie stimmt Ihr Euch ab, per e-mail? Und wie viel Zeit nehmt Ihr Euch für die Proben vor der Tour? MR: Ich bin zwei Tage vor der Tour nach Deutschland gekommen. Wir brauchen nicht viel mehr Zeit zum Proben. Die Abstimmung erfolgt hauptsächlich während des Soundchecks. Da proben wir die neuen Songs. LE-N: Was ist für Dich wichtig während der Zeit in Deutschland? Es gibt einen Unterschied zwischen den Fans in den USA und denen in Europa. In den USA verlangen Deine Fans die alten Songs aus den 60igern. In Europa bist Du besser bekannt seit Deinem Rockpalastauftritt 1979 und Deinen Tourneen in den frühen Achtzigern. Wie denkst Du über die Fans hier und dort? MR: Ich bin da, um meinen Fans das zu geben, was sie hören wollen, um ihnen zu dienen. Es gibt Fans, die drüben nach ‚european stuff’ fragen und hier gibt es Fans, die nach Sixties-Sachen fragen. Ich versuche, sie alle zufrieden zu stellen, mein Bestes zu geben, wo ich auch bin. Wenn es einen Sinn hätte, würde ich alte Sachen spielen. Aber ich gebe keinen Geschichtsunterricht. Das ist der Unterschied. LE-N: Sind Deine in Europa produzierten Alben auch in den USA erhältlich? MR: Nur teilweise. Eine Internetfirma vertreibt sechs von vierzehn Titeln. Eigentlich ist alles erhältlich. Du kannst alles im Internet anbieten, aber ohne Werbung über andere Medien wie Magazine, Radio oder TV läuft kein Verkauf. Ohne breitere Medien erreiche ich nicht genug Publikum. Zuerst muss man wissen wer Mitch Ryder ist, erst dann wird man auch nach den Platten suchen. Sonst ist es schwierig. LE-N: Wie wichtig ist für Dich das Internet? Ich liebe das Internet. Es ist das Beste, was mir seit langem begegnet ist. Es ist sehr nützlich für die Kommunikation. Ich war zum Beispiel sehr erfreut zu lesen, dass in Washington D.C. gegen den Irak-Krieg demonstriert wurde. Es schien, als schliefen die Amerikaner. Sie dürfen Bush nicht gewähren lassen. Diese große Demonstration ist tatsächlich wichtig. LE-N: Du hast einen Song geschrieben, der heißt „Terrorist“. MR:
Der Song ist auf der aktuellen Live-CD. Es ist ein alter
Song. Heute ist er sehr aktuell geworden. „Terrorist“ ist das
erstemal auf der ´92er LP „La Gash“ veröffentlicht worden.
Wir haben einen neuen Song den wir heute Abend spielen werden „The
Shoe“. Er handelt von der Behandlung der Palästinenser, der
amerikanischen Gier nach irakischem Öl und der Ungerechtigkeit
der globalen Wirtschaft. Der Refrain heißt „My God Is Better Than Your God“. LE-N: Man kann in Deinen Songs oft politische Aussagen hören! MR: Ja, ich denke eine ganze Menge. Ich finde es ist die einfachste Art Leute zum nachdenken zu bringen, sie auf diese Art anzuregen, auch Statements zu machen. Es ist der beste Weg Leuten zu helfen sich die Dinge bewusst zu machen. Mich langweilen Songs wie „I Love You, You Love Me, Oh, How Happy We Can Be“. Das ist eine schöne Vorstellung, aber sie ist nicht real. Es ist nicht die Zeit dafür. Da sind eine Menge Gefahren in der Welt über die man sprechen muss. LE-N: Was hat sich verändert, seit Du in den späten Sechzigern in das Musikgeschäft kamst? MR: An meiner Musik? Oder im Business? LE-N: Zuerst, an der Musik. MR: An meiner Musik hat sich nichts verändert. Es sind immer noch die selben Einflüsse wie R&B, Gospel, Soul, Rock’n Roll und etwas Country. Das ist, woher ich komme, mein Background. Aber das Business ist schneller und größer geworden und es geht um mehr Geld. Es hat sich nicht viel geändert, es ist ein bisschen wie in dem Film ‚Good Fellows’, in dem Joe Baszie sagt „They fuck you at the drive through.“ Du weißt, ein ‚drive through’ ist wie Mc Donalds, Du fährst mit dem Auto ran, bekommst die Sachen durchs Fenster gereicht, bezahlst und fährst weg. Später realisierst Du, dass das Falsche in der Tüte ist. Die bescheißen dich. They fuck you at the drive through. So ist das Geschäft grundsätzlich. Jetzt geben sie dir einen Job und dann schmeißen sie Dich wieder raus. Das Business hat sich nicht verändert, man muss damit klarkommen. LE-N: Ich denke, es ist eine harte Tour für Dich, sechs Tage die Woche zu spielen? MR: Es ist eine gute Zeit für zwei Stunden oder mehr. Es macht Spaß. Es ist keine emotional harte Tour, sondern eher körperlich. Sieh auf die Termine – bang, bang, bang – ich werde ja nicht jünger! Ich bin kein „jumping chicken“ mehr. Das Feeling ist sehr gut, die künstlerische Qualität ist sehr gut, die Band ist sehr gut. Da gibt es keine Probleme. Das ist eine sehr gute Erfahrung. LE-N: Was ist das besondere an der Zusammenarbeit mit ‚Engerling’? MR: Wir machen gute Musik zusammen. Wenn man Leute kennt und sich versteht, dann kann man Dinge gemeinsam entwickeln. Gewöhnlich gebe ich die Dinge vor. Aber ich kann ihnen zutrauen, Teile der Songs selbst zu entwickeln. Ich kann mich darauf verlassen. Und schließlich mag ich es, weil es von ihnen kommt. LE-N: Wie funktioniert das Arrangieren der Titel, bringst Du es mit? MR: Also, ich arrangiere nichts. Ich zeige ihnen die Idee, die Melodie, die Akkordfolge und die Band braucht einen Tag, um die Idee zu verarbeiten und umzusetzen. Die Musiker kennen ihren Part. LE-N: Man kann auf der CD hören, dass die Zusammenarbeit mit der Band sehr gut funktioniert. Wann hast Du ‚Engerling’ zum ersten Mal getroffen? MR: Wir trafen uns 1994 im Restaurant unter dem Hansa Studio in Berlin, wo Bowie und ‚U2’ schon Platten aufgenommen hatten. LE-N: Warst Du vor dem Fall der Mauer in Ostberlin? MR: Ja, ich wurde von der kommunistischen Regierung gefragt, ob ich Rock’ n Roll spielen würde. Und ich sagte: warum nicht? LE-N: Du hast Robert Gillespie mit dabei. Ihr arbeitet bereits seit den Achtzigern zusammen. MR: Robbie und ich arbeiteten schon verschiedentlich zusammen. Er kam und ging. Dies ist meine zweite Tour mit ihm und ‚Engerling’. Zuvor war Steve Hunter mit dabei. Ich halte immer nach guten Gitarristen Ausschau. LE-N: Ich hatte gelesen, dass Robert die ‚Detroit Wheels’ in den frühen Achtzigern wieder gegründet hatte. Ist das richtig? MR: Robert Gillespie? In den frühen Achtzigern? Nein. Nicht wirklich. Es gibt Mitch Ryder und der hat eine Band. Und das sind nicht die ‚Detroit Wheels’. LE-N: Die ‚Detroit Wheels’ existierten also nur in den sechziger Jahren? MR: Ja. Ich verwende den Namen noch in Amerika. Der Name ist eine Trademark. Er ist offiziell anerkannt und wird als solcher vermarktet. Aber es ist kein ‚Detroit Wheel’ mehr dabei. Für
mehr Informationen steht Mitch Ryders offizielle Internetseite zur
Verfügung. Sie ist hauptsächlich für seine deutschen Fans
gedacht, die er noch mehr einbeziehen möchte. >> archiv >> Mitch Ryder >> Engerling flo 19. Jan. 03 |
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