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Die Prinzen Tobias Künzel & Jens Sembdner | ||||||
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Kurz vor dem Start ihrer Tournee zur Platten Release beteiligten sich ‚Die Prinzen’ traditionsgemäß am 6. Open Air Konzert für Frieden, Demokratie und Menschenrechte vor dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal. Der LE-NIGHTFLIGHT sprach mit Tobias Künzel und Jens Sembdner über die Entwicklung des Festivals, den musikalischen Nachwuchs und natürlich über „Monarchie in Germany“. 1998 waren ‚Die Prinzen’ wesentliche Mitinitiatoren des ersten Courage-Konzertes und waren auch in den folgenden Jahren immer in irgendeiner Weise involviert. Wie war es möglich, diese Blitzaktion 1998 so schnell zu initiieren und auch umzusetzen? „Die ganze Geschichte ist die, dass es jedes Jahr wieder eine Blitzaktion ist und dass es erstaunlicherweise immer wieder funktioniert. Jedes Jahr ist vierzehn Tage vorher noch nicht klar, ob die Veranstaltung nun stattfindet oder nicht. Inzwischen hat man sich dran gewöhnt, dass sie stattfindet. Wenn Du was willst, schaffst Du’s auch.“ So einfach sagt das Tobias Künzel. So einfach ist es aber nicht. Ob es nicht auch Zweifel gab darüber, ob die Aktion erfolgreich und eben auch friedlich abgehen würde? „Klar hatten wir Angst, dass irgendwas schief geht. Auf jeden Fall. Aber, wie gesagt, wir wollten, dass das Ding durchgezogen wird, und wenn Du dann einmal dabei bist und merkst, dass es wirklich unheimlich viele Leute gibt, die bereit sind, sich dagegen zu äußern und auch auf die Straße zu gehen, sich nicht zu hause zu verkriechen, dann ist das auch sehr ermutigend. Am nächsten Tag ist natürlich die Randale abgegangen, aber an dem 30.4. hat die Veranstaltung stattgefunden.“ Auch die Stadtväter, die damals noch persönlich dabei waren, hatten sich sehr über die erfolgreiche Initiative gefreut. “In den Jahren darauf waren wir eigentlich immer die, die die Promis rangekarrt haben, weil die ja Angst vor Leipzig hatten. Inzwischen ist das ganze Festival zum Glück so etabliert, dass keine große Werbung nötig ist, dass die Leute von alleine kommen und das die Bands auch gerne hier spielen wollen. Das war auch immer mein persönlicher Traum, dass ein richtiges Musikfestival draus wird, wo der gute Zweck nicht direkt in den Hintergrund rutscht, aber wo der gute Zweck selbstverständlich ist, wo man nicht auf ein großes Plakat schreiben muss ‚wir sind gegen Nazis’, sondern wo das einfach selbstverständlich ist.“ Auch andernorts werden ‚Die Prinzen’ auf die Veranstaltung und auf ihr Engagement hin angesprochen. Die Wahrnehmung außerhalb Leipzigs ist auf jeden Fall vorhanden. Im vergangenen Jahr wurde das Open Air Konzert von Tobias und Sebastian moderiert. „Wir haben im letzten Jahr mit Udo Lindenberg bei ‚Rock gegen rechte Gewalt’ mitgemacht und haben dann überlegt, ob das nötig ist, hier auch noch als ‚Prinzen’ aufzutreten. Sebastian und ich haben es dann so gelöst, dass wir moderiert haben, präsent waren.“ Sie haben seit 1990 die
Bilderbuchkarriere einer deutschen Band gemacht. Klar hatten sie mit
Annette Humpe gleich die richtige Person getroffen, um von Anfang an
richtig platziert zu werden. Aber ohne ihre beständige
Leistungswilligkeit und Leistungsfähigkeit wäre die Flamme sicherlich
schnell erloschen. Über zehn Jahre sind ‚Die Prinzen’ jetzt
hervorragend im Geschäft und das hat etwas mit ihrem Können, ihrer
Disziplin und ihrer Beständigkeit zu tun. Viele von den hoffnungsvollen
jungen Bands bestehen nicht lange. Tobias Künzels Einschätzung hierzu:
„Was ich ein bisschen bedaure ist, dass viele junge Musiker heutzutage
sich nicht festlegen auf ihr Ding. Ich will jetzt nicht von früher
sprechen, aber bei uns, wir hatten ne Band und da haben wir
gespielt und gesungen und das war unsere Band. Heute haben die alle noch
da ein Projekt und der Schlagzeuger spielt dort noch und dann kann er da
nicht, weil er noch ne Mugge mit der anderen Band hat. Und das ist für
meine Begriffe auch ein bisschen kreativitätshemmend, wenn Du Dich nicht
auf Deine Hauptgeschichte konzentrierst.“ Ob das zum Teil den auch
finanziellen Schwierigkeiten geschuldet sein könnte, mit denen die Bands
heute zu kämpfen haben? „Nein nein, ne gute Band ist ne gute Band nach
wie vor. Es war immer schwierig, in jeder Zeit. Ich kann mich an keine
Zeit erinnern, wo nicht irgendwie über ne Mafia, die angeblich das
Musikgeschäft beherrscht oder über irgendwelche widrigen Umstände
geschimpft wurde. Und dann gab es immer wieder Leute, die so gut waren
oder so originell, dass sie die Leute begeistert haben.“ Seit einiger Zeit gehört die
junge Leipziger Band ‚Auch’ zu Tobias Schützlingen. Die Preisträger
des Newcomer Wettbewerbes 2001, die 1999 das Konzert am Völkerschlachtdenkmal
eröffneten, haben seither eine beachtliche Entwicklung genommen. Zum
Endausscheid des 5. Jugendfestivals standen sie am 26.042003 im Anker auf
der Bühne. Wie beurteilt Tobias Künzel die Leistungsfähigkeit und die
Zukunft der Band? „Ich bin nach wie vor ein großer Fan von ihnen, meine
große Tochter inzwischen auch. Ich freue mich
sehr. Die Band ist ne geile Sache. Der Daniel ist ein richtiges
„Frontschwein“. Wir haben im Studium auch sehr hart mit ihm
gearbeitet.“ Inzwischen produzieren sie ihre Demos im eigenen Proberaum
und lassen sich von Tobias nur noch beraten. „Sie haben eine unheimliche
Entwicklung gemacht und ich glaube auch, dass sie eine große Zukunft
haben. Ich habe ihnen mal ein Lied geschrieben, das kam life gut an. Und
was mir gut gefällt, sie haben es drauf angelegt, ein eigenes zu
schreiben, das besser ist. Also, die haben schon Biss und wollen’s
unbedingt wissen.“ Aber zurück zu den Prinzen. Am
zweiten April beginnt die Tour zum neuen Album „Monarchie in Germany“
Auch wenn ihre Musik sehr energie- und druckvoll über die Rampe geht und
Songs wie „Bombe“ oder „Tiere sind zum Essen da“ knallhart rocken,
‚Die Prinzen’ verstehen sich als Pop Band. „Wir spielen die A
capella Nummern mit sehr viel Druck, sowohl auf Platte als auch life. Aber
in erster Linie sind die Stimmen schon entscheidend. Wenn wir jetzt auf
Tour gehen machen wir zum Beispiel folgendes. Wir werden den ersten Teil
in einer Art Unplugged-Set bestreiten. Wir werden uns wirklich richtig
wieder auf unsere Stimmen besinnen, akustische Instrumente werden zum
tragen kommen. Wir werden einfach das wieder machen, was wir eigentlich können.
Und da ist mit druckvoll und Kraft erst mal nicht so viel.“ Auf die
Frage, ob sie sich von
den Medien und dem Publikum immer genügend ernst genommen sehen oder zu häufig
in die Comedy Ecke gerückt werden antwortet Tobias Künzel „Jeder hat
ne Schublade für uns. Du sagst, wir machen eine sehr kraftvolle Musik,
manche sagen, wir sind ein Comedy Act. Manche sagen, wir machen
Kleinkunst. Manche sagen, das geht gar nicht. Manche sagen, das ist das
Allergrößte. Die Medien bergen die große Gefahr in sich, dass da
einzelne Personen vor ein paar hunderttausend Leuten ihre Privatmeinung
als allgemeingültige Wahrheit verkaufen können. Das ist das Problem bei
den Medien. Man muss sich das durchlesen. Da bin ich schon der Meinung,
das man das nicht ignorieren darf, aber man muss einen Film im Kopf haben
und wissen, was man selber will und darf sich nicht nach jeder Meinung
richten. Kann sein, dass man sich bestimmte Sachen vielleicht annimmt.“
Und wie wird die neue Platte vom Publikum angenommen? „Sie wird
tendenziell sehr gut angenommen. Wir sind zwar nicht sehr hoch in den
Charts, aber wir sind sehr lange in den Charts. Der Trend heutzutage geht
dahin, Du steigst ein, tierisch hoch, und bist gleich wieder draußen. Und
wir sind mittlerweile etwa sechs Wochen drin.“ Ihre Musik haben sie also
gefunden, bei der werden sie unzweifelhaft auch bleiben. Gibt es
vielleicht Siteprojekte, wo der ein oder andere einfach auch mal was ganz
anderes probiert? „Ja, das gab es. Und ich weiß nicht, ob es das in
Zukunft wieder geben wird.“ Antwortet Jens Sembdner. „Es gab mal eine
Zeit, da hat Sebastian eine Soloplatte gemacht, weil er das unbedingt
machen wollte. Und da stehen wir auch nicht im Weg, das kann jeder machen.
Denn wenn Du jemanden zwingst etwas zu tun, wo er kein Ventil hat, sich
selber irgendwie zu verwirklichen, da musst Du ihn einsperren und da wird
es irgendwann knallen. Also muss man ab und zu das Ventil öffnen. Tobias
hat nebenbei ein Musical geschrieben und hat das auch mit auf die Bühne
gebracht. Also es gibt ab und zu solche Geschichten, bei denen man sich
irgendwie neben den Prinzen austobt. Das ist ganz normal. Das wird es
wahrscheinlich auch immer mal wieder geben. Wenn die Zeit soweit ist, dass
einer wieder mal ein bisschen wegrennen will, dann soll er das tun. Man
sollte jedem seine Freiheiten lassen, die er braucht.“ Auch, wenn es
eventuell mal gefährlich werden kann für die Band, wenn der Einzelne
mehr Erfolg hätte? „Ich glaube nicht, dass es der Band gefährlich
werden kann. Ich glaube eher, dass es der Band gut tun würde. Ich glaube
nicht, dass einer von uns dann sagen würde, ‚Jetzt habe ich etwas
kommerzielles und Tschüß’. Dafür sind wir einfach zu lange zusammen.
Ich glaube nicht, dass das irgendwann einmal der Grund sein wird.“
pepe + flo - 30.04.03 |
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