Startseite aktuelle Termine, Berichte, Infos Spezial - Interview - Stories - Hintergruende Berichte-Archiv Bands - Clubs - Veranstalter - Nuetzliches Impressum - E-Mail - Copyrightinfo
Feature

Mikel Swixe

SPN-X

Punk in außerordentlich flottem Tempo, Texte voller Provokation und ein Konzert lang intelligenter Spaß, das sind ‚SPN-X’. Der LE-NIGHTFLIGHT sprach am 30.04.2003 zum 6. Courage Festival am Völkerschlachtdenkmal in Leipzig mit Tieftoningenieur Mikel Swixe.

„Alles würd’ ich dafür tun, für’n bisschen Geld, ein wenig Ruhm.“ ‚SPN-X’ provozieren mit ihren bissigen deutschen Texten. Aber, sie tun es mit Spaß. Mit sehr viel Spaß. Somit beschimpfen sie nicht einfach, was sie nicht gut finden, sie sind viel gemeiner. Sie machen sich zuweilen lustig und andere Charaktere lächerlich, starten zum Beispiel einen unsensiblen Angriff auf ernsthafte Karrieristen! Sie selbst waren nie in der Not, sich auf der Besetzungscouch prostituieren zu müssen. Es würde ihnen eh nicht gelingen. Dafür sind sie zu geradlinig. 2000 gewannen sie einfach mal den f6 Music Award.

Mikel: „Es war reiner Spaß an der Freud’. Wir hatten eigentlich vorgehabt, nie wieder bei Rockwettbewerben zu spielen, weil wir bis jetzt immer irgendwie disqualifiziert wurden wegen irgendwelcher Sachen auf der Bühne, haben uns aber überreden lassen und haben dann spontan gewonnen. Das hat natürlich einen gewissen Schub gebracht, die Stufe vom Hobby zum beruflichen musikalischen Leben.“

Mit dem Schub ist vorwiegend die eigene Motivation gemeint.
LE-N: „Welche Auswirkungen hatte der Preis auf das Interesse an Eurer Band?“

Mikel: „Es war gerade in Ostdeutschland eine gigantische Plattform, was die Medien betraf. Und da wurde der Name schön ‚breitgelatscht’ im positiven Sinne. Und es hat natürlich dann mit dem was gefolgt ist, die Singleproduktion und das Album, schon einen gewissen Bekanntheitsgrad für uns gebracht. Es war ein Sprungbrett.“

Eine Karriere war nie geplant und plötzlich war sie da.
LE-N: „Aber die Grundtendenz Eurer Musik hat sich dadurch nicht irgendwie verändert?“

Mikel: „Klar, wenn man das erste Mal in’s Studio geht, dann ist man in einer ganz neuen Welt, da muss man sich an ganz neue Sachen gewöhnen, die man vorher nicht mal gekannt hat. Aber so lassen wir uns eigentlich nicht reinreden.“

LE-N: „Bleibt Euch noch Zeit und Interesse, Euch für die junge Musikszene zu engagieren?“

Mikel: „Also hauptsächlich ist man mit sich selbst beschäftigt. Es ist ja nicht nur das Musizieren. Da gehört ja noch ein bisschen was dazu, was drum herum läuft, auch ein Haufen Bürokrieg. Aber was heißt engagieren? Cottbus hat eine riesengroße Musikszene, das war schon immer so gewesen, auch zu DDR-Zeiten. Man kennt sich und man hilft sich gegenseitig aus. Aber direkt Sachen organisieren, dafür fehlt uns, glaube ich, die Zeit und ich glaube, auch der Nerv. Wenn man selbst von früh bis Nachmittag geprobt hat und noch was machen muss, zu Hause ist noch ein Abwaschberg zu erledigen, da hat man dann auch nicht mehr so die unbedingte Lust, sich noch anderweitig zu engagieren. Wir engagieren uns halt, indem wir bei solchen Festivals auftreten.“

LE-N: „Was bedeutet es für ‚SPN-X’, hier aufzutreten zu können, wie seid Ihr dazu gekommen?“

Mikel: „Wie wir hier rangekommen sind, kann ich heute nicht mehr sagen. Auf jeden Fall kennen wir hier mittlerweile ‚jedes Schwein’. Pasemann, Karat hat man auch schon hier und da getroffen, mit den Prinzen haben wir schon mal ordentlich einen hinter die Binde gekippt, bei Udo Lindenberg und ‚Rock gegen rechte Gewalt’ im letzten Jahr. Da ergibt eins immer das andere. Man kennt sich. Da fragt der eine ‚Haste Zeit, haste Bock’ und man sagt ganz spontan ‚Ja, warum nicht.’ Und der politische Hintergrund ist ja auch ein nicht zu vernachlässigender Aspekt in der Geschichte.“

LE-N: „Die meisten Bands, und das betrifft nicht nur junge Bands, haben ja doch relativ große Probleme genügend Auftrittsmöglichkeiten zu finden. Da ist es ja immer wieder ein Kampf ums Überleben. Wie sieht es bei Euch aus? Seid ihr zufrieden mit Euren Möglichkeiten?“

Mikel: „Solange wie ich meine Miete bezahlen kann, bin ich zufrieden, weil es das ist, was Spaß macht und klar, es ist meine Arbeit, unsere Arbeit und besser als früh um Fünf aufzustehen und auf den Bau zu gehen im Regen. Jetzt hab ich den Faden verloren, wie war die Frage noch mal? Ach so ja, es können natürlich immer noch mehr sein, da sind wir für alles offen und zu haben. Es ist momentan wirklich schwierig, Auftritte zu kriegen, weil halt überall das Geld fehlt. Gerade im kulturellen Bereich. Es gibt keine langfristig geplanten Sachen mehr, sondern immer nur kurzfristige Aktionen, die gestartet werden.“

LE-N: „Das beobachten wir hier ja auch. Das ist in Leipzig nicht anders.“

Mikel: „Es scheitert ja schon immer an den Werbekosten. Wie soll man’s machen. Wenn man was auf die Beine stellt und dann fehlt die Werbung, kommen die Leute nicht und dann gibt es das nur ein oder zweimal und danach ist wieder nichts.“

LE-N: „Und wenn jetzt Eure Platte draußen sein wird, wie arbeitet Ihr weiter? Seid Ihr schon wieder an einem neuen Projekt?“

Mikel: „Wir sind seit November fleißig am neue Songs Machen, haben auch schon ungefähr dreißig zusammen und ich schreibe auch fleißig weiter. Ich tingel gerade durch verschiedene Studios bei Leuten, die wir mittlerweile kennen gelernt haben. Mal ein paar Aufnahmen machen und gucken, wie klingt das dort, wie ist das so. Und wir sind gerade in der heißen Phase eines neuen Plattenvertrages. Wir haben im letzten Jahr unseren Plattenvertrag bei der BMG gekündigt und bauen uns jetzt etwas neues auf. Wir sind momentan vertraglich ungebunden, sind unsere eigenen Chefs. Das ist auf der einen Seite ganz gut, auf der anderen Seite ist es natürlich schwieriger, irgendwo in gewisse Veranstaltungen rein zu kommen. Aber ‚Sportfreunde Stiller’ haben es vorgemacht. Die haben acht Jahre lang musiziert, da kannte die keine ‚Sau’. Die haben aber überall gespielt und jetzt sind sie ganz oben. Ich denke mal, das ist bei keiner Band anders. Die, die hochgepuscht werden wie die Superstars, die hören wir uns ein, zwei Jahre an. Danach kräht kein Hahn mehr nach denen. Wenn man über lange Zeit Fuß fassen will, muss man alles mitnehmen, was kommt.“

LE-N: „Das SPN (Spree-Neiße-Kreis) in Eurem Namen ist uns klar geworden. Was bedeutet das X?“

Mikel: „Das war das Nummernschild. Wir haben nach einem coolen Bandnamen gesucht und dann ist die Wahl auf das Nummernschild gefallen, weil sich das cool angehört hat. Dann dachten wir uns, wenn wir dann zum Auftritt fahren und da steht dann der Bandname auf dem Nummernschild, so was gibt es nur in Amerika normalerweise. Und deswegen SPN-X. Mittlerweile haben wir das Schild nicht mehr, weil die Fans haben uns die Nummernschilder ein paar mal geklaut, nach dem Auftritt abgerissen, als Bandartikel verwendet. Das bezahlt dann auf die Dauer keine Versicherung mehr.“

LE-N: „Haben Euch heute viele Eurer Cottbuser Fans unterstützt?“

Mikel: „Die Cottbuser sind ja ein träges Volk. Die warten lieber, bis wir dann mal zu hause spielen.“

LE-N: „Ihr habt unheimlich viel Spaß auf der Bühne gehabt. Ist das für Euch eine gute Show oder geht das für Euch gar nicht anders. Könntet ihr Euch das gar nicht anders vorstellen?“

Mikel: „Nein, also das ist ja Fakt Nummer eins, der Spaß. Wenn man keinen Spaß daran hat, dann braucht man nicht auf die Bühne zu gehen. Wenn ich mich nicht gut fühle, dann brauche ich nicht zu singen, das hört man in der Stimme und dann bringt’s ja eh nichts.“

 

pepe + flo - 30.04.03

« oben

Copyright © le-nightflight.de

[Home] [Aktuell] [Feature] [Archiv] [Links] [Kontakt]