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LE-Nightflight

CD-Review

Jona

Teilen Was Du Weisst

 neues Album

 VÖ.: 13.09.2004 bei PAUL!/Rough Trade

„Teilen Was Du Weisst“ – ein Album mit überraschender Tiefe hinter dem ersten Anschein, mit musikalischen und textlichen Qualitäten, die sich vielleicht nur dem entblättern, der sich Zeit und Ruhe nimmt zuzuhören, der bereit ist, sich in fremden Geschichten zu verstricken. Erstaunlich ist die Ernsthaftigkeit und originelle Poetik des 20 Jahre jungen Autors, erfrischend sind der innovative Umgang mit technischen Möglichkeiten und die so entstandenen Sounds und Stimmungen.

Die Platte mal eben eingelegt, mal eben reingehört und erst mal nichts begriffen. Wer dann hartnäckiger ist und sich das Album mit Ruhe anhört, auch ein drittes mal, wird ganz langsam seine Entdeckungen machen können. Es erschließt sich nicht gerade beim ersten flüchtigen Anhören, sondern fordert Zeit und Lust zum Zuhören. Texte - mitunter rätselhaft - scheinen manchmal wie zusammengewürfelte, wirre Satzfetzen, reißen Gedanken, Gefühlszustände mit Worten und halben Sätzen zuweilen nur an und erzeugen zunächst vor allem einmal Bilder und Assoziationen.

„Versuch das alles zu begreifen, was du in deinen Augen siehst!“ Heißt es in „Was Immer Du Meinst“. Und genau darum scheint es zu gehen, um den Versuch, sich klar zu werden, zu verstehen, auch das was weh tut, darum, die Dinge zu nehmen, zu begreifen, dabei mit sich selbst ins Reine zu kommen, in keinem Fall den Kontakt zu sich selbst zu verlieren und um den Mut neu anzufangen. Viel effektiver drückt es Jona Steinbach schon im ersten Titel aus: „Vergessen was weh tut. Weglegen zu alten. Sortieren und den Rest davon behalten.“ Zehn Songs braucht Jona, um am Ende „... auf dem Sprung o.k. und durch damit zu sein“.

Lässt man sich auf die Songs ein, wird man in eine Geschichte geführt, die man nicht genau zu kennen braucht aber erfühlen kann. Die Lieder erzählen vom sich Entfernen, Trennen, von Trauer, vom Verdrängen, Vergessen, Suchen, Fragen, von Antworten, von Trost und von neuem Mut. Stück um Stück wird man reingezogen, nimmt man Anteil. Aus der Beobachterposition erfährt man sehr persönliche Gedanken. Und es ist dabei unbedeutend ob der Interpret zu einem nahe stehenden Freund oder zu sich selbst spricht.

Das alles wird gehüllt in eine schöne Mischung aus ruhigem Gitarren- und Elektropop, die zuweilen auch Punk-Gitarren-Riffs Platz einzuräumen hat. (Wobei die Musik auf der Bühne - seit Neuem zusammen mit Bass und Schlagzeug - erstaunlich zu rocken beginnt und überzeugt.) Die zu erwähnende Eigenheit Jona’s ist sein an die Gitarre gesteckter MP3-Player. Über diesen werden bei Live-Konzerten zur Gitarren- und Gesangsstimme weitere Stimmen und Sounds als Background direkt dazu gespielt. Das macht die Songs auch in der Besetzung der Einmannband musikalisch spannend, interessant, kompakt und vielschichtig. Das Typische - die klaren Songstrukturen im Singer/Songwriter-Stil und die nachvollziehbaren Sounds, die Klänge die frei genug sind, um einzeln erlebbar zu sein – wird dadurch nicht kaputt gemacht. Die passenden Klangbilder zeichnen die Bilder der Texte nach und unterstreichen die traurige und nachdenkliche Grundstimmung des Albums.

Zehn kleine Perlen, jede mit ihrem eigenen Charakter, mit ihrer eigenen Aussage, vorgetragen im nuschelnden Erzählton, dramaturgisch schlau aneinandergereiht, erzählen eine fesselnde Geschichte. Zumindest jedem, der sie hören möchte. Die Platte erscheint im geschmackvollen, grundsätzlich schwarz/weiß gehaltenen Papp-Cover, das die Dächer der Stadt und die Hektik der Straße zu assoziieren vermag. Die Aufnahmen und die Produktion entstanden im Mai 2004 im Hamburger Sternstudio unterstützt von zwei kompetenten Kräften der Hamburger Szene, Pascal Fuhlbrügge und Frank Spilker (Sänger von ‚Die Sterne’).

Veröffentlicht wird das Album „Teilen Was Du Weisst“, Texte und Musik von Jona Steinbach, am 13.09.2004 bei paul! Dem Independent Label ist es gelungen, einen noch jungen aber inhaltlich und musikalisch bereits vielversprechenden Künstler auf den Weg zu bringen, bei dem man noch viel Entwicklungspotential vermuten kann.

PePe

Die Fotos entstanden während der aktuellen Tour am 15. September 2004 in der Moritzbastei Leipzig.

 

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