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Part 2

Nachwuchsjazzfestival 2006

 

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15. Bundesweites Jazz-Nachwuchsfestival Leipzig

Part 2: L:UV, Talmidim, Gorter-Starke-Villiez, Friendship Off Beat

24.03.2006
Moritzbastei, Leipzig


l:uv

Der zweite Abend begann mit einem feinen, vielschichtigen Hörerlebnis, das die Formation L:UV bereitete. Das Trio um den, in der Leipziger Funk- und Jazzszene bekannten Saxophonisten Johannes Moritz setzt auf eine avantgardistische Klangmischung aus weichen, einschmeichelnden Melodien des Saxophones unterstützt von Gitarre (Timo Klöckner) und Kontrabass (Philipp Rohmer) sowie elektronischen Soundbasteleien. Die Inspiration aus der aktuellen skandinavischen Jazzszene ist nicht zu überhören. Der eigene Entwicklungsweg des Bandleaders innerhalb der Leipziger Szene ist allerdings auch bezeichnend. Als zentrales Mitglied der Band Style Confusion Soundsystem arbeitet er seit Jahren sehr innovativ mit DJ, Elektronics und Samples. Bei L:UV kann man verträumte Saxophonläufe genießen, die vom Kontrabass schwärmerisch begleitet werden oder vorsichtige Gitarrensoli, die feine Slide-Einwürfe bereithalten. Da finden sich Saxophon und Gitarre in melancholisch traurigen Melodien, pendeln Titel wie in einem Mobile langsam aus. Doch Schwingen die Töne in "Cold Universe" auch zunächst wie auf Elypsen um ihren Mittelpunkt, wird diese Stimmung jäh gebrochen durch ein plötzliches disharmonisches Treiben, ein Klanggewusel, das sich einen Schwarm Mücken im Universum vorstellen lässt. Ein anderer Titel endet mit interessanten, aufreizenden Akkorden zwischen dem Saxophon und der Gitarre. Der Ideenreichtum des Trios machte ihren Beitrag zum vielschichtigen und begeisternden Erlebnis.

l:uv

Talmidim ist das hebräische Wort für Jünger. Talmidim eifern ihrem Rabbi nach, um zu sein, was er ist. Kraft- und druckvoll spielt die Essener Band Talmidim und lässt gleichsam nie einen Zweifel an den jüdischen Grundlagen ihrer Musik. Eine gewisse Schwermütigkeit schwingt mit und lässt die Folklore des Ostens spürbar werden. Zudem tragen die Kompositionen des ukrainischen Saxofonisten Oleksandr Berezhny meist hebräische Namen wie zum Beispiel Sabbat, Erez Israel oder Schalom. In seinem Landsmann Dmitrij Markitantov findet er einen einfühlsamen Mit- und energischen Gegenspieler. Aufwühlende Harmonien, furiose Läufe, provozierende Eckpunkte und polyrhythmische Gebilde werden durch die starke Einheit von Bass (Markus Braun) und Schlagzeug (Bernd Oezsevim) zusammengehalten.

talmidim
hester gorter

Das Trio Hester Gorter (Gesang), Kai Starke (Gitarre) und Michael von Villiez (Kontrabass) verband leichtfüßig auf hohem Niveau swingenden Pop und Jazz. Im Duo mit dem Gitarristen wie auch im Trio ließ die niederländische Sängerin ihre Stimme kraftvoll und mit warmen Timbre erblühen. Zuweilen erinnerte sie in Ihren Gesten an das Erfolgsduo Friend'n'Fellow. Anzunehmen, dass sie hier auch schon Inspiration holte. Doch damit vergleichen kann man Gorter/Starke nicht. Mit eigenwillig charakteristischer, nicht unbedingt reibungsloser Stimme zeigte Hester Gorter alle Facetten, nahm sie jede Phrasierung und die kompliziertesten Tonsprünge mit unbeschwerter Leichtigkeit und harmonierte mit dem rhythmischen Gitarrenspiel und den warmen Basslinien ihrer Begleiter ideal. "War das nicht lucky?" Oh yeah!

kai starke und michael von  villiez
friendship off beat

Ein weiteres Mal kamen nun Bernd Oezsevim und Dmitrij Markitantov auf die Bühne, diesmal zusammen mit John-Dennis Renken (Trompete), Oliver Maas (Piano) und Michael Kehraus (Kontrabass) als Friendship Off Beat. Das Quintett, deren Mitglieder sich an der Essener Folkwang Hochschule kennen lernten, haben etliche in- und ausländische Preise vorzuweisen wie auch Erfahrungen in Ensembles wie Peter Herbolzheimers BuJazzO, dem Jazz Orchester NRW, Gunter Hampels "Music and Dance Company" oder seiner "New Next Generation". Die Eigenkompositionen des Bandleaders Renken beziehen sich auf jüngere Traditionen und werden in ihrer Umsetzung aus modernem, zeitgenössischen Jazz, Free-Jazz-Elementen wie auch aus folkloristischen Einflüssen gespeist. So entsteht eine facettenreiche, malerische, emotionsstarke Musik, die kraftvoll und dynamisch ist, einen starken Drive hat und deren Intensität doch ohne hohen Dezibel-Wert auskommt.

pepe

friendship off beat

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