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Part 3Nachwuchsjazzfestival 2006
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15. Bundesweites Jazz-Nachwuchsfestival LeipzigPart 3: Anja Mohr Trio, Torsten Goods Quartett, Cocoon, Panzerballett 25.03.2006 Am Samstag entzückte zunächst eine junge Frau mit jungendlichem Charme und Schüchternheit. Musikalisch überzeugen konnte sie mit ihrem Anja Mohr Trio. Gespielt wurden Jazzstandards, Eigenkompositionen der Pianistin sowie Bearbeitungen so bekannter Stücke wie Miles Davis' Tutu. Ihre Intensionen dabei drücken sich am besten in ihren eigenen Worten aus. "Mit diesem Trio möchte ich eine Musik schaffen, die auch den nicht jazzbewanderten Zuhörer dort abholt, wo er sich zuhause fühlt und ihn mitnimmt auf eine schöne Reise durch verschiedene Wälder, die ihm teils vertraut, teils aber auch wunderlich erscheinen." Sorgsam begleitet wird sie auf dieser Reise von Andreas Edelmann (Kontrabass) und von Willi Hanne am Schlagzeug. Die stilistische Orientierung finden die Drei besonders bei Brad Mehldau und dem Esbjörn Svensson Trio. Unaufgeregte aber kraftvolle, liedhafte Melodien, beruhigende Stimmungen, interessante Voices und Rhythmiken, klangreiche, bezaubernde Schlagzeug- und Percusionarbeit betören den Hörer. Aber auch Spannungen werden immer wieder langsam und kontinuierlich aufgebaut. In Anja Mohrs originellem Song über die Pausengongs ihres Schullebens wird der Zuhörer nicht gestresst aber doch mitgetrieben vom quirligen Schüleralltag. Ein dynamisches Programm endete mit der Eigenkomposition "Abend" ruhig und stimmungsvoll. Willi Hannes Klangmalereien schmeichelten sich noch einmal in die Gehörgänge. Das Torsten Goods Quartett schloss sich mit übersprudelnder Spielfreude an. Der an der New School University New York ausgebildete Leader vereint in seiner Formation hervorragende Virtuosen mit internationalen Referenzen, die voller Ideenreichtum improvisierten, aber auch dem Bandsound dienlich ihren Solisten begleiteten. Die Gitarrentöne der "Jazz Hoffnung Deutschlands" perlten und perlten, die Triller rollten während die Finger in endlosen Läufen über den Gitarrenhals fegten. Diese Virtuosität war beeindruckend. Aber unweigerlich viel ein, was der weise Großvater Bona seinem kleinen Enkel Richard nach dessen musikalischem Wetteifern mit seinen Freunden sagte: "Vielleicht warst du der Schnellste, aber keiner von euch hat mein Herz berührt." Das ebenfalls sehr virtuose Pianosolo Jan Miserres erwies sich glücklicherweise als musikalisch geschmackvoller. Druckvoll und harmonisch groovte der Bassist Marco Kühnl. Und mit facetten- und phantasiereichem, präzisem dynamischen Spiel überzeugte auch Christoph Hüber am Schlagzeug. Torsten Goods ist nicht nur ein Virtuose auf der Gitarre. Er hat es mit seinen 25 Jahren auch bereits gelernt, zu performen, den liebenswerten jungen Showmann zu geben. Seine sich einschmeichelnde gesangliche Interpretation von "Cry Me A River" war dafür nur noch ein weiterer Beweis. Diesem durchgestylten XXL-Vortrag stand nun die wohltuende, jugendliche Naivität der Claudia Nehls gegenüber, die mit verträumten eigenkomponierten Liedern und einer markanten, mal gehaucht geheimnisvoll, mal kräftig schmetternden Stimme berührte. Ihre kleine Band aus Schlagzeug und Kontrabass begleitete sie feinsinnig, klangmalerisch und gab den interessanten und versponnenen Harmonien den nötigen Drive und eine fesselnde Dynamik. Die elegante und filigrane Spielweise der Schlagzeugerin Karoline Körbel viel bereits im Vorjahr auf. Damals begleitete sie die Sängerin Winnie Brückner innerhalb der Formation K.Y.D. Ulf Mengersen ließ seinen Kontrabass mit Zurückhaltung zur Stimme der Leaderin singen. Seine Soli dienten nicht der Selbstdarstellung sondern führten den Gedanken von Gesang und Piano fort. Nach einer weiteren kurzen Umbaupause kam es erst einmal zum "Reload" und dann wurden die Salven vom Panzerballett abgeschossen. Das war ja alles nur Spaß. Metaler sind ja ganz Liebe. Ein bisschen "Meschugge", bestenfalls "Paranoid" vielleicht auch nur etwas ungestüm wie "Schmitz Panther". Spätestens beim "Zickenterror" hörte der Spaß aber mit schmetternden Metal-Salven auf. Leider. Bis dahin konnte man sich über den Witz freuen, sich die krachenden, komplexen Druckwellen durch den Körper jagen lassen, aber auch in ruhigeren Passagen mal wieder entspannen und richtig gute Jazzmusik genießen. Die Spielfreude, der Groove, die aufreizenden Polyrhythmen und ein herrlich intensiver, fetter Sound von zwei Gitarren (Jan Zehrfeld, Andreas Dombert ), Saxophon (Gregor Bürger), Bass (Florian Schmidt) und Schlagzeug (Max Bucher) beschlossen das abwechslungsreiche Nachwuchsfestival und entließen ein begeistertes Publikum in die Nacht. pepe « oben |
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